August-Bebel-Platz vs. August-Bebel-Park
Nach der politischen Sommerpause will die Stadtverwaltung die drei vorliegenden Planungen zur Neugestaltung des August-Bebel-Platzes vorstellen. Die STADTGESTALTER stellen nach intensiven Gesprächen mit Wattenscheidern und Inhabern von Geschäften am Platz eine weiterentwickelte Planung für den August-Bebel-Park vor (Update Planungsentwurf).
Heute besteht die Platzfläche zu 56 % aus Verkehrsfläche (15 % Bus und Bahn, 41 % PKW und LKW), während nur 40 % der Fläche den Fußgängern vorbehalten ist. Die wenigen Beete auf dem Platz machen nur 4 % der Gesamtfläche aus (Grafik, Aufteilung Platzfläche).
Fest steht, das soll sich grundlegend ändern, der Platz soll komplett neu gestaltet und möglichst weitgehend verkehrsberuhigt werden. Doch viele Fragen sind noch offen.
Zwei Fragen stehen dabei besonders im Vordergrund:
1. Soll ein neuer Platz entstehen oder soll die Fläche in einen Park umgewandelt werden?
Die Fläche des Platzes erstreckt sich heute über fast 14.000 qm (ohne Platzbebauung). Damit ist der heutige Platz fast 4x größer als z.B. der Alte Markt. Würde die gesamte Platzfläche wie ein Platz gestaltet, verlören sich wenige Menschen auf einer riesigen Fläche. Der Platz wäre überdimensioniert und würde nicht funktionieren. Daher bestehen realistisch nur zwei Möglichkeiten, durch massive Einbauten wird die heutige Fläche auf eine überschaubare Platzfläche auf bis maximal 5.000 qm oder die Gesamtfläche wird in eine urbane Parkfläche verwandelt (Mögliche Bebauungsflächen August-Bebel-Platz).
Der neue Platz entstünde im Süd-Westen des heutigen Platzes, der Nord- und gegebenenfalls der Westteil würden mit 5-8 stöckigen Gebäuden passend zu der bereits bestehenden Bebauung überbaut.
2. Wie soll zukünftig der Verkehr organisiert werden?
Heute durchschneidet eine 33 m breite Barriere aus 5 Fahrspuren plus Straßenbahntrasse den gesamten Platz und zerteilen ihn diagonal. Eine der Fahrspuren wurde bereits zu einer Busspur umgewandelt. Bei der Ein- und Ausfahrt vom Platz steht PKWs und LKWs nur noch eine Spur je Richtung zur Verfügung. Autoverkehr ist auf dem Platz, seitdem die Hansastraße für den Verkehr zum Westkreuz als Umgehungsstraße dient, eher wenig zu beobachten, zwischen den Ampelphasen ergeben sich lange Zeitabschnitte, zu denen gar keine Autos den Platz queren (Verkehr auf dem August-Bebelplatz, 29.06.18, 17 Uhr). Über den Platz fließt fast ausschließlich Verkehr mit dem Ziel Wattenscheider Heide.
Als im Rahmen der Sanierung der Bochumer Straße dort die Durchfahrt für Wochen gesperrt war, kam der Verkehr auf dem Platz fast vollständig zum Erliegen. Der Verkehr verteilte sich problemlos auf andere Straßen, ohne dass es dort zu spürbaren Mehrbelastungen kam.
Eine Sperrung des Platzes für PKWs und LKWs ist somit ohne Probleme möglich.
Weiterentwicklung der Parkidee
Nach intensiven Diskussionen mit vielen Wattenscheider und Inhabern von Geschäften am August-Bebelplatz, haben die STADTGESTALTER ihren Planungsentwurf für den August-Bebel-Park weiter entwickelt (Update Planungsentwurf).
Die Haltestelle in der Mitte des Parks wurde so überplant, dass jetzt Busse und Straßenbahnen am selben Bahnsteig halten. Das spart Umsteigezeiten und Wege. Auch steigt die Leistungsfähigkeit der Haltestelle.
Der neue Plan der STADTGESTALTER sieht zudem einen 1.800 qm großen Platz in der Mitte des Parks mit angrenzendem Café vor, auf dem ein Wochen, Feierabend- und Weihnachtsmarkt stattfinden könnte.
Im Nordteil des Platzes sieht der Plan einen rd. 840 qm großen Parkplatz mit einer darunter befindlichen Parkhausebene vor (Plan Parkhaus). Aufgrund des Anstiegs des Platzes von der Voedestraße aus, kann die Tiefebene mit 40 Stellplätzen fast ebenerdig befahren werden. Darüber verbleiben oberirdisch 34 Stellplätze + 6 Taxiplätze. Eine mögliche Seilbahnstation für eine zentrale Nahverkehrsachse zum Bahnhof und nach Höntrop (Zentrale Seilbahn-, Straßenbahn- oder Busachse für den Wattenscheider Nahverkehr) könnte neben dem Parkhaus platziert werden.
An der Kreuzung Hochstraße/ Bahnhofsstraße haben die STADTGESTALTER eine großzügige Fahrradabstellfläche mit Radverleihstation vorgesehen.
Platz oder Park?
Die Politik steht vor der grundsätzlichen Entscheidung, will sie den aktuellen Platz mit Gebäuden teilweise zu bauen, um einen kleineren, überschaubaren und klar abgegrenzten Platz zu schaffen oder soll die jetzige Platzfläche in eine urbane Parklandschaft umgewandelt werden.
Im Rahmen dieser Entscheidung stellen sich einige wichtige Fragen: Wie lässt sich die bestehende Gebäudestruktur durch eine neue Bebauung architektonisch ansprechend ergänzen? Ist es sinnvoll eine neue Bebauung mit neuen Einzelhandels-, Gastronomie- und Büroflächen zu schaffen? Besteht dafür in Wattenscheid ein Bedarf? Welche Auswirkung hat eine solche Bebauung auf die Geschäfte, die sich an der heutigen Ostseite des Platzes befinden, die dann im Schatten der neuen Bebauung verschwinden? Wie geht man mit der Barrierewirkung der Straße um, die auch weiterhin den dann kleineren Platz teilen wird? Diese wird sich verstärken, wenn sich das Verhältnis Platzfläche zu Verkehrsfläche noch weiter vermindert.
Es gilt verschiedene Kriterien abzuwägen, ob man sich für einen Platz oder einen Park entscheidet. Die STADTGESTALTER haben einen Katalog von Kriterien entwickelt, der sie in ihrer Einschätzung bestärkt, dass die Umgestaltung des August-Bebel-Platzes in einen urbanen Park mehr Erfolg verspricht, als eine teilweise Bebauung zur Einrichtung eines kleineren Platzes (Vergleich Platz vs. Park).
Man darf gespannt sein auf die Vorstellung der drei Planungsentwürfe, die die Stadt zu dem Platz hat anfertigen lassen. Danach wird die Diskussion, wie der Platz umgestaltet werden soll erst richtig entbrennen.
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