23 Apr

Zeche-Holland Gelände verkommt immer mehr

2021 wurde der Platz rund um das Fördergerüst der ehemaligen Zeche Holland eingeweiht. Kaum zwei Jahre später sind die meisten Missstände immer noch nicht beseitigt. Darüber hinaus verschandeln Müll, Schmierereien, Unkrautwildwuchs und hässliche Provisorien den Platz und seine Umgebung. Die Bilder im Beitrag sprechen Bände.

Kommt man auf den Zeche-Holland-Platz und weiß wie engagiert einige Bürger und Bürgerinnen sich in einer Initiative dafür eingesetzt haben, dass hier ein freundlicher und vorzeigbarer Ort geschaffen wird, an dem sich Menschen aus Wattenscheid und Umgebung treffen können, ist man geschockt. Der Zustand des Platzes ist traurig.

Seitdem 2022 bereits über die Mängel auf dem Platz berichtet wurde (Trauerspiel am Zeche-Holland-Turm) hat sich der Zustand des Platzes nicht etwa verbessert, sondern noch weiter verschlechtert.

Gastro-Container – Immer noch hat es die Verwaltung nicht geschafft, den Gastro-Container vernünftig aufzustellen zu lassen. Statt neben, steht der Container immer noch zu fast einem Drittel auf der gepflasterten Fläche, die eigentlich erst vor dem Container beginnen sollte. Der Container wurde zudem abenteuerlich mit allem aufgebockt, was sich in der Gegend um den Platz so fand. Eigentlich sollte der Container auf einem ordentlichen Fundament stehen. Doch das fehlt weiterhin.

Falsch aufgestellter Gastro-Container

Zudem hat es die Stadt auch in zwei Jahren nicht hinbekommen einen Wasseranschluss zu legen. Das Wasser für die Gastronomie kommt aus einem Hydranten der Nebenstraße und wird dann mit einer fliegenden Leitung über die den Platz umgebende Haldenaufschüttung bis zum Container geleitet. Die Konstruktion, die den Hydranten vor fremden Zugriffen schützen soll, versperrt den Gehweg. Statt endlich Abhilfe zu schaffen und die beim Bau des Platzes vergessene Wasserleitung zum Gastro-Container zu legen, ignoriert die Verwaltung das Problem und tut so, als gäbe es das nicht.

Provisorische Wasserentnahme für Gastro-Container

Gehweg  – Der Bürgersteig, der am Rand des Platzes entlang läuft, wurde immer noch nicht fertiggestellt. Es fehlt der Oberflächenbelag. Die Menschen müssen über den groben Schotter laufen. Die Stadt ist offenbar nicht in der Lage den Gehweg endlich zu Ende zu bauen.

Gehweg, Deckschicht fehlt

Platzbelag, Treppenanlage und Bänke – Währenddessen wird der Dolmitboden auf dem Platz bei Regen weiterhin in die Senke vor dem Turm gespült, Wo der Dolomitoberboden wegeschwemmt wurde, sind gefährliche Stolperkanten entstanden. An anderen Stellen versinkt man im matschigen Boden. Der Boden ist so weich, dass Hunde dort Löcher graben. Der Einbau einer zusätzlichen Überlaufrinne, konnte gegen das Wegspülen des Dolomits nur bedingt Abhilfe schaffen. Das Wasser, das sich sich bei jedem Regen wasserfallartig über die Treppenanlage ergießt, hat auch dort bereits Spuren hinterlassen. Die Treppensteine sehen versifft aus.

Schäden durch Regen

Die Sitzhölzer der Steinbänke sind schon binnen zwei Jahren spröde geworden, den Kalk drückt es aus den Fugen der Ziegelsteine. Die Mülleimer zieren die in Bochum und Wattenscheid üblichen Mülltütenkragen. Der Müllsack wird zu groß gewählt, in den Müllbehälter eingelassen und nach außen noch 20 cm übergestülpt. Sieht hässlich aus und zeigt, dass auf ein gutes Platzbild wenig Wert gelegt wird.

Zustand Bänke

Bäume und Pflanzen – Zu befürchten ist, dass die Bäume unterhalb von Gastro-Container und Boule-Bahn geschädigt sind. Einige treiben bisher kaum aus, Zu sehen sind nur wenige Knospen, während die Bäume am Platzrand und auf dem oberen Platzteil schon blühen und kleine Blätter haben.

Mangelnder Baumwuchs

Die für den Haldenraum typische Bepflanzung auf den aufgeschütteten Hügeln, die dem Platz einen besonderen Charakter geben sollte, kann dagegen die von den Freiraumplaner*innen vorgesehene Wuchshöhe von 60 cm nie erreichen. Die technischen Betriebe mähen die entsprechenden Flächen regelmäßig ab, als handle es sich um Wiesen. Dafür wächst auf der Dolomitfläche unkontrolliert, teilweise schon flächendeckend das Unkraut.

Unkrautwuchs

Schmierereien, Müll und Rost– Am Zechengerüst selbst zeigen sich erste Roststellen. Noch ließen sich die Schäden leicht beseitigen, frisst sich der Rost allerdings tiefer in das Eisen, ist eine erneute und teure Sanierung der gesamten Konstruktion erforderlich. Die in drei Zentimeter Höhe über den Betonfundamenten der Stützpfeiler des Fördergerüsts gezogenen Blitzableiter stellen immer noch erstklassige Stolperfallen da.

Rost und Blitzableiter

Die Fundamente des Fördergerüsts wurden mittlerweile mit Schmierereien verunstaltet, rund herum liegen Scherben und Müll. Besonders vermüllt ist der Bereich hinter den Parkplätzen am Turm und die bereits halb verfallene Anlage an der Einfahrt zum Zeche-Holland Gelände. Hier scheint die Stadt jede Pflege aufgegeben zu haben.

Müll und Schmierereien

Auf dem Nachbargrundstück, das die Stadt an die dort ansässige Druckerei verkauft hat, wurde ein abenteuerlicher Steg aus Paletten aufgebaut, um nach Regenfällen das Wasser aus dem sich bildenden See abzupumpen. Solche Konstruktionen sind sonst eigentlich vorwiegend in Favelas vorzufinden. 

Paletten-Steg

Technischer Betrieb und Verwaltung schauen weg

Die Beschäftigten des technischen Betriebs treffen sich an jedem Arbeitstag mit ihren orangen Dienstfahrzeugen auf dem Parkplatz hinter dem Holland-Gelände zu ausgiebigen Pausen, fahren also jeden Tag mehrfach an dem neuen Platz vorbei. Für die fortschreitende Verwahrlosung des Platzes und der Umgebung interessieren sie sich anscheinend jedoch nicht, wie offenbar auch sonst niemand in der Verwaltung. Hat man sich bereits an solche Zustände gewöhnt und hält sie in Wattenscheid für normal? „Woanders ist auch scheiße,“ der Spruch mag auch hier stimmen – denn an manchen Orten in Wattenscheid Mitte sieht es teilweise noch schlimmer aus – doch eine Rechtfertigung Dinge verkommen zu lassen und Mängel nicht zu beseitigen, ist der Spruch dennoch nicht.

Was ist das Ziel der Verwaltung? Den Platz weiter verkommen zu lassen, dann für Jahre einen Bauzaun drum zu stellen und auf neue Fördermittel zu warten, um Turm und Platz ein weiteres Mal zu sanieren? Der Platz wurde erst im Juni 2021 eröffnet. Wie er nach nur zwei Jahren aussieht und dass die Verwaltung es immer noch nicht geschafft hat, die diversen Baumängel und Provisorien zu beseitigen, ist ein Armutszeugnis.

Leider zeigt auch dieses Beispiel wie wenig zielgerichtet in manchen Bereichen der Stadt gearbeitet wird und wie gering offenbar der Ehrgeiz ist, das Stadtbild in einem vorzeigbaren Zustand zu erhalten.

Nach Fertigstellung treten bei fast jedem Bauprojekt Mängel auf. Bei gutem Projektmanagement  werden diese  dann schnell beseitigt. Nacharbeiten gehören dazu, wenn Dinge neu gebaut werden und sind entschuldbar. Wenn eklatante Mängel aber auch zwei Jahre später immer noch bestehen und sich offenbar um eine Abstellung nicht gekümmert wird, dann müssen sich die Verantwortlichen Unfähigkeit vorwerfen lassen. Es sieht leider nicht so aus, als sei die Stadt in der Lage, die bekannten Missstände endlich abzustellen und den Platz auf Dauer in einem vorzeigbaren Zustand zu erhalten.

Bürgerinitiative verprellt

Zudem hat die Stadt diejenigen verprellt, die sich für die Schaffung des Platzes eingesetzt und angeboten hatten, den Platz mit Veranstaltungen. Turmevents und Besichtigungstouren zu bespielen. Turmbesichtigungen dürfen exklusiv nur von BO-Marketing durchgeführt werden, die Bürgerinitiative bleibt außen vor.

Die Bürgerinitiative hatte sogar eine alte Zechenlore organisiert, die sie herrichten und der Stadt spenden wollte, damit diese auf dem Platz hätte aufgestellt werden können, Das Stadtteilbüro setzte sich sehr für die Aufstellung ein, doch die selbsternannte „Ermöglicherstadt“ Bochum scheiterte mal wieder am eigenen Anspruch. Die Verwaltung komplizierte das Aufstellungsverfahren derart, dass die Spende der Lore der Bürgerinitiative unmöglich gemacht wurde. Die Stadt wollte die Initiative mittels Vertrag für die Kosten von Instandhaltung und einen späteren Abbau oder eine Umsetzung der Lore in Haftung nehmen. Statt, wie Oberbürgermeister Eiskirch es bei jeder Gelegenheit darstellt, präsentierte sich die Stadt mal wieder nicht als „Ermöglicher“ sondern zeigte die Verwaltung dem OB, dass eine ihrer wahren Stärken im Verhindern liegt. Die Zechenlore ziert jetzt in Wattenscheid-Westenfeld den evangelischen Friedhof. Anders als die Stadt ermöglichte die Kirche eine schnelle und reibungslose Aufstellung. Anschließend wurde gemeinsam mit der Bürgerinitiative eine würdige Einweihungsveranstaltung organisiert. Die Lore erinnert jetzt an die im Steinkohlenbergbau verstorbenen Wattenscheider Bergleute.

Lore, die eigentlich auf dem Zeche-Holland Gelände stehen sollte

Bei den von der Initiative initiierten und mit organisierten Beleuchtungsaktionen des Fördergerüsts bleibt die Stadt so weit wie möglich außen vor. Anderenfalls ist zu befürchten, dass die Verwaltung auch hier noch Mittel und Wege findet diese zu torpedieren.

Die Kritik der Initiative am Zustand des Platzes und der Umgebung wird ignoriert. Die Chance, die Initiative zu unterstützen Veranstaltungen auf dem Platz durchzuführen, wurde vertan. Wer die Stadt deutlich und völlig zu Recht kritisiert, wird aufs Abstellgleis gestellt. Kritikfähig zeigt sich die Verwaltung nicht. Bürgerbeteiligung kann nicht funktionieren, so lange sich die Stadt in der Rolle des Verhinderers gefällt und sich kaum Mühe gibt Dinge zu ermöglichen, die die Menschen aus Wattenscheid vorschlagen und umsetzen möchten.

07 Aug

Zeche Holland: Idealer Ort für grünen Startup-Campus für das Handwerk

Die Gründung eines Handwerksbetriebs ist sehr teuer und aufwendig. Dabei fehlen innovative Handwerker und Handwerkerinnen überall im Ruhrgebiet. Ein Startup-Campus für das Handwerk könnte helfen. Als Standort böte sich das Zeche-Holland-Gelände in Wattenscheid an, auf dem die Flächen bisher nur sehr schlecht genutzt werden. Die STADTGESTALTER schlagen dazu ein Konzept vor.

Auch in Bochum werden Leistungen des Handwerks stark nachgefragt. Doch wie in ganz Deutschland fehlen Handwerksbetriebe und Handwerker*innen. Besonders solche Betriebe werden gesucht, die sich mit innovativen Technologien auskennen. Aktuell stellt man das zum Beispiel im Heizungsbau fest, vielen alteingesessenen Betrieben fehlt es bei Wärmepumpen an Erfahrungen und den erforderlichen Fachkenntnissen. Neue Betriebe, die sich auf die neuen Heiztechniken spezialisiert haben, gibt es allerdings ebenfalls kaum. Deutschlandweit nimmt die Zahl der Neugründungen im Handwerk trotz glänzender Konjunktur ab, nicht zu (Nicht nur wegen Corona: Weniger Gründungen im Handwerk).

Zudem werden maßgefertigte Produkte, die handwerklich hergestellt werden, immer mehr nachgefragt. Das gilt in fast allen Bereichen vom Metallbau über Möbelbau bis zum Essensbereich. Auch hier sind neu gegründete Handwerksbetriebe im ganzen Land sehr erfolgreich.

Die Hürden zur Gründung von Handwerksbetrieben überwinden

Doch es ist teuer und aufwendig einen Handwerksbetrieb neu zu gründen. Es müssen Maschinen angeschafft werden, die Gründer*innen benötigen bezahlbare Werkstatträume, die in der passenden Größe oft schwer zu finden sind. Das Risiko, mit einer Gründung zu scheitern und auf einem Berg Schulden sitzen zu bleiben, ist vielen zu hoch, trotzdem sie sich bis zum Meister hochgearbeitet haben bzw. sich eine gute Businessidee überlegt haben.

Um die Hürden zu überwinden und Gründungen zu erleichtern, entwickelt sich in den Städten ein neuer Trend: Co-Crafting (Co-Crafting: Was ist das?). Nachdem das Co-Working für viele Freiberufler*innen, kleine Start-ups, kreative und digitale Nomaden in vielen Berufsfeldern bereits gang und gäbe ist (Startup-Szene will weiter durchstarten), entstehen jetzt in den Städten Co-Crafting-Spaces

Ein erfolgreicher Platz für “Maker”

Ein erfolgreicher Co-Crafting-Space ist zum Beispiel in Mannheim entstanden. Das Honeycamp Mannheim wurde 2021 eröffnet und ist bereits komplett ausgebucht, für die Anmietung der Werkstatteinheiten werden mittlerweile Wartelisten geführt. Auf 9.200 m² wurden 76 Werkstatteinheiten geschaffen. Diese haben jeweils zwei Etagen und können einzeln (Single Unit) oder doppelt (Double Unit) angemietet werden (Broschüre). Auch eine Verbindung von noch mehr Einheiten ist möglich. So können Flächen von 120 – 1000 Quadratmeter angemietet werden. Jede Einheit, besteht aus einem Werkstattbereich im Erdgeschoss, der über eine Höhe von 4,8 Metern verfügt. Es kann eine zweite Etage für Büroräume eingezogen werden. Man betritt die Unit über ein 4×4 Meter großes Sektionaltor, das es leicht macht Maschinen, sperrige Werkstoffe und fertige Gewerke in die Werkstatt rein und raus zu transportieren. Der übliche Anmietzeitraum beträgt 2 bis 10 Jahre. Die Single Unit (68 qm Grundfläche) kostet rd. 1.000, die Double Unit (128 qm Grundfläche) 2.000 Euro pro Monat. Glasfaseranschluss, WiFi, günstiger Strom, erzeugt mit der gebäudeeignen Solaranlage, sind vorhanden.

Die Grundidee des Honeycamp ist, dass “Maker” wie Handwerker*innen, Produzenten, Künstler*innen, Entwicklerteams, Designer*innen, Prototyper*innen, Ingenieure*innen und viele mehr aufeinandertreffen und eine einzigartige Gemeinschaft bilden (Cocrafting im Honeycamp: „Gemeinschaft ist uns wichtiger als die teure Vermietung“ ). Es soll ein Arbeitsumfeld geschaffen werden, in dem Synergien genutzt werden, Kollaborationen entstehen und Netzwerke für die Zukunft aufgebaut werden. Entsprechend werden auch Community-Räumlichkeiten angeboten. Es gibt auf dem Campus ein Café, Veranstaltungs- und Workshopräume, Community Events, einen Mittagstisch sowie Afterwork Veranstaltungen.

Ein Startup-Campus für Maker auf dem Zeche-Holland-Gelände in Wattenscheid

Die STADTGESTALTER sehen gute Chancen ein solches Konzept auch in Bochum, genauer in Wattenscheid, umzusetzen. Für die Realisierung bietet sich das Gewerbegebiet rund um den Zeche-Holland-Turm an. Dort könnte ein Grüner Startup-Campus für das Handwerk in Erweiterung zu dem schon bestehenden Technologie- und Gründerzentrum der Bochumer Wirtschaftsentwicklung entstehen.

Ungenutzte Flächen, Zeche-Holland-Gelände

Große Teile des Geländes werden derzeit nicht wertschöpfend genutzt. Nachdem die Zeche aufgegeben wurde, hat das damalige Amt für Wirtschaftsentwicklung es versäumt, für neue Nutzungen zu sorgen, die einer nennenswerten Anzahl Menschen Arbeit bieten bzw. für Wertschöpfungen und städtische Steuereinnahmen sorgen. Fast 5 ha der alten Zechenfläche dienen heute überwiegend dem Lagern von Schrottfahrzeugen, dem dauerhaften Parken von LKW. PKW und Wohnmobilen oder stehen ungenutzt leer. Eine echte nutzbringende gewerbliche Aktivität findet dort mit wenigen Ausnahmen nicht statt.

Das Nutzungskonzept der STADTGESTALTER

Die Fläche zwischen Lohrheidestraße und Gewerbegebiet Josef-Haumann-Straße sollte nach Ansicht der STADTGESTALTER mittels eines Bebauungsplans neu geordnet werden und würde sich ideal für den Aufbau eines Co-Crafting-Gründungscampus eignen.

Grüner Startup-Campus für das Handwerk auf dem Zeche-Holland-Gelände

Campus-Platz – Die STADTGESTALTER schlagen vor, nördlich des Platzes am Zeche-Holland-Turm (Hans-Köster-Platz), einen Campus anzulegen, der auch für Open-Air-Veranstaltungen genutzt werden kann und sich bis zum ehemaligen Torgebäude der Zeche Holland erstreckt. Diese Nutzung wurde schon im Konzept der Bürgerinitiative „Wir in Wattenscheid – Schacht IV“ vorgeschlagen (Nutzungskonzept Zeche-Holland-Turm).

Im Osten und Westen des Campus sieht der Plan der STADTGESTALTER Co-Crafting Gebäude nach dem Vorbild des Honeycamp in Mannheim vor. Damit wird der Campus dazwischen gleichzeitig zum Aufenthaltsort der Community, die sich aus den Beschäftigten der Betriebe, die sich in den Einheiten auf dem Startup-Campus ansiedeln, bildet.

MakerHub – Ebenfalls sehen die Planungen der STADTGESTALTER vor, auf dem Gelände einen MakerHub einzurichten (Ideenschmiede und Jobmaschine – Ein MakerHub für Bochum). In der offenen Werkstatt (MakerSpace) eines MakerHubs kann jeder, der schon immer eine Idee im Kopf hatte, diese mit Hilfe hochtechnischer Maschinen umsetzen auch ohne selbst eine Werkstatt zu besitzen. Menschen erhalten über den Hub Zugang zu Produktionsmitteln und modernen industriellen Produktionsverfahren. Typische Geräte sind 3D-Drucker, Laser-Cutter, CNC-Maschinen, Pressen zum Tiefziehen oder Fräsen, um eine große Anzahl an unterschiedlichen Materialien und Werkstücken bearbeiten zu können. Ein MakerHub ist gleichzeitig Erfindungs- und Ausbildungsort. Menschen können an den Maschinen ausgebildet werden, andere können ihre Ideen Wirklichkeit werden lassen oder Prototypen bauen. Ein MakerHub kann weiterhin als Inkubator für Gründungen und Startups dienen sowie von Handwerksbetrieben und anderen Unternehmen als Entwicklungszentrum genutzt werden.

Straßenbahnanbindung – Nach Vorstellung der STADTGESTALTER soll das gesamte Gelände über eine neue Straßenbahnlinie, erschlossen werden, die von der Verbindung Wattenscheid – Gelsenkirchen abzweigen soll und ebenfalls das Lohrheidestadion und Leithe an das Straßenbahnnetz der BOGESTRA anbindet. Die Linie könnte in die andere Richtung über den August-Bebel-Platz, den Wattenscheider Bahnhof bis nach Höntrop verlängert und von dort bis zum zum S-Bahnhof geführt werden (Zentrale Verkehrsachse für Wattenscheid).

Die neue Straßenbahnlinie soll auch Teil eines Mobilitätskonzeptes für das Lohrheidestadion sein, das gerade für 48 Mio. Euro zu einer Eventbühne für 17.000 Besucher*innen umgebaut wird. Gegenstand eines solchen Konzeptes sollte darüber hinaus ein Parkhaus am Stadion sein, das ebenfalls als Quartiersparkhaus für die Umgebung genutzt werden kann.

Grüner Campus – Der gesamte Gründungscampus sollte sich nach Ansicht der STADTGESTALTER als grünes Gebäudeensemble präsentieren, das sich in die bestehende, zu erhaltende Zechenbebauung einfügt. Vorgeschlagen wird, für die neuen Gebäude neben einer Dach- auch eine Fassadenbegrünung vorzuschreiben. Im Zentrum des Campus sollen wesentliche Flächen grün und unversiegelt bleiben. Die Versorgung mit Strom und Wärme sollte zeitgemäß durch moderne Dachsolar- und Geothermieanlagen erfolgen. Gegebenenfalls wäre eine Wärmeversorgung wie auf dem Gelände Mark 51°7 möglich, bei der warmes Grubenwasser aus ehemaligen Schächten der Zeche Dannenbaum genutzt wird (Erdwärme – Bochums Energie der Zukunft). Dieses müsste auch in den alten Schächten der Zeche Holland vorhanden sein.

Erholung und handwerkliche Nutzung – Der Startup-Campus sollte gleichzeitig ein Ort werden, an dem sich die Menschen gerne aufhalten und spazieren gehen. Deshalb sollen alte Wegeverbindungen zum Beispiel vom Torhaus zum Zechengerüst wiederhergestellt werden. Auf dem angeschütteten Wall neben dem Platz am Holland-Turm könnte ein Höhenweg entstehen. Erholung und die Nutzung des Geländes durch handwerklich ausgerichtete Betriebe sollen miteinander in Einklang gebracht werden.

Realisierung ist keine einfache Aufgabe, aber verspricht hohen Gewinn für Wattenscheid

Die Umgestaltung des Geländes wird keine einfache Aufgabe sein, weil sich nicht alle Flächen im Eigentum der Stadt befinden und die Stadt über den Bebauungsplan nur begrenzt und langfristig Einfluss auf die Nutzung der Flächen nehmen kann. Es wird mit den aktuellen Eigentümer*innen über bessere Nutzungen der vorhandenen Flächen verhandelt werden müssen. Für die wenigen Betriebe, die die Flächen aktuell wertschöpfend nutzen, müssen Möglichkeiten gefunden werden, dass sie ihre Unternehmen weiter betreiben können. Auch wird an einigen Stellen voraussichtlich eine Schadstoffsanierung notwendig sein. Nicht zuletzt muss ein privater Investor gesucht werden, der bereit ist wie in Mannheim den Co-Crafting-Gründungscampus aufzubauen und zu betreiben.

Zum weithin sichtbaren Markenzeichen des Startup-Campus würde das Fördergerüst der ehemaligen Zeche Holland.

Es wäre für Wattenscheid wichtig, dass das Gelände, das direkt an die Innenstadt angrenzt, ein positives Erscheinungsbild erhält. Mit NATO-Draht abgezäunte Grundstücke, mit Schrottautos zugestelltes Gelände, zugeteerte bzw. verwilderte bis verwahrloste Flächen sowie wilde Schuttabladeplätze, wie sie derzeit vorzufinden sind, beeinträchtigen das Bild von Wattenscheid nachhaltig negativ.

Es ist Zeit zu handeln und die Flächen sinnvoll und effizient zu nutzen. Mit dem Konzept der STADTGESTALTER wäre das möglich. Dazu das Handwerk nachhaltig zu fördern, würde einen doppelten Gewinn für die Stadt bedeuten.

09 Jan

Trauerspiel am Zeche-Holland-Turm

Überschwemmungen, Fehlplanungen, Baumängel, Müll und Verwahrlosung im Umfeld prägen ein halbes Jahr nach der Eröffnung des Platzes am Zeche-Holland-Turm das Bild rund um das ehemalige Fördergerüst. Trotzdem die Bürgerinitiative “Wir in Wattenscheid – Schacht IV” seit Monaten immer wieder die Beseitigung der Missstände einfordert, tut sich von Seiten der Stadt bisher nichts.

Eigentlich sollte der sanierte Turm der ehemaligen Zeche Holland mit dem Platz darum herum ein Vorzeigeprojekt für Wattenscheid werden (Platz am Zeche-Holland-Turm ist fertig), doch auf dem Platz am Zeche-Holland-Turm bietet sich ein trauriges Bild, am Fördergerüst steht das Wasser Zentimeter hoch. Es kann nicht mehr richtig abfließen. Der Regen hat die Dolomitdeckschicht von den Wegen auf die Pflasterflächen rund um das Fördergerüst geschwemmt und die Drainagen und Abflüsse sind verstopft. An einigen Stellen ist bereits der grobe Schotter zu sehen. Da, wo die Deckschicht weggelaufen ist, sind Stolperkanten entstanden.

Mängel, Planungsfehler und Versäumnisse

Nachdem die Dolomitschicht eingebracht und der Platz fertig gestellt worden war, hätten, um eine Verfestigung der Oberfläche zu erreichen, die Flächen mit dem noch losen Dolomitmaterial ständig gewässert werden müssen. Das hat die Stadt versäumt. Das Material blieb lose und trocken liegen. Es konnte keine wassergebundene Decke entstehen. Die folgenden Regenfälle schwemmten das lose Material ab, in weiten Teilen erodierte die Platzfläche.

Auf dem verwahrlosten Grundstück neben dem neuen Platz entsteht bei jedem Regen ein See, da der Kanaldeckel, über den das Wasser ablaufen soll deutlich zu hoch liegt. Auch von hier drückt das Wasser auf den Platz. Die Bochumer Wirtschaftsentwicklung hatte das Grundstück an die benachbarte Druckerei verkauft und die lässt es weiter verkommen. Immer wieder wird illegal dort Müll abgeladen, der Pflanzenwildwuchs drängt auf den neuen Platz.

Auch die Aufstellung des Gastro-Containers war kein Meisterstück. Statt an der vorgesehenen Pflasterfläche, steht der Container zu einem guten Teil auf dem Pflaster, das eigentlich erst an der Containerkante beginnen sollte. Zudem wurde beim Bau des Platzes nicht an den für die Gastronomie nötigen Wasseranschlusses gedacht. Also haben die Stadtwerke den Container zunächst mit einer provisorischen und abenteuerlichen Konstruktion an einen Straßen-Hydranten angeschlossen. Wann der vergessene Wasseranschluss gelegt werden soll, darüber schweigt sich die Stadt bislang aus.

Immerhin wurde der Turm mittlerweile halbwegs gegen illegales Besteigen gesichert. Zuvor waren durch die viel zu großen Lücken über und unter dem Zaun um die Treppenanlage des Fördergerüsts immer wieder Menschen widerrechtlich durch geklettert und auf den Turm gestiegen.

Ebenfalls steht noch in den Sternen, wie der Platz zukünftig bespielt werden soll, welche Veranstaltungen dort stattfinden sollen und wie die Bürgerinitiative “Wir in Wattenscheid – Schacht IV” dabei eingebunden wird. Wie die Initiative zum Beispiel ihren Plan umsetzen kann eigene Führungen mit ehemaligen Bergleuten der Zeche Holland zu organisieren. Eigentlich sollte es dazu einen weiteren Workshop geben, doch der ist auch über sechs Monate nach Freigabe des Platzes für die Öffentlichkeit immer noch nicht terminiert.

Mangelhaftes Projektmanagement

Vor Ort sieht es so aus, als habe die Stadt das Interesse an dem Platz verloren und überließe ihn jetzt sich selbst. Alle Bemühungen der Bürgerinitiative die Stadt dazu zu bewegen, die Missstände zu beheben liefen bisher ins Leere. Es passiert seit Monaten nichts.

Auch sah sich die Verwaltung bis heute nicht in der Lage die bereits im Oktober gestellte Anfrage der Fraktion “Die PARTEI und STADTGESTALTER” (Anfrage 20213262) zum Zustand des Platzes zu beantworten. Dabei wurden in der Anfrage ausschließlich Informationen abgefragt, die nur hätten zusammengetragen werden müssen. Bei guter Projektorganisation hätte die Beantwortung in 2 bis 4 Wochen gelingen müssen.

Doch genau da hapert es offenbar mal wieder. Dem Projekt fehlt jemand, der oder die den Hut auf hat, ein/e Projektverantwortliche/r mit durchgreifenden Befugnissen, der oder die das Projekt federführend vorantreibt, die Handlungen aller Beteiligten effektiv koordiniert und kompetente/r Ansprechpartner*in ist. Derzeit gewinnt man den Eindruck Stadtplanungsamt, Grünflächenamt, Technischer Betrieb, ISEK-Stadtteilmanagement, Wirtschaftsförderung, Bochum Marketing, Architekten, Bauunternehmen, Stadtwerke und wer noch alles beteiligt ist, sie alle ziehen nicht am selben Strang, sondern stehen sich eher gegenseitig im Weg oder arbeiten aneinander vorbei. Und jetzt, wo das Projekt formal abgeschlossen wurde, fühlt sich niemand mehr wirklich zuständig.

Zu kurz gedacht

An die Behäbigkeit und Langsamkeit vieler städtischer Abläufe hat man sich in Bochum und Wattenscheid gewöhnt, doch bei diesem Projekt scheint einiges mehr aus dem Ruder gelaufen zu sein, wie die Zeitplanung. Darüber hinaus gab es grobe Planungsfehler und das Projekt wurde zu kurz gedacht. Weder wurden die umliegenden Flächen in die Platzplanungen einbezogen, noch scheint eine Fortführung der Umgestaltungen auf den angrenzenden Flächen geplant zu sein. Auch scheint man sich im Rahmen des Projekts zur Unterhaltung und Bespielung des Platzes so gut wie keine Gedanken gemacht zu haben. Ein schicker Platz in einem vermüllten und verwahrlosten Umfeld wird nicht lange schick bleiben, schon gar nicht, wenn man für die Erhaltung eines guten Platzzustandes nicht wirklich viel tun will.

Der Zustand des Platzes inklusive des Umfelds ist nach nur 6 Monaten ein Trauerspiel und lässt die Verantwortlichen bei der Stadt Bochum in keinem guten Licht dastehen. Der traurige Zustand des Platzes spiegelt ihre Leistung wider. Es ist den Verantwortlichen abzunehmen, dass sie alle ein tolles Projekt für Wattenscheid auf den Weg bringen wollten. Doch nach nur einem halben Jahr sieht es so aus, als würde aus dem Vorzeigeprojekt für das ISEK Wattenscheid ein Schuss in den Ofen. Es fehlt wie so oft bei Stadtentwicklungsprojekten an Nachhaltigkeit. Punktuell wird ein Ort gut und sinnvoll umgestaltet, doch dann mangelt es an Pflege, Instandhaltung und Weiterentwicklung.

Zudem zeigt auch dieses städtische Projekt. eine erfolgreiche und zeitgerechte Projektplanung wie -realisierung ist nur mit einem effizienten Projektmanagement möglich. Das setzt Projektverantwortliche mit klaren und Ämter übergreifenden Handlungsbefugnissen voraus. Das ständige interne Durcheinander bei den Zuständigkeiten, die Behäbigkeit der Abläufe und die mangelnde Nachhaltigkeit des Projekterfolgs frustriert die Beteiligten, ebenso wie die ständige und berechtigte Kritik der Bürger*innen, die sehen, wie Millionen in eigentlich gute Projekte investiert werden, die dann aber schon nach Monaten abgegammelt aussehen.