25 Dez

Neues City-Highlight: Viktoria-Promenade vom Rathaus zum Schauspielhaus

Auch die Bochumer Innenstadt entwickelt sich von der Einkaufs- zur Erlebnisstadt. Fast alle Zukunftsprojekte der Innenstadt vom Haus des Wissens, dem Viktoria Karree, dem neuen Husemannplatz, dem Haus der Musik bis zum City-Tor-Süd entstehen an der Nord-Süd-Achse der Stadt. Zeit, dass die Viktoriastraße zur Fußgängerpromenade wird. Die STADTGESTALTER haben dazu einen Vorschlag entwickelt

Erfolgreiche Innenstädte besuchen die Menschen, weil sie sich dort gerne aufhalten, um Freunde zu treffen oder einfach, weil sie in der Innenstadt gerne Zeit verbringen. Das bedeutet, die City sollte so gestaltet werden, dass die Menschen stolz auf die Innenstadt sind und jenen gerne zeigen, die sie in Bochum besuchen. Denn mit spannenden Plätzen, ansehnlichen Gebäuden, kleinen, netten Parks und Straßen, die zum Flanieren einladen, lassen sich die Menschen in die Innenstadt locken.

Innenstadt sollte zum Erlebnis werden

Als Shoppingmeile funktioniert die City schon lange nicht mehr. Mit dem Ruhr Park kann sie nicht mithalten. Einkaufen wird weiterhin zum Erlebnis Innenstadt gehören, aber das Einkaufserlebnis wird nicht mehr dominieren. Die Menschen werden in die Innenstadt fahren, um dort nett Essen zu gehen, Vorstellungen im Musikforum oder Schauspielhaus zu besuchen, die Markthalle zu erleben oder einfach nur um durch die Stadt zu Flanieren und Flair und Ambiente zu genießen. Ist die Innenstadt attraktiv, spielt sich im Zentrum der Stadt das gesellschaftliche Leben ab, in die Innenstadt kommt man zum Sehen und Gesehen werden.

Von der Nord-Süd-Straße zur Viktoria-Promenade

Die enge Kortumstraße wird zukünftig weiter an Bedeutung verlieren, fast alle Zukunftsprojekte der Innenstadt wie Haus des Wissens, Viktoria Karree, der neue Husemannplatz, das Haus der Musik und City-Tor-Süd entstehen an der Nord-Süd-Achse der Stadt zwischen Rat- und Schauspielhaus. Diese Achse, zunächst “Nord-Süd-Straße” genannt, entstand direkt nach dem Krieg (Baubeginn 1951). Durchweg 30 Meter breit, mit vier Fahrspuren, beidseitigen Parkstreifen, einer zentralen Straßenbahnachse und breiten Gehwegen, jedoch ohne Bäume (Nord-Süd-Straße), sollte sie die das neue Großstadtflair von Bochum widerspiegeln.

Nach Fertigstellung konnte die neue Achse jedoch nie die Bedeutung gewinnen, die ihr die Stadtplaner*innen nach dem Krieg zugedacht hatten. Ab den 70er-Jahren wich die Straßenbahn einem schmalen Grünstreifen mit Bäumen. Die Verkehrsplanung verschlimmbesserte die Straßenführung mit typisch Bochumer Provisorien und unprofessionellen Wurschtelplanungen. In über 50 Jahren brachte man nicht mal eine durchgängige Radwegeführung zustande. Der Charakter einer durchgehenden City-Magistrale ging so verloren. Dabei verbindet die Nord-Süd-Achse vier der fünf wichtigsten Plätze der Innenstadt: Rathausplatz, Husemannplatz, Konrad-Adenauer-Platz (KAP), und den Hans-Schalla-Platz vor dem Schauspielhaus. Doch die Plätze zeigen sich bisher ebenso trostlos und öde wie die gesamte Achse.

Ebenso liegen fast alle markanten Gebäude der Stadt an dieser Nord-Süd-Verbindung, Zu Rathaus, Telekom-Gebäude (zukünftig Haus des Wissens), Musikforum und Schauspielhaus kommen in den nächsten Jahren noch das Viktoria Karree, das Haus der Musik und die Gebäude des City-Tor-Süd hinzu. Dazu verbindet die Achse City und Bermuda3Eck sowie die aufstrebenden Stadtviertel Ehrenfeld und Kortländer Kiez. Wer Besucher*innen Bochum zeigen will, könnte die heutige Viktoriastraße/ Königsallee vom Rathaus bis zum Schauspielhaus entlang gehen und kommt an fast allen wichtigen Orten der Stadt vorbei. Doch leider ist diese Strecke bisher aus touristischer Sicht wenig vorzeigbar und taugt allenfalls als negatives Anschauungsobjekt für verfehlte Stadt- und Verkehrsplanung.

Sehenswürdigkeiten und Plätze

    Vorbild Coolsingle, Rotterdam

    Die STADTGESTALTER schlagen vor das Bild der Nord-Süd-Verbindung deutlich aufzuwerten und die Achse Rathaus bis Schauspielhaus zu einer ansehnlichen Fußgängerpromenade umzugestalten. Vorbild für die Vorschläge ist die Revitalisierung des Coolsingle in Rotterdam (Revitalization of the Coolsingle), die 2021 mit großem Erfolg abgeschlossen wurde. Der Coolsingle stellt die zentrale Verkehrsader der Rotterdamer Innenstadt dar. Er verbindet die Erasmusbrücke mit dem Hofplein und teilt die Innenstadt in einen Ost- und einen Westteil. Am Coolsingle liegen mit Rathaus, Hauptpostamt, Fremdenverkehrsamt und de Bijenkorf die wichtigsten Gebäude der Stadt Bis zum zweiten Weltkrieg noch ein Kanal, danach umgebaut zu einer 4-spurigen Straße mit Straßenbahntrasse in der Mitte (Coolsingle Wikipedia), entschloss man sich 2016 den Coolsingle als Rotterdams Hauptboulevard, neu entstehen zu lassen. Ziel war es den öffentlichen Raum wiederzubeleben und zu attraktiveren. Mit der Revitalisierung sollte die Bekanntheit und Anziehungskraft des Coolsingle wiederhergestellt werden, die mit seinem Umbau zur vielspurigen Autostraße im überbordenden Verkehrslärm verloren gegangen war.

    Der Mut der Stadt- und Verkehrsplaner*innen wurde belohnt. Heute gilt das revolutionäre Projekt weltweit als vorbildlich gelungenes Stadtentwicklungsprojekt zur Wiederbelebung einer Innenstadt.

    On Top: Der Rooftop-Walk

    2022 setzte Rotterdam noch einen drauf. Der Coolsingle wurde um einen einzigartigen Rooftop-Walk ergänzt, den in nur einem Monat über 200.000 Besucher*innen aus aller Welt als einmaliges Erlebnis abfeierten (Rotterdam Rooftop Walk). Was die STADTGESTALTER bereits 2017 für Bochum vorgeschlagen haben (Innenstadt-Dachpark – Aufbruch in die 3. Stadtdimension) begeisterte in Rotterdam die Menschen und zog sie zu tausenden in die Innenstadt.

    Verpasste Bochum auch bei der Dachparkidee bisher die Chance Vorreiter zu sein, ist es nach Ansicht der STADTGESTALTER umso wichtiger, die Nord-Süd-Achse vom Rathaus bis zum Schauspielhaus zeitnah zu einer attraktiven und einzigartigen Flaniermeile umzugestalten.

    Visualisierung Viktoria-Promenade

      Die Vorschläge der STADTGESTALTER

      Analog zur Neuplanung des Coolsingle schlagen die STADTGESTALTER vor, den Autoverkehr auf Viktoriastraße und Königsallee von Südring bis Schauspielhaus zukünftig statt auf vier auf nur noch zwei Fahrspuren zu führen. Die beiden verbleibenden Fahrbahnen (Tempo 30) sollen auf der Westseite der neuen Viktoria-Promenade verlaufen, in Blickrichtung Rathaus folgt rechts daneben ein rund zwei Meter breiter Baum- und Grünstreifen, dann ein vier Meter breiter Zwei-Richtungsradweg sowie eine 13 Meter breite Fußgängerpromenade, auf der insbesondere im Bereich Südring bis KAP, großzügige Flächen für Außengastronomien entstehen sollen.

      Querschnitt Viktoria-Promenade

        Die neue Viktoria Promenade besteht nach den Plänen der STADTGESTALTER aus drei Abschnitten:

        Technisches Rathaus bis Südring – Nach den Vorstellungen der STADTGESTALTER soll nach Abriss des BVZ der Platz vor dem Technischen Rathaus, der sich bis zum historischen Rathaus, der Tunneleinfahrt der Straßenbahn und der City-Passage erstreckt, neugestaltet werden. Insbesondere soll die Fläche dabei einen echten Platzcharakter erhalten und zu Fuß Gehenden eine gefahrlose Querung von der Passage bis zum Rathaus ermöglichen. Thema des Platzes könnten die Städtepartnerschaften sein. So könnte auf dem Platz jede Partnerstadt mit einem typischen Bauwerk in verkleinertem Maßstab vorgestellt werden.

        1. Abschnitt Viktoria-Promenade

          Im weiteren Verlauf sollen Hans-Böckler- wie Viktoriastraße bis zur Parkhauseinfahrt am Südring als Fußgängerzone ausgebaut werden. Die aktuell noch vorhandene Fahrspur müsste dazu einer durchgehenden Pflasterung weichen. Der Rathausplatz sollte, wie von den STADTGESTALTERn bereits 2018 vorgeschlagen ebenfalls zu einem lebendigen Platz umgestaltet werden (Der neue Rathausplatz).

          2025 soll der neue Husemannplatz eröffnet werden (Husemannplatz – zwei Jahre zu spät fertig und 4 Mio. teurer als geplant), schon 2023 das neue Viktoria Karee auf der Westseite des Platzes.

          Ebenfalls neu gestaltet werden sollte die Kreuzung neue Viktoria-Promenade und Innenstadtring. Diese gelingt am fußgängerfreundlichsten, wenn der Verkehr über den Innenstadtring zukünftig nur noch in einer Richtung fließt (Der Bochumer Innenstadtring als Einbahnstraße).

          Südring bis Konrad-Adenauer-Platz (KAP) – In diesem Abschnitt sehen die Planungen der STADTGESTALTER auf der Seite des Bermuda3Ecks viele neue Außengastronomien vor. In den dortigen Gastronomiebetrieben sollen die Menschen auch tagsüber Brunchen, Mittag essen und Cafétrinken können. Es sollte nicht nur das bisher typische Partyangebot des 3Ecks geben. Dazu soll die Fußgängerpromenade mit vielen zusätzlichen Bäumen aufgelockert werden, deren Baumscheiben mit entsprechenden Steinringen wie in Rotterdam als zusätzliche Sitzgelegenheiten ausgestaltet werden könnten.

          2. Abschnitt Viktoria-Promenade

            Kerkwege und Brüderstraße sollten Teil der Fußgängerzone werden. Die Umgestaltung ist schon lange überfällig (Verkehrs- und Umgestaltungskonzept Bermuda3Eck). Ebenfalls einer Neugestaltung bedarf das KAP am Südende des 3Ecks (Konrad-Adenauer-Platz). Mit der Promenade kann der Platz im Westen bis zum heutigen Grünstreifen der Viktoriastraße erweitert werden. Er gewinnt damit an Weiläufigkeit. Auch sollte eine attraktive Verbindung vom Platz zur neuen Bebauung auf dem City-Tor-Süd-Gelände geschaffen werden.

            Die südlich des KAP gelegene 50 Meter lange Eisenbahnunterführung könnte zu einer neuen Attraktion werden. Die STADTGESTALTER schlagen vor, im Bereich der Unterführung den Autoverkehr vom Fuß- und Radverkehr mit einer Wand abzutrennen und auf die Wände des entstehenden Tunnels Videokunst zu projizieren. Auf den Wänden könnten so Blumen blühen, Löwen, Giraffen und Elefanten entlanglaufen oder beim Durchqueren der Unterführung könnte ein virtuelles Aquarium durchlaufen werden. Auf diese Weise würde aus dem Angstraum Unterführung ein angesagter, spannender Anziehungspunkt, der sich mit ständig wechselnden Animationen immer wieder neu erfindet. Vorbild für die Videoinstallation könnten die Animationen im Rad- und Fußgängertunnel de la Croix Rousse in Lyon sein.

            Tunnel de la Croix Rousse

            Ebenfalls würde die Unterführung so zu einem Spielort des “Festivals der immersiven Kunst”, das die Stadt im Rahmen der Bochum Strategie etablieren möchte (Kurzbeschreibung der 50 Kernaktivitäten der Bochum-Strategie).

            Konrad-Adenauer-Platz (KAP) bis Schauspielhaus – Im letzten Abschnitt der Viktoria-Promenade ist insbesondere ein guter Anschluss an das Ehrenfeld wichtig. Dazu schlagen die STADTGESTLTER vor, zu prüfen, ob der Tunnel vom alten Bahnhof (heute Riff) zur Alten Hattinger Straße, der früher die verschiedenen Bahnsteige verband, als zusätzliche Verbindung vom City-Tor-Süd zum Ehrenfeld wieder in Betrieb genommen werden könnte.

            3. Abschnitt Viktoria-Promenade

              Nach den bisherigen Planungen der Stadt würde auf Höhe der Clemensstraße der Radschnellweg (RS1) die neue Promenade queren. Der vorgesehene Zwei-Richtungsradweg entlang der Promenade würde den Radfahrenden eine schnelle Anbindung vom RS1 zum 3Eck, City, Rathaus und dem Viertel rund um den Kortländer ermöglichen.

              Weiterhin sehen die Pläne der STADTGESTALTER eine Erweiterung des Tana-Schanzara-Platzes nach Norden vor. Hier befand sich vor dem Krieg der Westfalenplatz (Westfalenplatz – Historisches Ehrenfeld), den man in den 50er Jahren aus nicht nachvollziehbaren Gründen nicht wieder hergestellt und stattdessen unter Missachtung aller städtebaulichen Leitbilder teilweise überbaut hat. Die Pläne der STADTGESTALTER sehen vor den bereits 2016 angelegten und sehr beliebte Tana-Schanzara-Platz als Pocket-Park bis zur Clemensstraße auszudehnen. Die Fläche des Platzes würde sich damit verdreifachen.

              Auch der vor dem Schauspielplatz liegende Hans-Schalla-Platz bedarf dringend einer Neugestaltung. Der besonderes an Sommerabenden bei jungen Menschen beliebte Platz, stellt bisher eines von vielen Beispielen für die Ideenlosigkeit Bochumer Stadtplanung dar. Zukünftig dagegen sollte der Platz als Endpunkt der Viktoria-Promenade unter Einbeziehung des markanten Theatergebäudes besonders attraktiv ausfallen, damit es sich für die Menschen lohnt vom Rathaus die gesamten 1.000 Meter auf der Promenade bis zum Schauspielhaus entlang zu spazieren.

              Zusätzlich schlagen die STADTGESTALTER vor, die Plätze und Sehenswürdigkeiten, die entlang der Promenade liegen, mit ihrer Meterzahl zu markieren. Bei Meter Null befände sich dann das Rathaus und bei Meter 1.000 das Schauspielhaus. Mit den Meterangaben ließe sich die Wahrnehmung der gesamten Promenade als Einheit verstärken.

              Vielleicht wichtigstes Städtebauprojekt in der Innenstadt

              Gelingt die Umgestaltung der Nord-Süd-Achse zu einer attraktiven, einladenden Promenade, wird diese zu dem Anziehungspunkt der Innenstadt, der alle wichtigen Gebäude, Plätze und Orte verbindet. Die Viktoria-Promenade als wichtigste Ache der Innenstadt wird das zukünftige Stadtbild entscheidend prägen. Es reicht nicht neue markante Orte und Plätze in der Stadt zu schaffen, ebenso wichtig ist eine attraktive, fußläufige Verbindung. Die städtebauliche Neugestaltung der Achse zwischen Rat- und Schauspielhaus sollte daher mit besonderer Priorität verfolgt werden. Auch sollte die Stadt sich um eine zeitnahe Realisierung bemühen. Für die  City läuft die Zeit ab, je länger die Stadt zuwartet, um so schwieriger wird es die anhaltend negative Entwicklung der Innenstadt noch aufzuhalten (Für die Innenstadt läuft die Zeit ab),.

              04 Aug

              Verkehrs- und Umgestaltungskonzept Bermuda3Eck

              Die Interessengemeinschaft Bermuda3Eck (ISG) hat Mitte diesen Jahres ein umfangreiches Konzept zur Weiterentwicklung des Bermuda3Ecks vorgestellt. Vorgeschlagen wird unter anderem ein Streetfoodmarkt, eine Kultur- und Gastromeile an der Viktoriastraße und eine Seilbahnlinie zwischen Ruhr-Universität und 3Eck (Konzept der ISG Bermuda3Eck).. Das Bermuda3eck befindet sich in einem ständigen Wandel und möchte auch für die Zukunft seine Stellung als das Ausgehviertel des Ruhrgebiets sichern.

              Gleichzeitig will die Stadt mit Hilfe des Stadtentwicklungskonzeptes Innenstadt einige Baustellen im Bermuda3Eck angehen. Dabei sind u.a. Kerkwege und Viktoriastraße, aber auch die Bahnunterführung von der Hermannshöhe zur Kreuzstraße Orte, die überplant und umgestaltet werden sollen.

              Verkehrs- und Gestaltungskonzept Bermuda3Eck der STADTGESTALTER

              Ausgehend von diesen Eckpunkten legen die STADTGESTALTER nun erste Vorschläge für das Bermuda3Eck vor, die zeigen wie einige der von der ISG angestrebten Änderungen umgesetzt werden könnten (Verkehrs- und Gestaltungskonzept Bermuda3Eck, STADTGESTALTER). Insbesondere haben die STADTGESTALTER ein Verkehrskonzept entwickelt, das Flächen schafft, um im 3Eck zusätzliche Nutzungen zu ermöglichen. Ein weiteres Ziel ist durch eine Reduzierung des Verkehrs die Attraktivität sowie Flair und Ambiente im Bermuda3Eck zu erhöhen.

              Im Einzelnen schlagen die STADTGESTALTER folgende Maßnahmen vor: Weiterlesen

              28 Jan

              Politik steckt Kopf in den Sand

              Statt der versprochenen 2,4 Mio. muss die Stadt jetzt mindestens 8,7 Mio. direkt für das Musikforum zahlen, zuzüglich der indirekten Kosten liegen damit die Gesamtkosten für die Stadt sogar bei 16,9 Mio. (Aufstellung der Gesamtkosten).

              Die abschließende Kostenaufstellung soll erst im April vorliegen. Bis dahin ist nach dem jetzigen Stand mit weiteren Kostensteigerungen zu rechnen.

              Die Politik hat längst jede Kontrolle über die ausufernden Kosten verloren. Seit Ende März 2016 verheimlicht die Verwaltung die Baufortschritts- und -kostenberichte zum Musikforum. Das mit der Projektsteuerung betraute Ingenieurbüro Convis unterrichtet die Verwaltung kontinuierlich über den Stand der Bau- und Kostenentwicklung, die Verwaltung ist beauftragt für die Politik Quartalsberichte zu erstellen. Seit dem II. Quartal 2016 hat die Verwaltung die Erstellung dieser Berichte eingestellt und die Inhalte der Berichte des Ingenieurbüros Convis der Politik systematisch verschwiegen.

              Konkret heißt es in der Mitteilung 20161117 zum Musikforum “Bei der Projektsteuerung des Bauvorhabens Musikzentrum wird die Verwaltung durch das Ingenieurbüro Convis als externem Projektsteuerer unterstützt. Zur Information zum Status dieses Bauvorhabens wird durch das Projektbüro regelmäßig ein Bericht erstellt.” Keiner dieser Berichte liegt der Politik vor.

              Auf die Anfragen des STADTGESTALTERs Wolfgang Hoinko für die Fraktion „FDP % Die STADTGESTALTER“ im Betriebsausschuss für die Eigenbetriebe (mündlich am 21.09.16 und schriftlich am 29.11.16 (Anfrage 20163121), wo denn die Quartalsberichte bleiben, erhielt dieser bis heute keine Antwort. Die Verwaltung schweigt und weigert sich bis heute die Berichte vorzulegen. Weiterlesen

              10 Dez

              Ohne Genehmigung: BoSy geben 0,33 Mio für Eröffnungsfeierlichkeiten aus

              Was würde passieren, wenn in einem Unternehmen der Abteilungsleiter ohne Genehmigung 328.183 Euro für Feierlichkeiten ausgibt, obwohl er sein Budget schon lange überzogen hat? Das könnte ein Unternehmen nicht dulden, die Unternehmensleitung würde ihm seine Papiere in die Hand drücken. Was unternehmen Verwaltungsvorstand und Oberbürgermeister in Bochum, wenn dort das gleiche passiert? – So tun, als wäre nichts geschehen.

              Das Budget der Bochumer Symphoniker reichte nur für den Regelbetrieb

              Obwohl die Regeln der Stadt eindeutig sind, der Kämmerer schreibt vor: „Die Einhaltung des konsumtiven und investiven Budgets zählt zu den dienstrechtlichen Verantwortungen der Budgetverantwortlichen. Drohende Budgetüberschreitungen sind sofort durch geeignete Gegenmaßnahmen abzuwenden (Bewirtschaftungsverfügung des Kämmerers).

              Das gilt auch für die Bochumer Symphoniker (BoSy). Budgetverantwortlicher dort ist Generalmusikdirektor Steven Sloane. Das Budget für 2016 sah vor, dass den BoSy 9.120.417 Euro zur Verfügung stehen, davon 1.208.200 Euro aus Kartenverkäufen (13%), die verbleibenden 7.912.217 Euro aus Subventionen insbesondere der Stadt (nicht städtischer Anteil an den Zuschüssen: 1,6%).

              Dem Budgetverantwortlichen war bereits Ende 2015 klar, dass die für 2016 ursprünglich eingeplanten Mittel nicht vollständig zur Verfügung stehen würden, denn bereits 2015 wurde die Fertigstellung des Musikforums auf Ende des 3. Quartal 2016 verlegt. Die Folge, die Einnahmen aus Kartenverkäufen würden statt 1.208.200 Euro nur rd. 900.000 Euro betragen. Entsprechend konnten die BoSy für 2016 realistisch nur mit 8,81 Mio. Euro planen, also ziemlich genau mit dem gleichen Betrag wie 2015.

              Da Bochum sich im Haushaltssicherungsverfahren befindet, stand zudem seit 2015 fest, dass aus 2015 wie die Jahre zuvor keine Mittel nach 2016 übertragen würden. Zudem mussten bereits 2014 die Mittel der BoSy wegen Tarifsteigerungen überplanmäßig deutlich erhöht werden. Eine Verrechnung von Überschüssen mit zurückliegenden Budgetdefiziten, sieht das Haushaltssicherungsverfahren ebenfalls nicht vor. Weiterlesen

              29 Okt

              Musikforum muss ausschließlich durch Eintrittsgelder finanziert werden

              In dieser Woche hat das Musikforum, die neue Heimstätte der Bochumer Symphoniker, seine Türen geöffnet. Die Erwartungen hinsichtlich Klangerlebnis und Konzerterlebnis haben sich laut Aussagen der ersten Besucher voll erfüllt.

              Die Befürchtungen der Kritiker sind eingetreten

              bochum-musikzentrum

              Musikforum (Foto: GodeNehler)

              Leider sind auf der anderen Seite auch alle Befürchtungen der Kritiker eingetreten: Das den Bürgern von der Politik gegebene Versprechen, das Baubudget der Stadt in Höhe von 2,4 Mio. würde eingehalten, wurde erwartungsgemäß nicht erfüllt. Letztlich wird die Stadt mindestens für den dreifachen Betrag aufkommen müssen. Nimmt man die verschleierten Kosten hinzu hat die Stadt für das Musikforum am Ende sogar über 15 Mio. Euro aufgebracht (Gesamtkosten Musikforum).

              musikforum-baukosten

              Städtische Gesamtkosten
              * Gegenleistung für Fördergelder
              ** Fällung Platanen, Umlegungen Leitungen u.a

              Die Nutzung des Gebäudes (Betrieb, Objektmanagement, Finanzierung, Instandhaltung, Abschreibung gem. DIN 18960) kostet die Stadt auch nicht 0,58 Mio., sondern leider mehr als 3 Mio. im Jahr. Woher das Geld kommen soll, ist nach wie vor völlig offen.

              Auch hat die jetzt vereinbarte Nutzung nichts mit der zu tun, die Stiftung und Stadt vor dem Bau in den schönsten Farben angekündigt hatten (Konzept Musikzentrum). Kommerzielle Veranstaltungen sind förderschädlich, für elektronische Musik fehlt die Soundanlage, für nennenswerte Kongresse, Seminare und Workshops die erforderlichen Räume, für die Nutzung durch private Musikgruppen und Initiativen sind die Nutzungsentgelte zu hoch (Entgeltordnung Musikforum). Das Musikforum ist leider das geworden, was die Kritiker vorausgesagt hatten: Ein Konzerthaus mit Musikschulalibi. Weiterlesen