U35+Bus, Seilbahn oder Straßenbahn im Kostenvergleich
Im Süd-Osten von Bochum steht die Stadt bei der Nahverkehrsplanung vor vier großen Herausforderungen:
1. Die U35 (Campuslinie) zwischen Hauptbahnhof muss dringend entlastet werden. Immer mehr Studenten nutzen den Nahverkehr, Gesundheitscampus, Vonovia und Seven Stones werden weitere Nutzer bringen. Die Züge sind in den Hauptverkehrszeiten schon heute hoffungslos überfüllt.
2. Die Nahverkehrsanbindung der Hochschule Bochum muss verbessert werden. Bis zur U35-Haltestelle (Lennershof) läuft man von der Hochschule fast 10 Minuten. Das ist zu lang. Von den über 7.000 Studierenden und rund 500 Beschäftigten, würden deutlich mehr den ÖPNV nutzen, gäbe es an der Hochschule eine nähere, schnelle Nahverkehrsanbindung.
3. Die Anbindung von Langendreer an RUB und Hochschule muss verbessert werden. Aufgrund der schlechten Anbindung wohnen nur 4,3% der Studenten in Langendreer, das sind kaum mehr als in Wattenscheid (3,9%) obwohl Uni und Hochschule direkt an Langedreeer angrenzen (Universitäres Wohnen in Bochum, Studentenbefragung). Die Studenten wohnen da, wo sie schnell, in dichtem Takt und ohne Umsteigen zur Uni kommen.
4. RUB und Hochschule benötigen eine direkte, schnelle und leistungsfähige Nahverkehrsanbindung zur ehemaligen Opelfläche (Mark 51°7), auf der das neue Innovationsquartier entstehen soll. Dies wurde bereits zwischen Stadt und RUB vereinbart (Letter of Intent). Professoren werden ihre Forschungseinrichtung nur auf Mark 51°7 einrichten, wenn sie selbst, ihre Mitarbeiter und Studenten in maximal 10 Minuten umsteigefrei zwischen Lehr-(Unicampus) und Forschungsort (Innovationsquartier) pendeln können.
Politik und Verwaltung suchen eine Lösung die alle vier genannten Anforderungen erfüllt und die die Stadtkasse möglichst wenig belastet.
Die geplante U35-Verlängerung (Kosten für die reine Fahrstrecke: 77,2 Mio.) trägt fast nichts zur Lösung der Probleme bei: Eine signifikante Entlastung der U35 wird nicht erreicht, die Anbindung zu Hochschule verschlechtert sich sogar, die U35 fährt die Haltestelle nur noch alle 12 statt statt wie bisher im 3-5 Minuten-Takt an. Hochschule und RUB sind von Langendreer über die Verlängerung weiterhin unkomfortabel nur nach Umsteigen zu erreichen. Eine schnelle, umsteigefreie Verbindung von RUB/Hochschule zu Mark 51°7 wird ebenfalls nicht erreicht.
U35+Bus-Lösung
Das bedeutet, um die genannten Anforderungen zu erfüllen, müssen auf die U35-Verlängerung weitere Nahverkehrs Projekte folgen (Plan U35+Bus-Lösung):
– Die U35 muss zur Entlastung ertüchtigt werden, damit diese in Dreifachtraktion fahren kann. Das kostet nach Kalkulation der Verwaltung mindestens weitere 44,2 Mio. (zusätzliche Züge, Verlängerung Bahnsteige). Diese Maßnahme würde voraussichtlich jedoch nicht vom Land gefördert.
– Die U35 muss zu Hochschschule geführt werden. Die Hochschul-Schleife veranschlagt die Verwaltung mit 26,9 Mio. (Förderung 90%).
– Für die direkte Verbindung zwischen RUB/Hochschule und Mark 51°7 müsste ein Direktbus eingerichtet werden. Die Kosten in Höhe von 1,4 würden zu mindestens 70% gefördert.
– Um die zusätzlich erforderlichen Züge für die U35 warten zu können, müsste der Betriebshof für 20 Mio. erweitert werden. Die Kosten sind nicht förderfähig.
Insgesamt kostet diese Lösung also 170 Mio. Euro, von denen die Stadt voraussichtlich 75,2 Mio. tragen muss (Kosten U35+BUS-Lösung).
Betrieb und Unterhaltung dieser Lösung kosten die Stadt rund 10 Mio. im Jahr. Hinzu kommen 3,7 Mio. für Kapitaldienst und Abschreibung, zusammen also 13,7 Mio. Euro pro Jahr.
Trotz der erheblichen Kosten dieser Lösung wird eine umsteigefreie Verbindung zwischen Langendreer und RUB/ Hochschule nicht erreicht.
Seilbahn-Lösung
Die von den STADTGESTALTERN vorgeschlagene Seilbahnlösung würde RUB/Hochschule mit Mark 51°7 (Laer-Mitte und Langendreer-West (S-Bahn-Halt) über einen Knoten im Süden der Hustadt direkt verbinden (Plan Seilbahnlösung). Damit würden alle vier Anforderungen mindestens gut erfüllt. Zudem sind Verlängerungen Richtung Ostpark und Kemnader See bzw. Witten-Heven möglich.
In Verbindung mit der Straßenbahn 320/310 stellt die Seilbahn eine Alternative zur U35 zwischen RUB und Hochschule da (LK vom 21.01.2017).
Die Endhaltestelle der Seilbahn am Unicampus läge direkt an der Hochschule, diese wäre damit attraktiv an den Nahvehr angeschlossen. Langendreer West wäre direkt an RUB und Hochschule angeschlossen. Zwischen dem Unicampus und Mark 51°7 würde die Seilbahn im 30-Sekunden-Takt in 6-7 Minuten verkehren.
Rechnet man die Kostenkalkulation der Wuppertaler Seilbahn auf die Bochumer Lösung hoch (Hochrechnung), kommt man auf Investitions- und Bauosten von insgesamt 149,4 Mio., von denen die Stadt 14,9 Mio. zu tragen hätte, wenn das Land wie üblich 90% des Projektes fördert (Kosten Seilbahn-Lösung).
2,54 Mio. kosten Betrieb und Unterhaltung der Seilbahn die Stadt im Jahr. Hinzu kommen 0,54 Mio. für Kapitaldienst und Abschreibungen. So dass die Seilbahnlösung die Stadt insgesamt rund 3 Mio. pro Jahr kosten würde.
Straßenbahnlösung
Auch mit einer neuen Straßenbahnlinie von RUB und Hochschule über die Universitätsstraße, Urbanusstraße, Am Neggenborn, Ambergweg, und Ümminger Straße bis Langendreer West (S-Bahn-Halt) ließen sich alle vier genannten Anforderungen gut bis sehr gut erfüllen (Plan Straßenbahn-Lösung).
Die Linie 302 würde dann bis zum S-Bahn-Halt-Langendreer-West durchgeführt. Eine neue Linie 303 könnte Hauptbahnhof, Mark51°7 und RUB wie Hochschule direkt miteinander verbinden. Eine Linie 304 würde von RUB/ Hochschule bis Langendreer-West fahren.
Langendreer-West und der Ortsteil Papenholz würden ideal an RUB und Hochschule angebunden. RUB und Hochschule erhielten eine alternative, umsteigefreie Straßenbahnverbindung zum Hauptbahnhof, die die U35 entlastet. Zwischen RUB/ Hochschule und Mark 51°7 würde die Straßenbahn umsteigefrei in 10-12 Minuten im 10-15 Minuten-Takt verkehren. Eine Straßenbahnhaltestelle könnte direkt vor der Hochschule eingerichtet werden, diese wäre damit attraktiv an den Nahvehr angeschlossen.
Die Kosten dieser Alternative sind schwer abzuschätzen. Auf Basis der im ÖPNV-Konzept Bochum Süd-Ost kalkulierten Straßenbahnlinien, kann man grob von Investitions- und Baukosten in Höhe von 90 Mio. ausgehen (Kosten Straßenbahn-Lösung. Bei einer 90%-Förderung des Landes müssten davon 9 Mio. von der Stadt aufgebracht werden.
3,3 Mio. würde die neue Linie die Stadt im Betrieb- und Unterhalt im Jahr kosten. Hinzu kommen 0,53 Mio. für Kapitaldienst und Abschreibung, so dass die Straßenbahn-Lösung die Stadt insgesamt 3,87 Mio. pro Jahr kosten würde.
Die Straßenbahn-Lösung führt durch relativ schmale, zumeist wenig befahrene Straßen. Auch muss die A44 unterquert werden. Die Machbarkeit dieser Lösung muss daher noch eingehend geprüft werden.
Nach den Erfahrungen mit der neuen Streckenführung der Straßenbahnlinien 302/310 ist zu erwarten, dass es nicht einfach sein wird, die Bewohner von Langendreer, von einer neuen Dauerbaustelle für eine Straßenbahn zu überzeugen. Im Stadtgebiet von Langendreer sind jedoch auch alternative Linienführungen (z.B. über die Universitäts- und Ümmingerstraße) denkbar.
Zu prüfen ist ferner, ob auf der bestehende Linie 302/310 bei der bestehenden Leit- und Steuerungtechnik eine weitere Linie (303) eingebunden werden kann und welche zusätzlichen Kosten eine gegebenfalls erforderlich Erneuerung der Technik nach sich ziehen würde.
Vergleich der drei Lösungen
Alle drei Lösungen können die genannten Anforderungen erfüllen (Vergleich Erfüllung der Anforderungen).
Selbst bei grober Schätzung der Kosten für die drei möglichen Lösungen ist jedoch bereits zu erkennen, dass die U35+Bus-Lösung, sowohl bei den Investitions- wie den jährlichen Kosten ein Vielfaches teurer ist als Seilbahn- und Straßenbahnlösung (Kostenvergleich).
Seilbahn- und Straßenbahnlösung liegen bei den Kosten fast gleich auf. Der Kostenunterschied bei den Investitions- und Baukosten der Seilbahn würde sich nach 7 Jahren aufgrund der niedrigeren jährlichen Kosten ausgleichen.
Um detailiert zu ermitteln, welche der drei Lösungen die Anforderungen am besten erfüllt, welche Linienführungen wo technisch machbar sind und welche Investitions- und Baukosten bzw. jährlichen Kosten nach sich ziehen, muss vor einer Entscheidung eine unabhängige Machbarkeitsstudie erstellt werden. Folgerichtig hat die Fraktion „FDP & STADTGESTALTER“ entsprechendes bereits im Rat der Stadt beantragt (Antrag 20170672).
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