19 Feb

Innenstadt: Die Stadt gibt fast 10x mehr für Parkhäuser aus als für Stadtgestaltung

City Bochum: Die Tiefgaragenparketagen sehen schick und stylisch aus, die Plätze darüber öd und trostlos. Diese Bild ist nicht überraschend. Im Zeitraum 2017-2027 werden 65,2 Mio. in die Parkhäuser investiert, aber nur 33,4 Mio. in die Gestaltung der Innenstadt. Davon wiederum trägt die Stadt nur 20% (6,7 Mio.), die Parkhauskosten dagegen finanziert sie zu 100%.

Die Bochumer Innenstadt entwickelt sich leider seit Jahren nicht positiv. Lange war die Idee, Kunden mit vielen, kostengünstigen Parkplätzen in modernen, schicken Parkhäusern unter der Innenstadt zu locken. Über Jahrzehnte flossen Millionen städtischer Gelder in City-Parkhäuser, dafür wurde die Stadtgestaltung vernachlässigt. Doch diese Strategie ging nicht auf. Denn die entscheidenden Faktoren um Kunden in die Innenstadt zu locken sind Flair, Ambiente und Aufenthaltsqualität, nicht schicke Parkplätze. (Shoppen in der City: Parkplätze kaum relevant für Ladenumsätze) Ist die Stadtgestaltung einfallslos, unattraktiv, öd und trostlos haben Kunden keinen Anreiz in die Innenstädte zu kommen, daran ändern auch die besten Parkbedingungen nichts.

10x mehr städtisches Geld für Parkhäuser als für Stadtgestaltung

Obwohl Politik, Oberbürgermeister und Stadt seit mindestens 2015 beteuern, erkannt zu haben, dass der entscheidende Punkt für eine positive Entwicklung der City die Gestaltung der Innenstadt ist, zeigen die städtischen Ausgaben für die Innenstadt, dass real kaum städtisches Geld für mehr Flair, Ambiente und Aufenthaltsqualität in der City ausgegeben wird, dafür aber weiterhin große Summen in die Parkhäuser der Innenstadt fließen. Ausweislich der Wirtschaftspläne der Bochumer Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG), die die Parkhäuser betreibt, wurden und werden von 2017-2027 65,2 Mio. Euro in die Parkhäuser investiert.

Investitionen zur Gestaltung der Innenstadt

    Rechnet man hingegen die Kosten für die Maßnahmen zusammen, die für die Verbesserung der Gestaltung der Innenstadt bis 2027 umgesetzt wurden bzw. umgesetzt werden sollen (Integriertes Stadtentwicklungskonzept Innenstadt), ergeben sich zusammen nur 33,2 Mio. Euro, wobei 80% der Investitionskosten aus Fördermitteln von Bund und Land finanziert und nur 20% von der Stadt getragen werden. Aus städtischen Mitteln fließen somit nur 6,7 Mio. Euro in die Innenstadt. Das ist ein Zehntel der Summe, die im gleichen Zeitraum in die Parkhäuser fließt. Allein der Neubau des Parkhauses P7 kostet bereits 10 Mio. Euro (WAZ vom 13.04.22).

    Teil der Mittel für Stadtgestaltung wird indirekt für Parkhäuser ausgegeben

    Auch fließt ein nicht unwesentlicher Teil der Gelder, die auf dem Papier für die Gestaltung der Innenstadt ausgegeben werden sollen, de facto ebenfalls in Parkhäuser. So kostet die Umgestaltung des Husemannplatzes statt geplanter 4 Mio. voraussichtlich mindestens 8 Mio., weil die vor dem Neubau des Platzes erforderliche Abdichtung des darunter befindlichen Parkhauses teurer wird (Husemannplatz – zwei Jahre zu spät fertig und 4 Mio. teurer als geplant).

    Die geplante Erneuerung des Dr.-Ruer-Platzes dient ebenfalls in erster Linie nicht einer Verschönerung des Platzes, sondern der Behebung eines bautechnischen Mangels des darunter liegenden Parkhauses. Die Tragschicht unter der Platzpflasterung muss erneuert werden, da diese für das Parkhaus zu schwer ist, Das Parkhaus soll statisch entlastet werden, weil die dadurch bedingten Beschränkungen bisher eine vielfältige Nutzung des Platzes verhindern (Maßnahme B7, ISEK Innenstadt).

    Parkgebühren können Kosten für Parkhäuser und Stellplätze nicht decken

    Dazu werden die Investitionen in die Parkhäuser nicht durch die Parkgebühren refinanziert. Aus Parkgebühren erzielt die Stadt im Zeitraum 2017-2027 Umsatzerlöse in Höhe von 95,81 Mio. (Wirtschaftspläne WEG, u.a. für 2023). Geht man davon aus, dass ein Drittel des Gesamtaufwands des Parkhausunternehmens WEG auf Betrieb, Instandhaltung, Abschreibungen und Zinsen der Parkhäuser entfällt, stehen den Erlösen 106,35 Mio. Euro Kosten entgegen. Darin bereits eingerechnet sind die Kosten, für die 2.360 von der WEG bewirtschaftete Straßenstellplätze außerhalb von Parkhäusern, bei denen die Parkgebühren zwar die WEG vereinnahmt, die Kosten für die Stellplätze aber die Stadt trägt (rd. 220 Euro pro Stellplatz pro Jahr).

    Investitionen, Kosten und Erlöse Parkhäuser

      Zusammengerechnet ergibt sich In 11 Jahren (2017-2027) bei rein betriebswirtschaftlicher Betrachtung somit eine Unterdeckung von 10,54 Mio. Euro. Aus volkswirtschaftlicher Sicht kommen die nicht kalkulierten, aber erheblichen externen Kosten des Parksuchverkehrs für Lärm, Luftverschmutzung, Unfälle, Klimafolgeschäden u.a. noch hinzu.

      Autofxierte Strategie zur Innenstadtentwicklung ist nicht mehr zeitgemäß

      Die genannten Zahlen zeigen, obwohl nur 36% der Innenstadtkunden die City mit dem Auto erreichen (IHK Bochum: Auswirkung des E-Commerce) ist die Strategie zur Entwicklung der Bochumer Innenstadt auch 2023 noch vollkommen einseitig auf das Auto ausgerichtet Und das trotzdem die Grünen seit über 20 Jahren Teil der im Stadtrat bestimmenden Mehrheitskoalition sind.

      Die Erkenntnis, dass entscheidend für die Vitalität der Innenstadt Flair, Ambiente und Aufenthaltsqualität sind, scheint trotz aller gegenteiligen Lippenbekenntnisse, an Stadt und Politik in Bochum vorbei gegangen zu sein (IFH-Studie: Vitale Innenstädte). Die Investition von nur 6,7 Mio. Euro städtischem Geld für die Verbesserung der Gestaltung der Innenstadt, und das über einen Zeitraum von 11 Jahren ist lächerlich gering. Würde die Stadt ernsthaft das Ziel verfolgen, mehr Menschen in die Innenstadt zu locken, müssten die Investitionen in die Stadtgestaltung vervielfacht werden. Die von der Stadt bisher verfolgte Bedingung, dass Gestaltungsmaßnahmen nur dann ungesetzt werden, wenn diese im Wesentlichen (i.d.R. zu 80%) von Land und Bund finanziert werden, muss aufgegeben werden. Dass diese Voraussetzzungen für Investitionen zur Stadtgestaltung, aber nicht bei Parkhäusern gilt, ist weder zielführend noch gerechtfertigt.

      Auch angesichts dessen, dass Menschen, die zu Fuß (780 Euro), mit dem ÖPNV (600 Euro) oder mit dem Rad (570 Euro) die Innenstädte erreichen, im Jahr erheblich mehr Geld in der City ausgeben als Autokunden (480 Euro), ist die anhaltend einseitige Autofixierung bei der Innenstadtentwicklungen unverständlich. (Local Business Perception vs. Mobility Behavior of Shoppers: A Survey from Berlin).

      08 Nov

      Umgestaltung des Zugangs zum Bongard-Boulevard

      Die STADTGESTALTER schlagen vor, den Zugangsbereich vom Bahnhof zum Bongard-Boulevard neu zu gestalten. Die bisherige Zuwegung schreckt die Menschen ab, den Boulevard aufzusuchen. Mangels Kundenfrequenz funktioniert insbesondere der obere Teil des Boulevards am Innenstadtring nicht. Seit Jahren vollzieht sich ein zunehmender Trading-Down-Effekt mit ständig wechselnden Leerständen.

      Der Bongard-Boulevard ist eine Fehlplanung

      Der Bongard-Boulevard hat seit Fertigstellung nie funktioniert. Eigentlich war das Ziel der Stadtplaner, eine Flaniermeile zu schaffen, auf der viele Menschen von Hauptbahnhof bis Rathaus auf und ab laufen sollten. Doch besonders im oberen Teil sieht man statt Menschen nur eine öde Pflasterwüste, an der sich kaum Geschäfte halten. Das Einkaufszentrum in der Bochum Stadtbadgalerie, jetzt Bochumer Fenster, ist weg, zuletzt ist der Modepark Röther aus dem Gebäude ausgezogen. Die erhoffte Belebung der Innenstadt durch den Boulevard ist ausgeblieben.

      Die Busse, die über den Boulevard fahren, beeinträchtigen die Aufenthaltsqualität erheblich, bringen auf der anderen Seite aber wichtige Kunden in diesen Teil der Innenstadt. Dass man die Straßenbahn unter die Erde verlegt hat, obwohl die Busse noch weiter oben fahren, belegt die Unzulänglichkeit des Planungskonzeptes, das dem Bau des Boulevards zugrunde lag.

      Eine weiterer Planungsmissstand findet sich am Zugang vom Innenstadtring. Für die Autokunden hat man eine über 15 Meter luxuriös breite Tiefgaragenzufahrt angelegt, während sich Fußgänger und ÖPNV-Nutzer von Busbahnhof, Hauptbahnhof sowie den Zugängen zu U35 und Straßenbahnen durch einen engen, dunklen und versifften Hausdurchgang und einen folgenden kaum zwei Meter breiten Gehweg quetschen müssen. um endlich auf den 30 Meter breiten Boulevard zu gelangen. Auf Besucher macht diese Situation den Eindruck Autokunden seien herzlich willkommen, Menschen, die mit Bus und Bahn, zu Fuß oder mit dem Rad kommen, nur geduldet.

      Heruntergekommener Zugang zum Bongard-Boulevard

      Radfahrer hatte man bei den Planungen zum Boulevard ganz vergessen. Letztlich hat die Stadt den oberen Teil der Fußgängerzone Huestraße für den Radverkehr freigegeben, um den Radfahrern den unkomfortablen bis gefährlichen Weg über die Busspuren des Boulevards zu ersparen.

      Hier wurde quasi in Stein gemeißelt wie Stadt und Einzelhändler über Jahrzehnte ihre Kunden in zwei Klassen eingeteilt haben, in Kunden erster Klasse, die mit dem Auto kommen, für die man mit 7-stelligen Unsummen jeden erdenklichen (Park-)Komfort geschaffen hat und die anderen Kunden zweiter Klasse, deren Bedürfnisse als vernachlässigbar angesehen wurden. Und dass obwohl nur knapp über ein Drittel der Kunden die Innenstadt mit dem Auto aufsucht.

      Zur Belebung des Boulevards, muss der Zugang attraktiver werden

      Doch diese Zeiten sind mittlerweile vorbei. Stadt und Einzelhändler haben aus dem schleichenden Niedergang der City gelernt. Sie haben erfahren müssen, dass sie von den Autokunden allein nicht leben können und die anderen Kunden, die nicht mit dem Auto kommen, für sie mindestens ebenso wichtig sind. Es ist also Zeit den Zugang zum Bongard-Boulevard so neu zu gestalten, dass alle Innenstadtbesucher, egal welches Verkehrsmittel sie benutzen, einen attraktiven Zugang zum Boulevard erhalten und auf diese Weise insbesondere der obere Teil des Boulevards belebt wird.

      Mehr Platz für Fußgänger, ÖPNV-Nutzer und Radfahrer

      Dazu legen die STADTGESTALTER jetzt folgenden Vorschlag vor:

      Umgestaltung des Zugangs zum Bongard-Boulevards, Vorschlag STADTGESTALTER

      Rückbau der Zufahrtsrampe zum Parkhaus und Verlegung einer Busspur – Die bisher über 15 Meter breite Parkhauszufahrt soll auf die Breite der Fahrspuren (aktuell 6-7 Meter) zurück gebaut werden. Zwischen Zufahrt und dem ehemaligen Stadtwerkegebäude entsteht so eine auf 12,5 Meter verbreiterte Fläche, die es möglich macht die Busspur mit dem Verkehr in Richtung Ring ebenfalls auf diese Seite der Zufahrtsrampe zu verlegen. Bei einer Fahrbahnbreite für beide Busspuren von 6,5 Metern, verbleibt so auf beiden Seiten Platz für einen Gehweg mit Bussteig in je 3 m Breite.

      Mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer – Auf der anderen Seite der Parkhauszufahrtsrampe verschwindet somit die Busspur und es entsteht auf über 13 Meter Breite so viel Platz für Fußgänger, dass in Fahrtrichtung Wittener Straße direkt entlang der Parkhausrampe zusätzlich ein mindestens 1,5 Meter breiter Radweg angelegt werden kann.

      Verbesserte Querungen für Fußgänger – Die Pläne der STADTGESTALTER sehen weiterhin vor, den Zugang zu den Bussteigen zu verbessern. Die Bus-Nutzer sollen bevorrechtigt und ohne Ampel direkt vor der Tiefgaragenrampe über die Fahrspuren der Parkhauszufahrt zu den Bussteigen laufen können. Ebenfalls soll es Fußgängern auf gleicher Höhe des Boulevards zukünftig möglich sein die Busspuren mit Vorrang zu queren, um von einem Bussteig zum anderen zu wechseln. Dafür soll auf den Spuren ein Zebrastreifen markiert werden.

      Verschwenkung der Busspur Richtung Innenstadtring – Während die Busspur in Fahrtrichtung Rathaus unverändert bleibt, schlagen die STADTGESTALTER vor, die Busspur in Fahrtrichtung Innenstadtring nach der Rampe zum Parkhaus über die Ein- und Ausfahrt zur Tiefgarage zu verschwenken, damit die Busse über diesen Weg zu den Aufstellspuren an der Kreuzung zum Ring gelangen können. Aufgrund der überschaubaren Menge PKW, die in das Parkhaus einfahren oder es verlassen, sollte die beschriebene Querung keine Verkehrsprobleme zur Folge haben.

      Die dargestellte Lösung bietet für den Busverkehr einen weiteren Vorteil, an der Haltestelle wartende bzw. pausierende Busse können aufgrund der Zusammenlegung der beiden Busspuren von nachfolgenden Bussen überholt werden.

      Keine Nachteile für den Autoverkehr, deutliche Verbesserungen für Fußgänger, ÖPNV-Nutzer und Radfahrer

      Heutige Gestaltung vs. Vorschlag STADTGESTALTER

      Während der Rückbau der Parkhausrampe auf die Breite der Zufahrtsspuren für die Autofahrer keine Nachteile bei der Erreichbarkeit des Parkhauses bedeutet, bekommen Fußgänger, ÖPNV-Nutzer und Radfahrer mehr Platz und werden bei der Verkehrsführung bevorzugt. Im Ergebnis wird die von den STADTGESTALTERn vorgeschlagene Verbesserung der Zugangssituation die Attraktivität des Boulevards steigern und zu mehr Belebung wie einer höheren Kundenfrequenz führen.

      Weitere Verbesserungen sind erforderlich

      Die Maßnahme wird jedoch absehbar nicht ausreichen um den aktuell insbesondere im oberen Teil des Boulevards Trading-Down-Effekt zu beobachtenden aufzuhalten. Dazu sind weitere Maßnahmen erforderlich. Anzudenken wäre besonders eine Umgestaltung der bestehenden Pflasterwüste, eine gezielte Begrünung des gesamten Boulevards, eine alternative Verkehrsführung für zumindest einen Teil der Buslinien, die aktuell noch über den Boulevard verlaufen sowie bessere Querungsmöglichkeiten des Innenstadtrings zum Busbahnhof und eine Lösung für die ungünstige Windsituation im oberen Teil des Boulevards.

      Die von den STADTGESTALTERn vorgeschlagene Verbesserung der Zugangssituation zum Boulevard kann also nur ein erster Schritt zur Aufwertung des Bongard-Boulevards sein, die auch schon auf der ToDo-Liste des Stadtbaurates steht.

      24 Jun

      Wo steht Bochum nach dem Ende des Lockdown?

      Geht man in diesen Tagen durch die Bochumer Innenstadt, dann schaut es fast so aus, als sei alles so wie vor der Krise, nur die vielen Menschen mit Masken weisen darauf hin, dass die Normalität doch noch nicht zurückgekehrt ist. Was sind die Folgen der Corona-Krise für Bochum? Was kommt noch auf die Stadt zu?

      Halten Einzelhandel, Gastronomie und Veranstalter durch?

      Mit Maske Bummeln und Shoppen gehen? Da halten sich doch viele zurück. Nicht wenige, die bisher mit Online-Shopping wenig am Hut hatten, haben in der Krise das Einkaufen im Internet zu schätzen gelernt. Diese Effekte werden sich nur begrenzt zurückdrehen lassen. Die negative Entwicklung im Einzelhandel vor Ort in Bochum wird sich beschleunigen. Es wird zu weiteren Geschäftsaufgaben kommen. Zwar tut sich vieles in der Bochumer Innenstadt, das positive Effekte haben wird, wie die Erneuerung der Plätze, wie Husemannplatz und hoffentlich auf Rathausplatz, Markthalle, Haus des Wissens und die Anbindung der City an den Radschnellweg. Doch bis diese Projekte umgesetzt sind und Früchte tragen, dauert es noch bis mindestens 2023.

      Es wird sich rächen, dass die Politik in Bochum in Sachen Innenstadtaufwertung viel zu spät den Schalter von autogerechter zu lebenswerter Innenstadt umgelegt hat. Die positiven Effekte der lauenden Innenstadtprojekte wird für einige, hoffentlich nicht für viele, Einzelhändler zu spät kommen.

      Die Folgen für Gastronomen und Veranstalter werden noch deutlich dramatischer ausfallen. Ein Drittel des Umsatzes in der Innenstadt wird schon heute von der Gastronomie erwirtschaftet. Die weiter bestehenden Maßnahmen, beschränken die Zahl der Kunden und halten sie vom Besuch von Kneipe und Restaurants ab. Es fehlen die Veranstaltungen, nicht nur im Bermudadreieck, die sonst Innenstadtbesucher auch in die Gastronomie locken. Zu erwarten ist, dass auch hier eine Reihe von Betrieben aufgeben wird. Noch nicht absehbar ist, ob sich langfristig neue Betriebe mit gleicher Anziehungskraft finden werden, wenn sich die Lage wieder vollständig normalisiert hat. Auch ist offen, ob Strukturen, wie sie das Bermuda3Eck aufweist, durch den wirtschaftlichen Einbruch nachhaltig geschädigt werden. Können entstehende Leerstände wieder in gleicher Qualität besetzt werden, werden sich Lücken auftun oder werden diese vermehrt durch Betriebe ersetzt, die der Anziehungskraft des 3Ecks nicht zuträglich sind, Stichwort Shisha Bars?

      Wird es bald wieder Veranstaltungen wie Bochum Total geben, die den Ruf von Bochum in der Vergangenheit sehr positiv geprägt haben 2021 wieder geben oder fehlt den Veranstaltern in Zukunft die wirtschaftliche Kraft diese zu stemmen?

      22 Dez

      Drei Vorschläge für Gerthe

      “Gerthe ist das Dorf in der Stadt!” zu diesem Ergebnis sind die Bürger in drei Workshops im Jahr 2017 gekommen, bei denen Ideen und Vorschläge für Verbesserungen im Stadtteil gesucht wurden (Handlungsleitfaden Gerthe)

      Markt und Fußgängerzone sind die größten Baustellen

      Gerthe hat fast alles, was ein Stadtteil braucht. Vieles erledigen die Menschen im Stadtteil, die Identifikation mit dem Stadtteil ist groß, es gibt eine gute kleinstädtischen und aktive Nachbarschaft. Fußgängerzone und Markt geben allerdings kein gutes Bild ab. Anders als die Bewohner eines Dorfes, kaufen viele Gerther nicht im Stadtteilzentrum ein. Sie treffen sich nicht dort und verbringen im Ortszentrum nur selten Zeit. Für diese Zwecke fährt man, in der Regel mit dem Auto, woanders hin, zu Discountern oder Einkaufszentren abseits der Wohngebiete oder in andere Stadtteile oder Städte. In der Folge veröden Markt und Fußgängerzone immer mehr. Leerstände prägen das Bild. Der Wochenmarkt hat gerade noch drei Stände (Gerthe – Defizite und Entwicklungsschwerpunkte).

      Gerthe-West: 800 bis 1.000 neue Einwohner für Gerthe

      Zum Einzugsbereich von Gerthe gehören auch die Wohngebiete im Nordwesten von Hiltrop, die direkt an das Gerther Stadtteilzentrum grenzen. Hier an der Grenze zu Gerthe soll nunmehr ein Wohngebiet mit 800 – 1.000 Menschen entstehen (Wohnbaufläche Gerthe-West). Die geplanten Neuansiedlungen war 2017 leider nicht Gegenstand der Bürgerworkshops, obwohl diese die Entwicklung von Gerthe wesentlich beeinflussen werden. Viele Bürger wenden sich jetzt gegen die geplante Bebauung, weil sie eine großflächige Vernichtung von Grün- und Freiflächen befürchten. Die Bebauung muss also zusammen mit den Bürgern vor Ort geplant werden. Wichtig ist auch, dass dabei Gerthe und die angrenzenden Wohngebiete in Hiltrop als ganzes betrachtet werden und der Handlungsleitfaden von 2017 weiter entwickelt wird.

      Auch müssen weitere Maßnahmen entwickelt werden, die insbesondere eine Belebung von Markt und Fußgängerzone zur Folge haben. Nachdem der Erhalt des Verwaltungsgebäudes Lothringen gelungen ist und der Neubau des Schulzentrums auf den Weg gebracht wurde, muss dieses Problem dringend angegangen werden. Die Im vorliegenden Handlungsleitfaden aufgelisteten Maßnahmen werden dazu nicht ausreichen. Die Probleme Müssen grundlegender angepackt werden. Weiterlesen

      01 Sep

      Drei Vorschläge für Werne

      In Bochum-Werne besteht in vielen Bereichen dringender Handlungsbedarf (Stadtteilranking – Welche Ortsteile brauchen dringend Hilfe, welchen geht es gut?), daher hat die Stadt für diesen Stadtteil zusammen mit dem Stadtbereich Langendreer – Alter Bahnhof ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK) aufgestellt. Doch können die dort aufgeführten Maßnahmen nur ein erster Ansatz sein, um die Lebens- und Aufenthaltsqualität in Werne nachhaltig zu verbessern und den festzustellenden Abwärtstrend dauerhaft umzukehren. Die STADTGESTALTER haben für Werne daher drei weitergehende grundlegende Verbesserungsvorschläge entwickelt.

      Das Stadtteilzentrum am Werner Hellweg und Werner Markt entwickeln sich negativ

      Da entlang des Werner Hellwegs zunehmend eine erhöhter bis hoher Ladenleerstand zu beobachten ist. beseht laut ISEK-Gutachten ein erheblicher Handlungsbedarf in Bezug auf die Stabilisierung des Einzelhandels im Stadtteilzentrum von Werne, Hinzu tritt eine geringe Kaufkraft weiter Teile der Bewohnerschaft. Zudem bleibt der zentrale Werner Markt “aufgrund mangelnder gestalterischer Qualität und Funktionalität jedoch weit hinter seinen Potenzialen zurück“ (ISEK, S. 198).

      Auch kritisiert das ISEK Gutachten den schlechten baulichen Zustand der Straßenräume und deren unpassende Dimensionierung. „Der mangelhafte Zustand vieler Straßen und Gehwege stellt aufgrund der damit einhergehenden mangelnden Barrierefreiheit ein wesentliches Problem und eine Gefahrenquelle für Kinder, Familien und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen dar“ (ISEK, S. 184).

      Dies ist besonders entlang des Werner Hellwegs auffällig. Der Bereich, in dem sich die Geschäfte entlang der Straße aufreihen, ist nicht barrierefrei. Die Fußgänger werden an den Rand gedrängt. Auf ganzer Länge werden die Fußgängerwege als Parkfläche genutzt, so dass auf dem verbleibenden Gehweg Menschen mit Rollator oder Kinderwagen nicht mehr aneinander vorbei kommen. Die vorgeschriebene Mindestbreite von Gehwegen von 2,5 m wird nicht erreicht. Von 14 m Straßenbreite, werden 11 m vom Autoverkehr zum Fahren und Parken beansprucht (78,5 %), kaum 3 m verbleiben für Fußgänger (21,5 %), für Radfahrer wird kein Platz ausgewiesen. Die Straße bietet insgesamt ein wenig attraktives Bild. Neben der Aufenthalts- ist auch die Gestaltungsqualität des öffentlichen Raums gering, dies wird im Gutachten zum ISEK als mögliche Ursache für die geringe Attraktivität des zentralen Versorgungsbereiches identifiziert (ISEK, S. 339). Weiterlesen

      04 Aug

      August-Bebel-Platz vs. August-Bebel-Park

      Nach der politischen Sommerpause will die Stadtverwaltung die drei vorliegenden Planungen zur Neugestaltung des August-Bebel-Platzes vorstellen. Die STADTGESTALTER stellen nach intensiven Gesprächen mit Wattenscheidern und Inhabern von Geschäften am Platz eine weiterentwickelte Planung für den August-Bebel-Park vor (Update Planungsentwurf).

      Aufteilung Platzfläche heute

      Heute besteht die Platzfläche zu 56 % aus Verkehrsfläche (15 % Bus und Bahn, 41 % PKW und LKW), während nur 40 % der Fläche den Fußgängern vorbehalten ist. Die wenigen Beete auf dem Platz machen nur 4 % der Gesamtfläche aus (Grafik, Aufteilung Platzfläche).

      Fest steht, das soll sich grundlegend ändern, der Platz soll komplett neu gestaltet und möglichst weitgehend verkehrsberuhigt werden. Doch viele Fragen sind noch offen. Weiterlesen

      22 Jul

      Markthalle an der Viktoriastraße

      Hört man sich in der Stadt um, scheinen die Meinungen eindeutig verteilt: Eine große Zahl der Innenstadtbesucher wünschen sich eine Markthalle. Von dem Einkaufszentrum am Husemannplatz, an dessen Bau SPD und Grüne unbeirrt festhalten, halten die allermeisten dagegen wenig.

      Die Markthalle würde die Stadt bereichern. Sie wäre ein Anziehungspunkt. Keine Stadt im Ruhrgebiet besitzt eine große Markthalle in der Innenstadt. Über 50 Ladenheiten (Mögliche Läden in der Markthalle) könnten in einer Markthalle Platz finden. Ihr Angebot würde das Angebot der Innenstadt bereichern und ergänzen. Anders als beim Einkaufszentrum würden die Geschäfte im Center nicht solche an anderer Stelle in der Innenstadt verdrängen.

      Die überdachte Viktoriastraße als Markthalle

      Doch wo in der Stadt ist der optimale Platz für eine Markthalle? Sie sollte, wenn möglich direkt an der Fußgängerzone liegen, am besten an einem der zentralen Plätze. Die STADTGESTALTER schlagen jetzt einen neuen Standort vor. Nach dem Vorschlag der STADTGESTALTER soll die Viktoriastraße zwischen Rathausplatz und Husemannplatz bis zur Einbiegung der ABC-Straße überdacht und so in eine Markthalle umgewandelt werden (Plan Markthalle).

      Nach dem Willen der Stadtplanung soll die Viktoriastraße zum „frequenzbringenden Rückgrat“ der Innenstadt werden. Bisher gibt es an der Straße außer der Spielhalle, der Rückseite von Deichmann und der Mayerschen, eigentlich nur Leerstand.
      Das wird sich neuem Pflaster ebenso wenig ändern lassen wie dies am Bongard-„Boulevard“ gelungen ist. Die Markthalle könnte der Anziehungspunkt werden, der benötigt wird, damit die Innenstadtbesucher über die Viktoristraße vom Husemannplatz zum Rathausplatz laufen. Weiterlesen

      24 Jun

      Fünf besondere Plätze für die Innenstadt

      Die Stadt möchte die Fußgängerzone erweitern. Die Viktoriastraße vom Husemannplatz bis Rathausplatz soll zur zusätzlichen Einkaufsmeile oder, wie es die Verwaltung formuliert, zu einem „frequenzbringenden Rückgrat der Innenstadt“, entwickelt werden (Grundsatzbeschluss Viktoriastraße). Baltz möchte das Erdgeschoss des Telekomblocks zu einem Sporthaus umbauen. Die Justizgebäude am Husemannplatz sollen einem Einkaufszentrum mit 15.000 qm Verkaufsfläche für 5-6 große und 4 Minigeschäfte, ergänzt durch ein Hotel und Büroflächen weichen.

      Stadtplanung will mehr Einzelhandelsfläche über die Innenstadt verteilen

      Während in Fachbeiträgen zur Einzelhandelsentwicklung vorgeschlagen wird die Einzelhandelsflächen in den Innenstädten zu konzentrieren und gesund zu schrumpfen (Welt vom 05.06.17), um der abnehmenden Nachfrage aufgrund des zunehmenden Online-Handels Rechnung zu tragen (Welt vom 05.02.17) schlägt das Stadtplanungsamt den umgekehrten Weg vor, noch mehr Einzelhandelsflächen sollen über das Gebiet der Innenstadt verteilt werden.

      Doch schon jetzt finden 4.500 qm Verkaufsfläche im SinnLeffers-Gebäude keinen neuen Mieter, auch in der Drehscheibe, der Witteler-Passage und dem Kortumhaus stehen erhebliche Flächen leer. Beim Saturn im Kortumhaus stellen sich Insider nicht mehr die Frage ob, sondern wann er die Innenstadt verlässt. Weiterlesen

      06 Jan

      Bochum- und Wattenscheid-Karte

      Die Bürger kaufen wieder mehr in ihrem Stadtviertel ein und beauftragen Handwerker aus ihrem Viertel oder gehen dort in ihre Kneipe oder Bar. Das ist das Ziel der Bochum- und Wattenscheid-Karte, die von der Initiative „Bochum und Wattenscheid ändern mit Herz“ entwickelt wurde. Die Karte soll die Verbundenheit der Menschen mit ihrem Stadtviertel fördern. Wer mit der Karte in seinem Stadtviertel einkauft, bei denen bedanken sich die Kaufleute für ihre Treue mit besonderen Angebote, Rabatten oder Give-aways.

      So werden Bochumer und Wattenscheider animiert mehr in ihrem Stadtviertel einzukaufen, dort Handwerker zu beauftragen oder Gaststätten aufzusuchen. Steigt die Nachfrage im eigenen Stadtviertel können auch wieder neue interessante Geschäfte in die Stadtteilzentren gelockt werden.

      Die Karte soll helfen, den Trend zu stoppen, dass Bochumer und Wattenscheider auf Kosten der Geschäfte im Stadtteil immer mehr in Discountermärkten abseits der Wohnviertel einkaufen. Mehr Menschen sollen sich auf einen Besuch ihres Stadtteilzentrums zu Fuß oder mit dem Rad freuen, um dort die täglichen Einkäufe zu erledigen, sich mit Freunden aus dem Viertel zu treffen oder andere Dingen im Viertel zu erledigen. Das Auto bleibt öfter stehen, der Einkauf ist stressfreier, der Verkehrslärm sinkt. Die Identifikation mit dem Viertel steigt.

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