25 Dez

Neues City-Highlight: Viktoria-Promenade vom Rathaus zum Schauspielhaus

Auch die Bochumer Innenstadt entwickelt sich von der Einkaufs- zur Erlebnisstadt. Fast alle Zukunftsprojekte der Innenstadt vom Haus des Wissens, dem Viktoria Karree, dem neuen Husemannplatz, dem Haus der Musik bis zum City-Tor-Süd entstehen an der Nord-Süd-Achse der Stadt. Zeit, dass die Viktoriastraße zur Fußgängerpromenade wird. Die STADTGESTALTER haben dazu einen Vorschlag entwickelt

Erfolgreiche Innenstädte besuchen die Menschen, weil sie sich dort gerne aufhalten, um Freunde zu treffen oder einfach, weil sie in der Innenstadt gerne Zeit verbringen. Das bedeutet, die City sollte so gestaltet werden, dass die Menschen stolz auf die Innenstadt sind und jenen gerne zeigen, die sie in Bochum besuchen. Denn mit spannenden Plätzen, ansehnlichen Gebäuden, kleinen, netten Parks und Straßen, die zum Flanieren einladen, lassen sich die Menschen in die Innenstadt locken.

Innenstadt sollte zum Erlebnis werden

Als Shoppingmeile funktioniert die City schon lange nicht mehr. Mit dem Ruhr Park kann sie nicht mithalten. Einkaufen wird weiterhin zum Erlebnis Innenstadt gehören, aber das Einkaufserlebnis wird nicht mehr dominieren. Die Menschen werden in die Innenstadt fahren, um dort nett Essen zu gehen, Vorstellungen im Musikforum oder Schauspielhaus zu besuchen, die Markthalle zu erleben oder einfach nur um durch die Stadt zu Flanieren und Flair und Ambiente zu genießen. Ist die Innenstadt attraktiv, spielt sich im Zentrum der Stadt das gesellschaftliche Leben ab, in die Innenstadt kommt man zum Sehen und Gesehen werden.

Von der Nord-Süd-Straße zur Viktoria-Promenade

Die enge Kortumstraße wird zukünftig weiter an Bedeutung verlieren, fast alle Zukunftsprojekte der Innenstadt wie Haus des Wissens, Viktoria Karree, der neue Husemannplatz, das Haus der Musik und City-Tor-Süd entstehen an der Nord-Süd-Achse der Stadt zwischen Rat- und Schauspielhaus. Diese Achse, zunächst “Nord-Süd-Straße” genannt, entstand direkt nach dem Krieg (Baubeginn 1951). Durchweg 30 Meter breit, mit vier Fahrspuren, beidseitigen Parkstreifen, einer zentralen Straßenbahnachse und breiten Gehwegen, jedoch ohne Bäume (Nord-Süd-Straße), sollte sie die das neue Großstadtflair von Bochum widerspiegeln.

Nach Fertigstellung konnte die neue Achse jedoch nie die Bedeutung gewinnen, die ihr die Stadtplaner*innen nach dem Krieg zugedacht hatten. Ab den 70er-Jahren wich die Straßenbahn einem schmalen Grünstreifen mit Bäumen. Die Verkehrsplanung verschlimmbesserte die Straßenführung mit typisch Bochumer Provisorien und unprofessionellen Wurschtelplanungen. In über 50 Jahren brachte man nicht mal eine durchgängige Radwegeführung zustande. Der Charakter einer durchgehenden City-Magistrale ging so verloren. Dabei verbindet die Nord-Süd-Achse vier der fünf wichtigsten Plätze der Innenstadt: Rathausplatz, Husemannplatz, Konrad-Adenauer-Platz (KAP), und den Hans-Schalla-Platz vor dem Schauspielhaus. Doch die Plätze zeigen sich bisher ebenso trostlos und öde wie die gesamte Achse.

Ebenso liegen fast alle markanten Gebäude der Stadt an dieser Nord-Süd-Verbindung, Zu Rathaus, Telekom-Gebäude (zukünftig Haus des Wissens), Musikforum und Schauspielhaus kommen in den nächsten Jahren noch das Viktoria Karree, das Haus der Musik und die Gebäude des City-Tor-Süd hinzu. Dazu verbindet die Achse City und Bermuda3Eck sowie die aufstrebenden Stadtviertel Ehrenfeld und Kortländer Kiez. Wer Besucher*innen Bochum zeigen will, könnte die heutige Viktoriastraße/ Königsallee vom Rathaus bis zum Schauspielhaus entlang gehen und kommt an fast allen wichtigen Orten der Stadt vorbei. Doch leider ist diese Strecke bisher aus touristischer Sicht wenig vorzeigbar und taugt allenfalls als negatives Anschauungsobjekt für verfehlte Stadt- und Verkehrsplanung.

Sehenswürdigkeiten und Plätze

    Vorbild Coolsingle, Rotterdam

    Die STADTGESTALTER schlagen vor das Bild der Nord-Süd-Verbindung deutlich aufzuwerten und die Achse Rathaus bis Schauspielhaus zu einer ansehnlichen Fußgängerpromenade umzugestalten. Vorbild für die Vorschläge ist die Revitalisierung des Coolsingle in Rotterdam (Revitalization of the Coolsingle), die 2021 mit großem Erfolg abgeschlossen wurde. Der Coolsingle stellt die zentrale Verkehrsader der Rotterdamer Innenstadt dar. Er verbindet die Erasmusbrücke mit dem Hofplein und teilt die Innenstadt in einen Ost- und einen Westteil. Am Coolsingle liegen mit Rathaus, Hauptpostamt, Fremdenverkehrsamt und de Bijenkorf die wichtigsten Gebäude der Stadt Bis zum zweiten Weltkrieg noch ein Kanal, danach umgebaut zu einer 4-spurigen Straße mit Straßenbahntrasse in der Mitte (Coolsingle Wikipedia), entschloss man sich 2016 den Coolsingle als Rotterdams Hauptboulevard, neu entstehen zu lassen. Ziel war es den öffentlichen Raum wiederzubeleben und zu attraktiveren. Mit der Revitalisierung sollte die Bekanntheit und Anziehungskraft des Coolsingle wiederhergestellt werden, die mit seinem Umbau zur vielspurigen Autostraße im überbordenden Verkehrslärm verloren gegangen war.

    Der Mut der Stadt- und Verkehrsplaner*innen wurde belohnt. Heute gilt das revolutionäre Projekt weltweit als vorbildlich gelungenes Stadtentwicklungsprojekt zur Wiederbelebung einer Innenstadt.

    On Top: Der Rooftop-Walk

    2022 setzte Rotterdam noch einen drauf. Der Coolsingle wurde um einen einzigartigen Rooftop-Walk ergänzt, den in nur einem Monat über 200.000 Besucher*innen aus aller Welt als einmaliges Erlebnis abfeierten (Rotterdam Rooftop Walk). Was die STADTGESTALTER bereits 2017 für Bochum vorgeschlagen haben (Innenstadt-Dachpark – Aufbruch in die 3. Stadtdimension) begeisterte in Rotterdam die Menschen und zog sie zu tausenden in die Innenstadt.

    Verpasste Bochum auch bei der Dachparkidee bisher die Chance Vorreiter zu sein, ist es nach Ansicht der STADTGESTALTER umso wichtiger, die Nord-Süd-Achse vom Rathaus bis zum Schauspielhaus zeitnah zu einer attraktiven und einzigartigen Flaniermeile umzugestalten.

    Visualisierung Viktoria-Promenade

      Die Vorschläge der STADTGESTALTER

      Analog zur Neuplanung des Coolsingle schlagen die STADTGESTALTER vor, den Autoverkehr auf Viktoriastraße und Königsallee von Südring bis Schauspielhaus zukünftig statt auf vier auf nur noch zwei Fahrspuren zu führen. Die beiden verbleibenden Fahrbahnen (Tempo 30) sollen auf der Westseite der neuen Viktoria-Promenade verlaufen, in Blickrichtung Rathaus folgt rechts daneben ein rund zwei Meter breiter Baum- und Grünstreifen, dann ein vier Meter breiter Zwei-Richtungsradweg sowie eine 13 Meter breite Fußgängerpromenade, auf der insbesondere im Bereich Südring bis KAP, großzügige Flächen für Außengastronomien entstehen sollen.

      Querschnitt Viktoria-Promenade

        Die neue Viktoria Promenade besteht nach den Plänen der STADTGESTALTER aus drei Abschnitten:

        Technisches Rathaus bis Südring – Nach den Vorstellungen der STADTGESTALTER soll nach Abriss des BVZ der Platz vor dem Technischen Rathaus, der sich bis zum historischen Rathaus, der Tunneleinfahrt der Straßenbahn und der City-Passage erstreckt, neugestaltet werden. Insbesondere soll die Fläche dabei einen echten Platzcharakter erhalten und zu Fuß Gehenden eine gefahrlose Querung von der Passage bis zum Rathaus ermöglichen. Thema des Platzes könnten die Städtepartnerschaften sein. So könnte auf dem Platz jede Partnerstadt mit einem typischen Bauwerk in verkleinertem Maßstab vorgestellt werden.

        1. Abschnitt Viktoria-Promenade

          Im weiteren Verlauf sollen Hans-Böckler- wie Viktoriastraße bis zur Parkhauseinfahrt am Südring als Fußgängerzone ausgebaut werden. Die aktuell noch vorhandene Fahrspur müsste dazu einer durchgehenden Pflasterung weichen. Der Rathausplatz sollte, wie von den STADTGESTALTERn bereits 2018 vorgeschlagen ebenfalls zu einem lebendigen Platz umgestaltet werden (Der neue Rathausplatz).

          2025 soll der neue Husemannplatz eröffnet werden (Husemannplatz – zwei Jahre zu spät fertig und 4 Mio. teurer als geplant), schon 2023 das neue Viktoria Karee auf der Westseite des Platzes.

          Ebenfalls neu gestaltet werden sollte die Kreuzung neue Viktoria-Promenade und Innenstadtring. Diese gelingt am fußgängerfreundlichsten, wenn der Verkehr über den Innenstadtring zukünftig nur noch in einer Richtung fließt (Der Bochumer Innenstadtring als Einbahnstraße).

          Südring bis Konrad-Adenauer-Platz (KAP) – In diesem Abschnitt sehen die Planungen der STADTGESTALTER auf der Seite des Bermuda3Ecks viele neue Außengastronomien vor. In den dortigen Gastronomiebetrieben sollen die Menschen auch tagsüber Brunchen, Mittag essen und Cafétrinken können. Es sollte nicht nur das bisher typische Partyangebot des 3Ecks geben. Dazu soll die Fußgängerpromenade mit vielen zusätzlichen Bäumen aufgelockert werden, deren Baumscheiben mit entsprechenden Steinringen wie in Rotterdam als zusätzliche Sitzgelegenheiten ausgestaltet werden könnten.

          2. Abschnitt Viktoria-Promenade

            Kerkwege und Brüderstraße sollten Teil der Fußgängerzone werden. Die Umgestaltung ist schon lange überfällig (Verkehrs- und Umgestaltungskonzept Bermuda3Eck). Ebenfalls einer Neugestaltung bedarf das KAP am Südende des 3Ecks (Konrad-Adenauer-Platz). Mit der Promenade kann der Platz im Westen bis zum heutigen Grünstreifen der Viktoriastraße erweitert werden. Er gewinnt damit an Weiläufigkeit. Auch sollte eine attraktive Verbindung vom Platz zur neuen Bebauung auf dem City-Tor-Süd-Gelände geschaffen werden.

            Die südlich des KAP gelegene 50 Meter lange Eisenbahnunterführung könnte zu einer neuen Attraktion werden. Die STADTGESTALTER schlagen vor, im Bereich der Unterführung den Autoverkehr vom Fuß- und Radverkehr mit einer Wand abzutrennen und auf die Wände des entstehenden Tunnels Videokunst zu projizieren. Auf den Wänden könnten so Blumen blühen, Löwen, Giraffen und Elefanten entlanglaufen oder beim Durchqueren der Unterführung könnte ein virtuelles Aquarium durchlaufen werden. Auf diese Weise würde aus dem Angstraum Unterführung ein angesagter, spannender Anziehungspunkt, der sich mit ständig wechselnden Animationen immer wieder neu erfindet. Vorbild für die Videoinstallation könnten die Animationen im Rad- und Fußgängertunnel de la Croix Rousse in Lyon sein.

            Tunnel de la Croix Rousse

            Ebenfalls würde die Unterführung so zu einem Spielort des “Festivals der immersiven Kunst”, das die Stadt im Rahmen der Bochum Strategie etablieren möchte (Kurzbeschreibung der 50 Kernaktivitäten der Bochum-Strategie).

            Konrad-Adenauer-Platz (KAP) bis Schauspielhaus – Im letzten Abschnitt der Viktoria-Promenade ist insbesondere ein guter Anschluss an das Ehrenfeld wichtig. Dazu schlagen die STADTGESTLTER vor, zu prüfen, ob der Tunnel vom alten Bahnhof (heute Riff) zur Alten Hattinger Straße, der früher die verschiedenen Bahnsteige verband, als zusätzliche Verbindung vom City-Tor-Süd zum Ehrenfeld wieder in Betrieb genommen werden könnte.

            3. Abschnitt Viktoria-Promenade

              Nach den bisherigen Planungen der Stadt würde auf Höhe der Clemensstraße der Radschnellweg (RS1) die neue Promenade queren. Der vorgesehene Zwei-Richtungsradweg entlang der Promenade würde den Radfahrenden eine schnelle Anbindung vom RS1 zum 3Eck, City, Rathaus und dem Viertel rund um den Kortländer ermöglichen.

              Weiterhin sehen die Pläne der STADTGESTALTER eine Erweiterung des Tana-Schanzara-Platzes nach Norden vor. Hier befand sich vor dem Krieg der Westfalenplatz (Westfalenplatz – Historisches Ehrenfeld), den man in den 50er Jahren aus nicht nachvollziehbaren Gründen nicht wieder hergestellt und stattdessen unter Missachtung aller städtebaulichen Leitbilder teilweise überbaut hat. Die Pläne der STADTGESTALTER sehen vor den bereits 2016 angelegten und sehr beliebte Tana-Schanzara-Platz als Pocket-Park bis zur Clemensstraße auszudehnen. Die Fläche des Platzes würde sich damit verdreifachen.

              Auch der vor dem Schauspielplatz liegende Hans-Schalla-Platz bedarf dringend einer Neugestaltung. Der besonderes an Sommerabenden bei jungen Menschen beliebte Platz, stellt bisher eines von vielen Beispielen für die Ideenlosigkeit Bochumer Stadtplanung dar. Zukünftig dagegen sollte der Platz als Endpunkt der Viktoria-Promenade unter Einbeziehung des markanten Theatergebäudes besonders attraktiv ausfallen, damit es sich für die Menschen lohnt vom Rathaus die gesamten 1.000 Meter auf der Promenade bis zum Schauspielhaus entlang zu spazieren.

              Zusätzlich schlagen die STADTGESTALTER vor, die Plätze und Sehenswürdigkeiten, die entlang der Promenade liegen, mit ihrer Meterzahl zu markieren. Bei Meter Null befände sich dann das Rathaus und bei Meter 1.000 das Schauspielhaus. Mit den Meterangaben ließe sich die Wahrnehmung der gesamten Promenade als Einheit verstärken.

              Vielleicht wichtigstes Städtebauprojekt in der Innenstadt

              Gelingt die Umgestaltung der Nord-Süd-Achse zu einer attraktiven, einladenden Promenade, wird diese zu dem Anziehungspunkt der Innenstadt, der alle wichtigen Gebäude, Plätze und Orte verbindet. Die Viktoria-Promenade als wichtigste Ache der Innenstadt wird das zukünftige Stadtbild entscheidend prägen. Es reicht nicht neue markante Orte und Plätze in der Stadt zu schaffen, ebenso wichtig ist eine attraktive, fußläufige Verbindung. Die städtebauliche Neugestaltung der Achse zwischen Rat- und Schauspielhaus sollte daher mit besonderer Priorität verfolgt werden. Auch sollte die Stadt sich um eine zeitnahe Realisierung bemühen. Für die  City läuft die Zeit ab, je länger die Stadt zuwartet, um so schwieriger wird es die anhaltend negative Entwicklung der Innenstadt noch aufzuhalten (Für die Innenstadt läuft die Zeit ab),.

              27 Jun

              Haus des Wissens – Viele Ideen der STADTGESTALTER werden Realität

              Das Haus des Wissens ist das sichtbare Zeichen, dass Bochum sich von der Industrie- zur Universitätsstadt entwickelt. Das Bauvorhaben beinhaltet eigentlich vier Projekte, die Markthalle, ein wegweisendes Konzept für VHS und Stadtbücherei, einen Dachpark und die Revitalisierung von Telekomgebäude und Rathausplatz. Bei allen vier Projekten waren die STADTGESTALTER Impuls- und Ideengeber, Wegbereiter für die Umsetzung war jedoch jemand anderes. Jetzt ist sicher zu stellen, dass die Kosten des Gesamtprojekts nicht aus dem Ruder laufen.

              Die Geschichte des “Haus des Wissens” beginnt 2012 wird am Anfang entscheidend von zwei treibenden Kräften bestimmt. Andor Baltz und den STADTGESTALTERn.

              Wie kam es zum “Haus des Wissens”?

              Die Idee einer Markthalle in Bochum gab es schon einige Jahre in Bochum ehe sie die STADTGESTALTER mit vielen Vorschlägen und Beiträgen forcierten.

              2012 schlugen die späteren STADTGESTALTER erstmals vor, die Markthalle auf dem Gelände des Telekomblocks an den jetzt festgelegten Standort zu bauen (Freitreppe am Husemannplatz). Es folgten, diverse Vorschläge, Beiträge und Visualisierungen zu der Idee (u.a. 2015: Bochumer Markthalle, 2017: Markthalle an der Viktoriastraße). Die Idee einer Markhalle setzte sich in den Köpfen der Menschen fest, die Überzeugung reifte die Idee sei für die Entwicklung der Innenstadt sinnvoll und umsetzbar. Entsprechend sprach sich bei der Bürgerkonferenz 2017 eine überwältigend Zahl Bürger*innen für den Bau einer Markthalle aus.

              Markthalle – Haus des Wissens, Plan Cross Architekten

              2015 waren es erneut die STADTGESTALTER, die als erste vorschlugen, das Gelände des Telekomgebäudes neben der Markthalle auch für VHS und Stadtbibliothek zu nutzen (Bochumer Markthalle). 2019 legten die STADTGESTALTER ein Gesamtkonzept für das Projekt nach, von dem sich viele Element in den aktuellen Entwurfsplanungen (Neubau Haus des Wissens Vorlage 20211561) wieder finden (Konzept für Markthalle, VHS, Bücherei und mehr).

              Innenansichten – Haus des Wissens, Plan Cross Architekten

              Ebenfalls 2015 schlugen die STADTGESTALTER, erstmals eine zukunftsweisende Neuausrichtung der Stadtbücherei nach dem Vorbild der Stadtbibliothek Aarhus (Dokk1) vor, wie sie jetzt beim Haus des Wissens umgesetzt wird. (Zukunftsweisende Neuausrichtung der Stadtbücherei).

              2017 und 2018 sorgten die STADTGESTALTER mit ihren Vorschläge für einen Dachpark auf den Dächern der Bochumer Innenstadt für Aufsehen (2017: Dachpark in der Innenstadt, 2018: Innenstadt-Dachpark – Aufbruch in die 3. Stadtdimension). Auch diese Idee soll jetzt auf dem Dach des “Haus des Wissens” in spektakulärer Weise umgesetzt werden.

              Dachpark – Haus des Wissens, Plan Cross Architekten

              Ebenfalls 2018 schlugen die STAADTGESTALTER eine Verkehrsberuhigung und Umgestaltung des Rathausplatzes vor (Der neue Rathausplatz), wie sie nach der Fertigstellung des “Haus des Wissens”, 2026 erfolgen soll.

              Andor Baltz, entscheidender Wegbereiter des “Haus des Wissens”

              Waren die STADTGESTALTER beständiger Antreiber und Ideengeber für das “Haus des Wissens” so war der entscheidende Wegbereiter für das Projekt jemand anderes: Andor Baltz, der Eigentümer des stadtbildprägenden Modehauses Baltz in der City.

              Er hatte den Telekomblock, in dem jetzt das Haus des Wissens entstehen wird, Anfang 2014 erworben, um dort den Bau eines Einkaufszentrums zu verhindern. Er war es, der als erster Überlegungen anstellte, wie sich die Idee einer Markthalle in dem Gebäude umsetzen ließe und er war es, den die Vorstellung so begeisterte, in dem Gebäude Markthalle, Stadtbücherei und VHS unter einem Dach unter zu bringen, dass er der Stadt anbot ihr das Gebäude unter der Bedingung zu verkaufen, diese Idee umzusetzen und den Telekomblock als stadtbildprägendes Gebäude am Rathausplatz zu erhalten.

              Außenansichten – Haus des Wissens, Plan Cross Architekten

              Ohne die Weitsicht und Initiative von Andor Baltz, wäre das Projekt “Haus des Wissens” nie entstanden. Wie auch beim Dachcafé auf seinem Stammhaus samt Brücke in luftiger Höhe über die Pariser Straße oder der neuen Dependenz des Modehauses “Wandersport Baltz” an der Ecke Hellweg/ Boulevard nach beispielhafter Sanierung des historischen Eckhauses, nutzte Andor Baltz beim Telekomblock seinen Einfluss um die Gestaltung der Innenstadt auf ein neues Niveau zu heben und visionären Ideen zur Umsetzung zu verhelfen. Er ist der mächtige, auf Privatheit bedachte und politische neutrale Strippenzieher im Hintergrund, für den nur die Ideen selbst zählen und der eine konkrete wegweisende Vorstellung davon hat, wie die Innenstadt sich wandeln muss, damit sie eine Zukunft hat.

              Haus des Wissens – Makerspace für alle

              Das Haus des Wissens ist das sichtbare Zeichen für Bochums Wandel von der Industrie- zur Universitäts- und Bildungsstadt. Mit dem Haus des Wissens schafft die Stadt einen einzigartigen Makerspace, an dem sich alle Bewohner*innen der Stadt ausleben können, sich (weiter-)bilden, ihre Ideen umsetzen, experimentieren oder sich mit anderen treffen können, um gemeinsam neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Das “Haus des Wissens” wird zum Motor der Stadt werden, an dem kreative und bildungshungrige Köpfe sich mitten in der Stadt zusammenfinden, um die Zukunft der Stadt neu zu denken.

              Erstmals setzt Bochum ein weithin sichtbares Zeichen, Vorreiter in Sachen Bildung und Förderung der kreativen Ideen der Einwohner*innen sowie moderner Stadtentwicklung sein zu wollen. Nach dem Weggang von Nokia und Opel, erkannte die Stadt erstmals den Wert seiner Universität und Hochschulen und forcierte die Entwicklung zu Bildungsstadt. Dabei ist der Makerspace “Haus des Wissens” ein Meilenstein, mit dem Bildung, Entwicklung und Forschung für alle Einwohner*innen erlebbar und ermöglich werden.

              Noch zeigen Zustand und Ausstattung der städtischen Schulen, das sonst der Anspruch der Stadt, Vorreiter in Sachen Bildung eher gering ist. Wichtig ist, dass das “Haus des Wissens” nicht zu einem bloßen Marketingprojekt wird, um den Bildungsnotstand an den Schulen zu übertünchen. Das “Haus des Wissens” sollte zeigen, dass es sich für die Stadt lohnt sich in Sachen Bildung als Vorreiter zu präsentieren, nicht nur mit einem wegweisenden Konzept bei VHS und Stadtbücherei, sondern auch mit einer ehrgeizigen Strategie zur zukunftsweisenden Entwicklung der gesamten Schullandschaft Der nächste Schritt auf dem Weg zur Universitäts- und Bildungsstadt muss ein beispielloses Investitionsprogramm in die städtischen Schulen sein, um dort schnellst möglich den beschämenden Bildungssnotstand zu beenden.

              Die Kosten dürfen nicht aus dem Ruder laufen

              Das “Haus des Wissens” sollte ein wichtiger Baustein auf dem Weg sein, die Stadt in allen Bereichen zum Vorreiter in Sachen Bildung zu machen. In jedem Fall muss also verhindert werden, dass es zu einer Kostenexplosion kommt, die auf Kosten der Entwicklung in anderen Bereichen der Bochumer Bildungslandschaft geht. Die Kosten dürfen nicht zu Lasten der städtischen Schulen aus dem Ruder laufen.

              Der Rat hat einen Kostendeckel bei 90 Mio. Euro beschlossen. Dieser sollte unbedingt eingehalten werden. Kostensteigerungen die durch Projekterweiterungen wie dem Einbau einer Geothermieanlage oder die Aufwertung des Dachparks verursacht werden, lassen sich rechtfertigen. Eine Überschreitung der Grenze von 100 Mio. Euro ist jedoch nicht zu tolerieren.

              Zwar erscheinen Kosten von 90 bis 100 Mio. hoch, doch ist dabei zu berücksichtigen, dass das Haus des Wissens eigentlich aus vier Bauvorhaben besteht: Markthalle, Neubau VHS und Stadtbücherei, sowie die Errichtung des Dachparks. Teilt man die gesamte Bausumme auf alle vier Vorhaben auf, relativiert sich die Höhe der Bausumme.

              Auch ist das Projekt mit dem Bau des fast 40 Mio. Euro teuren Musikforums nicht zu vergleichen. Das Musikforum wurde zwar als Musikzentrum für alle angepriesen, ist aber – wie von den Kritikern vorhergesagt – am Ende nur ein baulich gelungenes Konzerthaus der Bochumer Symphoniker mit Musikschulalibi für eine überschaubare, exklusive Klientel von Liebhabern klassischer Musik geworden. Das Haus des Wissens wird mit Markthalle, Dachpark, VHS und Stadtbücherei, ein Ort für alle Einwohner*innen werden. Der Anspruch des Hauses ist, dass alle, die in der Stadt wohnen, dort einen Ort finden, der sie begeistert.

              Um den vom Rat beschlossenen Kostendeckel einhalten zu können, bräuchte die Stadt ein effizientes Projektmanagement, mit dem die Einhaltung des Kostenrahmens wirksam gesteuert werden kann. Bisher haben SPD, Grüne und CDU leider alle Vorstöße in diese Richtung immer wieder abgelehnt. Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass bei dem Projekt am Ende doch noch die Kosten explodieren. Zu hoffen ist, dass alle Beteiligten sich im Klaren sind, wie wichtig es für die Glaubwürdigkeit  der Bochumer Stadtpolitik ist, dass die vom Rat gemachten Vorgaben von der Verwaltung eingehalten werden und entsprechend alle der Stadt deutlich machen, dass der beschlossene Kostenrahmen unbedingt eingehalten werden muss.