27 Okt

Rathausplatz zum Aushängeschild machen

Die Visitenkarte einer jeden Innenstadt ist der Rathausplatz. In Städten wie Augsburg, Bremen, Freiburg, München und eigentlich allen anderen Städten mit einem zentral in der Innenstadt gelegenen Rathausplatz, ist dieser Platz der markante Vorzeigeort der Stadt. Nur in Bochum ist er kaum mehr als eine chaotische Kreuzung mit einer großen, öden und leblosen Fläche vor dem Rathaus.

Erfolgreiche Innenstädte zeichnen sich durch lebendige Plätze aus

Auf dem Platz vor dem Rathaus fehlt jede Aufenthaltsqualität, alle die dorthin müssen, wollen möglichst schnell wieder weg. So bleibt der Platz öd und leer, und selbst der Rathauskeller bekommt seinen an sich schönen Biergarten nicht voll. Zeichnen sich lebendige und wirtschaftlich erfolgreiche Innenstädte durch Plätze mit besonderem Flair und Ambiente aus, die voll mit Menschen sind, besitzen in Bochum auch die weiteren Plätze der City, Husemann-Platz und Dr.-Ruer-Platz bislang nichts von beidem.

Mit dem Innenstadtentwicklungskonzept (ISEK Innenstadt) soll Bochum, so der Anspruch des Stadtbaurates, „bäm“ werden. Das Konzept sieht zwar vor, dass Husemann- und Dr.-Ruer-Platz neu gestaltet werden sollen, doch der Rathausplatz kommt in dem Konzept überraschender Weise nicht vor. Dieser Platz wird nicht etwa die Visitenkarte der Stadt, sondern bleibt sichtbares Zeichen für die Rückständigkeit von Bochum in Sachen Stadtentwicklung.

Zwar halten Oberbürgermeister, Stadbaurat, die überwiegende Zahl der Geschäftsleute der City und fast alle Fraktionen des Stadtrates eine zeitgemäße Um- und Neugestaltung für dringend erforderlich, die bisher stärkste Fraktion im Stadtrat allerdings beharrt bisher darauf, dass der Autoverkehr weiterhin über den Platz fließen soll. Die Mehrheit der roten Stadträte zieht einem lebendigen, schmucken großstädtischen Platz, auf dem sich viele Menschen aufhalten, in Cafés und Restaurants sitzen, verweilen, sich treffen, eine laute, schwer zu querende und chaotische Straßenkreuzung vor, auf der sich der Parksuchverkehr für nur wenige Stellplätze drängelt, wo Autos ständig im Parkverbot und der zweiten Reihe parken und auf dem sich niemand wohl fühlt.

Unverständlich, warum der Platz nicht schon lange umgestaltet wurde

Der Platz erweckt den Eindruck, als seien alle Erkenntnisse moderner Stadtentwicklung an Bochum und der im Stadtrat bestimmenden SPD vollständig vorbeigegangen. Besuchern von außerhalb ist unbegreiflich, warum Bochum es in den letzten zwei Jahrzehnten anders als eigentlich alle anderen Städte mit ähnlichen Plätzen nicht geschafft hat, diesen Platz zum markanten Aushängeschild der Stadt zu machen. Dabei verfügt der Platz wie kein zweiter in Bochum mit Rathaus und Telekomgebäude (demnächst Heimat des Haus des Wissens und der Markthalle) bereits über eine vorzeigbare wie wiedererkennbar Randbebauung. Der Rathausplatz müsste eigentlich der Spot sein, auf dem die Bochum-Besucher das Selfie machen, um bei Instagram, Whatsapp oder Facebook zu dokumentieren, dass sie in Bochum sind und wie toll es da ist.

Dass 2018 trotz Diskussionen im Stadtrat, der Antrag der Fraktion „FDP & Die STADTGESTALTER“ abgelehnt wurde den Platz neu zu gestalten (Antrag 20180993) von Rot-Grün und die Neugestaltung des Platzes bisher nicht im Innenstadtkonzept (Beschlussvorlage ISEK-Innenstadt) enthalten ist, zeigt, dass es in der Politik nach wie vor bei zu vielen an der Einsicht fehlt, dass nur die Innenstädte erfolgreich sind und in Zukunft erfolgreich sein werden, die eine besondere Aufenthaltsqualität aufweisen. Das zeigen alle Städte, deren Innenstädte erfolgreich sind, das zeigen alle Studien zu Erfolgsfaktoren von Innenstädten („Vitale Innenstädte“ 2016, IFH Köln) und das zeigt auch die Kundenbefragung der iBO, der Initiative Bochumer City (Citybarometer 2019), bei der die Befragten für die Plätze und Orte zum Verweilen in der City nur die Note 3,7 vergaben.

Der Rathausplatz muss zum markanten Aushängeschild der Stadt werden

Bochum läuft die Zeit davon, es gibt immer mehr Leerstände (WAZ vom 10.10.2019), die Geschäftsleute der City stehen nach eigener Aussage mit dem Rücken zur Wand. Nur Husemann-Platz und Dr.-Ruer-Platz neu zu gestalten reicht nicht, so wird Bochum nicht „bäm“. Der Rathausplatz muss ebenfalls schnellst möglich zum vorzeigbaren Aushängeschild der Stadt umgebaut werden. Wenn Markthalle und Haus des Wissens 2023 eröffnen, muss der Platz lange fertig sein.

Als erstes muss der Verkehr runter vom Platz, nur noch Busse und Anlieger sollten in Zukunft über den Platz fahren dürfen. Mit den Provisorien, die die städtischen Verkehrsplaner auf Geheiß der SPD erdacht haben, um doch noch Autos über den Platz fahren zu lassen, macht sich die Stadt nur zur Lachnummer (Keine weiteren Provisorien und unausgegorenen Verkehrsversuche mehr). Die SPD muss ihren Widerstand zur Verkehrsberuhigung des Platzes aufgeben. Ihre bisherige Haltung macht sie unglaubwürdig. Wer 2019/20 noch die Meinung vertritt, dass Autos über den Rathausplatz fahren sollen, der sollte das Wort „Verkehrswende“ erst gar nicht in den Mund nehmen.

Im zweiten Schritt ist ein städtebaulicher Wettbewerb mit einer engen Einbindung der Bochumer Einwohner erforderlich, in dem auf Basis der Planungen zu Markthalle und Haus des Wissens entschieden wird, wie der Platz in Zukunft aussehen soll. Die STADTGESTALTER haben dazu 2018 bereits einen Vorschlag vorgelegt. (Der neue Rathausplatz). Danach, spätestens 2021, sollte die Umgestaltung beginnen.

Der Rathausplatz einer Stadt ist deren Visitenkarte. Der Bochumer Rathausplatz muss zurück auf die Postkarten der Stadt und auf die Selfies der Menschen, die Bochum besuchen. Er muss etwas Besonderes werden. An diesem Platz müssen Menschen von außerhalb erleben können, wie Bochum sich zu einer modernen Stadt wandelt und entwickelt. Mit diesem Platz präsentiert sich Bochum. Es wäre eine Schande, wenn sich die Stadt hier auch in den nächsten fünf Jahren als graue Maus zeigt, die offenbar die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat.

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