Bogestra und Stadt brauchen ein funktionierendes Projektmanagement
Statt Ende 2017 soll jetzt die Straßenbahn 310 in Langendreer erst Ende 2020 rollen (WAZ vom 28.11.18). Bei den Kosten liegen Stadt und Bogestra statt bei 35,7 Mio. Euro mittlerweile bei rund 62 Mio. und niemand rechnet mehr damit, dass dieser Betrag noch eingehalten werden kann. Statt 5 Jahren werden die Bauarbeiten mindestens 8 Jahre dauern. Eine unakzeptable Bauzeitverlängerung für alle Betroffenen.
Kosten- und Bauzeitüberschreitungen und Nahverkehrsprojekte mit zweifelhaftem Nutzen sind in Bochum kein Einzelfall
Ähnliches spielte sich beim Bau der Haltestelle Gesundheitscampus ab. Eigentlich sollte der Bau mal 3,6 Mio. kosten, am Ende werden es deutlich über 16 Mio. sein. Ursprünglich sollte die Bauzeit 20 Monate ohne Rückbau der Gleisprovisorien betragen, gedauert hat es 4,5 Jahre. Baukosten und -zeiten standen in keinem Verhältnis zum Nutzen der Haltestelle, die den Fahrgästen 2 Minuten Fußweg erspart (LK vom 19.04.2015).
Ein weitere Fehlplanung, die Verlängerung der U35, konnten die STADTGESTALTER nur mit Mühe verhindern (U35-Verlängerung vor dem Aus ). Hartnäckig hatte die Fraktion „FDP und Die STADTGESTALTER“ immer wieder auf die groben Berechnungsfehler in der Nutzen-Kosten-Berechnung hingewiesen, bis die Stadt schließlich den Fehler einräumte und das Projekt aufgrund von 3-stelligen Millionenkosten, die in keinem Verhältnis zum Nutzen standen, beerdigt hat. Es entstand ein 6-stelliger Schaden für Planungen und Gutachten.
Projektmanagement bei Stadt und Bogestra funktioniert nicht
Die dargestellten drei Projekte zeigen leider, dass Stadt und Bogestra nicht ansatzweise über ein Projektmanagement verfügen, das geeignet ist derartige Großprojekt plangemäß durchzuführen. Während es in der Schweiz möglich ist einen 57 km langen Tunnel durch die Basis des Gotthardmassivs zu treiben und im Kosten- und Zeitplan zu bleiben, scheitern Verwaltung und Bogestra in Bochum an bereits vergleichbar kleinen Aufgaben (Eröffnung des Gotthard-Basistunnels: eine Meisterleistung im Projektmanagement zwei Kilometer unter der Erde, 10.06.2016).
Eine weitere Fehlleistung bei einem Nahverkehrsprojekt können sich Stadt und Bogestra nicht leisten. Die Stadt steht vor der Aufgabe in den nächsten 10 Jahren das Nahverkehrsnetz erheblich auszubauen, um die Verkehrsprobleme aufgrund der überhand nehmenden Autoverkehrs in den Griff zu bekommen. Anders wird die Stadt drohende flächendeckende Fahrverbote wie jetzt an der Herner Straße nicht abwenden können.
Stadt und Bogestra haben Vertrauen bei Bürgern leichtfertig verspielt
Mittlerweile haben aber die ständigen Kosten- und Zeitüberschreitung und die zweifelhafte Sinnhaftigkeit der letzten Verkehrsprojekte zu massiven Vertrauensverlusten bei den Einwohnern der Stadt geführt. Hinzu kommt die untragbare Intransparenz bei der Information von Bürgern und Öffentlichkeit. Negative Entwicklungen werden möglichst lange totgeschwiegen, bis die Presse sie aufdeckt oder die Politi8k nachfragt (WAZ vom 28.11.18).
Kaum jemand hat noch Vertrauen in die Aussagen von Stadt und Bogestra. Wenn diese beteuern, ein Nahverkehrsprojekt wäre sinnvoll und würde xx Millionen kosten und die Bauzeit würde x Jahre dauern, glaubt das niemand mehr. Leichtfertig wurde das Vertrauen der Bürger verspielt. Zu befürchten ist, dass viele Bürger aufgrund ihrer negativen Erfahrungen bei zukünftigen Nahverkehrsprojekten erheblichen Widerstand leisten werden, mit dem Hinweis, dass Stadt und Bogestra versuchen das Projekt mit falschen Versprechungen zu Kosten und Bauzeit durchzudrücken.
Ursachen müssen gefunden und ein funktionierendes Projektmanagement aufgebaut werden
Um das Vertrauen der Bürger wieder herzustellen muss die Politik klären lassen, warum Stadt und Bogestra bei den letzten Projekten nicht in der Lage waren, diese auch nur halbwegs im Kosten- und Zeitrahmen fertig zu stellen. Das Rechnungsprüfungsamt sollte mit Hilfe eines externen Projektmanagement-Büros untersuchen, wo die Ursachen für das bisher mangelhafte Projektmanagement liegen und wie bei Verwaltung und Bogestra das Projekt- und Risikomanagement so organisiert werden kann, damit bei zukünftigen Nahverkehrsprojekten sichergestellt ist, dass die aufgestellten Zeit- und Kostenpläne zumindest annähernd eingehalten werden.
Das nächste große Nahverkehrsprojekt darf nicht mehr kosten als geplant und muss zu dem Termin eröffnet werden, den Stadt und Bogestra, beim erst n Spatenstich angekündigt haben. Andernfalls wird es immer schwerer oder sogar unmöglich werden in der Stadt dringend erforderliche Großprojekte im Nahverkehr zu realisieren.
Pingback: Städtische Bauprojekte im Schnitt 0,8 Mio. teurer sowie 1 Jahr und 3 Monate später fertig als geplant – Die STADTGESTALTER