Nutzungskonzept Zeche-Holland-Turm
Der Zeche Hollandturms wird eingerüstet. Im zweiten Anlauf scheint die Sanierung zu gelingen. Was jetzt noch fehlt ist ein Nutzungskonzept für den Turm und die Flächen drum herum.
Blick zurück: Das Drama um den Holland Turm – Sanierung oder Abriss
Nachdem 2013 die zunächst geplante Sanierung scheiterte und der Abriss des Turms drohte, weil die Fördermittel nicht abgerufen wurden und die Politik das Projekt nicht im Auge hatte (Das endlose Drama um den Erhalt des Förderturms der Zeche Holland, 09.11.13), kam es in Wattenscheid zu massiven Protesten der Menschen, die forderten den Turm zu erhalten. 5.000 Wattenscheider organisierten sich in der von Carsten Hauseur ins Leben gerufenen Facebook-Gruppe „Zeche Holland muss bleiben“, Kalle Wirsch (STADTGESTALTER) organisierte eine Demonstration zum Erhalt des Turms (Zeche Holland muss bleiben, Bochumschau.
Die Politik folgte schließlich den Forderungen der Bürger und beschloss eine zweiten Sanierungsanlauf zum Erhalt des Turms auf den Weg zu bringen. Erneut wurden Fördermittel beantragt und abgerufen, so dass in diesem Jahr endlich mit der Sanierung des Turmgerüsts begonnen werden konnte..
Blick nach vorn: Wie geht es weiter mit dem Turm?
Aufgrund der Verzögerung der Sanierung des Turms fehlt jetzt allerdings der Investor, der 2013 bereit stand, die Neugestaltung der Flächen rund um den Turm zu finanzieren. Serdar Yüksel (SPD-Landtagsabgeordneter und Vorstandsvorsitzender der AWO-Ruhr) möchte, dass die AWO am Turm ein Soziokulturelles Zentrum baut (WAZ vom 24.03.18).
Die Vorstellungen vieler Wattenscheider, was mit dem Turm und den umliegenden Flächen geschehen soll, gehen jedoch über diesen Vorschlag deutlich hinaus. Auf Initiative von Klaus Windmüller hat sich Anfang 2018 eine Gruppe aus Wattenscheidern, interessierten Bürger, Bergleuten und Künstlern gegründet, die nunmehr ein eigenes bürgernahes Konzept „zur Entwicklung eines auf das Umfeld abgestimmten bürgernahen und zukunftsorientierten Nutzungskonzeptes für den Turm der Zeche Holland Schacht 4 und des umgebenden Areals“ ausgearbeitet und zur Diskussion gestellt hat (Nutzungskonzept als pdf).
Das Nutzungskonzept
Das Nutzungskonzept erstreckt sich nicht nur auf die Fläche unter dem Turm, sondern auch auf weitere Flächen, die nördlich des Turms liegen (Karte).
Mit dem Konzept werden eine Reihe Ziele verfolgt:
- Der Turm soll als Wahrzeichen erhalten bleiben und erlebbar werden.
- Wattenscheider und Besucher sollen an diesem Ort über die Geschichte des Turms, der zugehörigen Zeche und deren Bedeutung für die Stadt mehr erfahren.
- Der Turm soll ein neuer Anziehungspunkt für Wattenscheid werden, wo sich Anwohner, Wattenscheider und Besucher der Stadt gerne aufhalten und ihre Zeit verbringen.
- Der Turm soll auch für ältere Menschen erreichbar sein -speziell für Menschen mit Rollatoren und in Rollstühlen – die gerne ein Stück „Natur mitten in der Stadt“, aber in Wohnnähe genießen.
- Am Turm soll es Aktivitätsmöglichkeiten geben, die besonders für Familien interessant sind.
- Für die Radfahrer, die das Gelände durchqueren, soll ein Ort entstehen, der zu einer Rast einlädt.
- Der Turm und das Gelände, sollen von allen Seiten aus leicht erreichbar und auffindbar sein.
- Das Gelände soll als Veranstaltungsort für diverse Outdoor-Veranstaltungen dienen (Festivals, Public Viewing, Motto-Trödelmärkte u.ä.)
- Der Turm soll als als besondere Sehenswürdigkeit Wattenscheids und des Ruhrgebietes bekannt gemacht werden.
Die Initiative schlägt im Einzelnen folgende Nutzungen des Turms und der umgebenden Flächen vor (Plan Nutzungskonzept):
Holland-Turm – Der sanierte Holland-Turm soll begehbar sein. Es ist zu klären, ob dies frei oder nur mit geführten Touren möglich ist. Vorbildlich wurde das am Nebenschacht 3/7/10 der Zeche Zollverein in Einheit mit der Phänomania(Erlebnisfeld der Sinne) umgesetzt.
Weiterhin wird eine außergewöhnliche Beleuchtung des Turms vorgeschlagen. Die Beleuchtungsanlage des Holland-Schildes könnte wieder in Betrieb genommen werden, so dass der Turm auch bei Nacht von weit her als Landmarke sichtbar wird. Die zwei Seilscheiben könnten zusätzlich in einer zu wählenden Kontrastfarbe beleuchtet werden.
Die seinerzeitige Installation von Wolfgang Schubert, Rolf Arno Specht und Helge Dirk Raschke könnte hier eine Inspiration sein,. Ein Beleuchtungskonzept könnte auch eine Licht-Show beinhalten, die an einem Tag in der Woche oder zu einer festgelegten Zeit, zu einem besonderen Datum die Menschen bewegt, das Gelände am Turm aufzusuchen.
Gebäude am Fuß des Turms – Über ein multifunktionales Gebäude, das den Aufgang des Turms umschließt, könnte der Zugang zum Turm gesteuert werden.
Beim Bau ist zu beachten, dass die Bewetterungsöffnung (Protegogeschützt) außerhalb des Gebäudes liegt
In diesem Gebäude sollte ebenfalls Platz sein für ein gastronomisches Angebot (Café/ Bistro mit Biergarten in der Saison), einen Kiosk, sanitäre Einrichtungen sowie Räumlichkeiten für eine dauerhafte Ausstellung und Lagermöglichkeiten für Außenmöblierungen, mobile Spielgeräte, mobile Außen-Exponate u.ä.
Solange noch kein festes Gebäude errichtet werden kann, wäre die Platzierung zwei Überseecontainer in Betracht zu ziehen. Der Fanshop der SG Wattenscheid 09 macht es vor (Innenansicht Großcontainer). Diese Container sollen in der Übergangsphase auch als Lager für Geräte und Werkzeug während der Instandsetzung des Areals dienen. 5000 Euro wurden bei den Stadtwerken Bochum im Rahmen der Bezuschussung von Bürgerprojekten Anfang April 2018 beantragt.
Café/ Bistro, Kiosk und Biergarten – Anzustreben wäre eine Bewirtschaftung in einem angemessenen Rahmen durch einen Pächter, der gleichzeitig das Gebäude am Fuße des Turms verwaltet und direkt am Radweg einen Biergarten betreibt. Das Gastronomische Angebot sollte sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren, die zum Turm kommen, insbesondere am Turm Interessierte, Spaziergänger und Radfahrer. Vorbild könnte hier die Erzbahnbude sein:
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Desweiteren wird vorgeschlagen auch das Stellwerkhäuschen Ecke Jahn-Lohrheidestr. als zweiten Ankerpunkt in Eigenregie zu restaurieren. Das kleine Gebäude bietet momentan einen trostlosen Anblick.
Museum – In dem Gebäude unter dem Turm könnte eine kleine, dauerhafte Ausstellung ihren Platz finden, die Einblicke in die Geschichte der Zeche, Wattenscheids und des Ruhrgebiets gibt. Das Museum sollte auch über feste und mobile Ausstellungsstücke im Außenbereich verfügen.
Eine Initiative ehemaliger Bergleuten – allesamt Mitglieder der Initiative – wäre ggf. bereit eine solche Ausstellung zu betreuen, ihr Wissen weiter zu geben und auch Exponate beizusteuern. Bei einer solchen Konzeption bestünde die Möglichkeit Jugendliche und Heranwachsende in den Dialog mit der „älteren Bevölkerung“ zu bringen, um ihnen Geschichte und Bergbautradition aus erster Hand näher zu bringen.
In der letzten Schulwoche des Schuljahres 2017/18 startet die Märkische Schule Wattenscheid (Gymnasium) ihre jährliche Projektwoche unter dem Motto „Wir in Wattenscheid“ . Die Zeche Holland wird integraler Bestandteile mehrerer Projekte in den Fachbereichen Geschichte, Sozialwissenschaften, Geographie, Biologie und Politik sein. Hier sollen auch Referenten eingeladen und extracurriculare Aktivitäten angeboten werden
Spiel- und Bewegungsareal – Für Familien und Kinder könnte ein großzügig angelegtes Spiel- und Bewegungsareal mit vielen einzigartigen Aktions- und Sitzmöglichkeiten ein Grund sein, zum Holland-Turm zu kommen, um dort einige Zeit zu verbringen. Dieses Areal sollte zu einem Ort entwickelt werden, an dem sich alle gerne Generationen gerne treffen, sich beobachten und austauschen.
(Beispiel Zeche Hannover)
Festivalfläche – Auf dieser den Turm umgebenden Fläche können Open-Air-Veranstaltungen durchgeführt werden. Hier könnten Veranstaltungen wie „Wat rockt“ oder ein Festival der Partyfraktion Wattenscheid stattfinden, aber auch Bürgerfeste, Kleinkunstaufführungen oder Public-Viewing-Events. Die Fläche könnte als Veranstaltungsort von der Bochumer Veranstaltungs GmbH betreut und bespielt werden. Turm und Fläche könnten auch im Rahmen der Extraschicht oder dem Tag des Denkmals besonders bespielt und in Szene gesetzt werden.
Parkplatz, ggf. später Beherbergungsbetrieb – Die Parkplatzfläche könnte von Besuchern des Areals genutzt werden. In Erwägung zu ziehen wäre zu einem späteren Zeitpunkt gegebenenfalls dort einen Beherbungsbetrieb anzusiedeln, dessen Angebot sich speziell an Radwanderer richten könnte, die mehrtägige Touren durch das ganze Ruhrgebiet machen.
Begrünung – vorgeschlagen wird eine Randbegrünung mit Obstbäumen und Beerenbüschen, die der Insektenwelt – insbesondere Bienen- einen neuen Lebensraum eröffnen soll. Ein ortsansäßiger Imker wurde bereits kontaktiert
Sonstige Maßnahmen
Schutz – Geprüft werden muss, wie Turm und ggf. das Gesamtareal vor Vandalismus, Spayern und Mülltouristen geschützt werden können. Eine Möglichkeit wäre eine Umzäunung des Geländes und die Versetzung des vorhandenen stabilen Tores an eine geeignete Stelle.
Beschilderung – Turm und alle Eingänge des Geländes müssen von allen Zugangswegen und den Haltestellen des ÖPNV gut ausgeschildert werden.
Radnetzanbindung – Das Gelände sollte an den Landschaftspark Mechtenberg /Halde Rhein-Elbe und somit an das Radwegnetz in Richtung Essen/ Gelsenkirchen angebunden werden (Schildersystem)
Das Nutzungskonzept wurde mittlerweile veröffentlicht und der Presse vorgestellt. Auch wurde ein Gespräch bei der Wirtschaftsförderung (WEG) angefragt, der der Trum und die rund herum gehören. Die Initiative will sich jetzt aktiv in die weitere Entwicklung am Holland Turm einbringen und die Umsetzung der verschiedenen Vorschläge gemeinsam mit den Wattenscheider und anderen Initiativen vorantreiben. Auch wird die Initiative am neuen Sponsoringwettbewerb der Stadtwerke teilnehmen, der am 03.05.2018 gestartet wird.
Bei der Erarbeitung des Konzeptes wurde die Initiative unterstützt von den STADTGESTALTERn, politisch aber parteilosen Bürgern, die sich mit Ideen und Vorschlägen für Wattenscheid und Bochum einsetzen.
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