Neuplanung des Innenstadtrings – schnellere Fahrtzeiten und Radweg
Der 4-spurige Straßenring, der die Bochumer Innenstadt umschließt, bringt zwei Probleme für den Verkehr mit sich. Zum einen wird aufgrund der komplexen Kreuzungen mit den Radialstraßen (Herner Straße, Dorstener Straße, Alleestraße, Königsallee, Universitätsstraße, Wittener Straße und Castroper Straße) der Verkehrsfluss insbesondere bei hohem Verkehrsaufkommen immer wieder gestört und es kommt insbesondere bei der Auffahrt auf den Ring zu Rückstaus, zum anderen fehlt ein Radweg.
Innenstadtring mit nur einer Fahrtrichtung
Bereits 2014 hatten die STADTGESTALTER hierzu eine Lösung zur Diskussion gestellt (LK vom 19.08.14). Die Idee sieht vor, die Umfahrung des Rings auf eine Fahrtrichtung (gegen den Uhrzeigersinn) zu beschränken. Auf den äußeren Spuren des Rings würde dann der Kfz-Verkehr fließen, auf den Inneren könnte ein Zweirichtungsradweg angelegt werden, sowie eine Fahrspur für Anwohner und Anlieferverkehr (Plan Kreuzung Herner Straße). Diese Fahrspur könnte gegebenenfalls auch als Busspur dienen.
Nunmehr haben die STADTGESTALTER Berechnungen vorgelegt, wie sich der Verkehrsfluss bei der vorgeschlagenen Änderung der Verkehrsregelung ändern würde. Bei 28 von 46 Wegen rund um dem Ring würde sich die Fahrtzeit um 15 bis 36 Sekunden verkürzen, auf 18 Wegen um den Ring würde sich die Fahrtzeit um bis zu 2,2 Minuten verlängern (Fahrtzeitenberechnung).
Besserer Verkehrsfluss
Heute muss jeder Autofahrer bis zu dreimal an roten Ampeln warten, wenn er über den Ring fährt: Beim Auffahren auf den Ring, beim Einordnen in die Grüne Welle auf dem Ring und beim Abfahren vom Ring auf die gewünschte Radialstraße. Zählt man alle drei Rotphasen am Beispiel der Kreuzung Herner Straße – Ring zusammen, steht ein Autofahrer bei der jetzigen Situation (Zwei Fahrtrichtungen) im Durchschnitt rund 97 Sekunden an roten Ampeln. Wird der Ring nur nach in einer Richtung befahren, verkürzt sich die Wartezeit auf durchschnittlich 46 Sekunden. Entsprechend sparen Fahrer immer dann 30-40 Sekunden Fahrtzeit, wenn sie den Innenstadtring, zur Hälfte oder weniger durchfahren müssen. Bei Strecken, bei denen mehr als die Hälfte des Rings durchfahren werden muss, verlängert sich die Fahrtzeit, abzüglich der gesparten 36 Sekunden, die man nicht mehr an roten Ampeln stehen muss.
Die Kapazität der jetzt vier Spuren wird aufgrund der komplexen Ampelschaltungen erschreckend schlecht ausgenutzt. Der Verkehr auf dem Ring hat an der Herner Straße nur 26 bzw. 36 Sekunden Grün, je nachdem in welche Richtung man fährt. Diese Grünphase lässt sich durch die Vereinfachung auf 58 Sekunden erhöhen.
Auch ist Zufahrt von Fahrzeugen auf den zweispurigen Ring sehr limitiert. Von der Herner Straße über den Rechtsabbieger in Richtung Westen zeigt die Ampel zwar 50 Sekunden grün, der Zufluss auf den Ring ist aber auf nur eine Spur beschränkt. Nach Osten (Linksabbieger) bestehen zwar zwei Auffahrtspuren, diese haben aber nur 12 Sekunden Grün. Entsprechend staut sich in den Stoßzeiten der Verkehr hier regelmäßig. Wird der Ring nur in einer Fahrtrichtung befahren, kann eine Zufahrt über zwei Spuren geschaffen werden, über die der Verkehr dann deutlich schneller auf den Ring abfließt.
Insgesamt lässt sich auf diese Weise der Verkehrsfluss deutlich erhöhen, da bei der Ampelschaltung keine Linksabbieger, die die gesamte Kreuzung lahm legen, mehr zu berücksichtigen sind. Die Kapazität der genutzten Fahrspuren des Rings kann deutlich besser ausgenutzt werden (Vergleich Straßenkapazität). Zwei Spuren auf dem Ring reichen aus, um die aktuelle Verkehrsbelastung auch zu Hauptverkehrszeiten gut zu bewältigen.
Innenstadtring-Radweg und weniger Lärm- wie Abgase
Ein besserer Verkehrsfluss bedeutet auch weniger Lärm und Abgase für die Menschen, die am Innenstadtring wohnen. Auch lässt sich der Innenstadtring zukünftig deutlich besser zu Fuß überqueren. Eine Querung ist in einem Zug möglich und geht deutlich schneller. Der Weg in die Innenstadt wird für Fußgänger attraktiver.
Hinzu kommt, auf den Innenspuren des Rings kann ein Zweirichtungsradweg entstehen. Radfahrer behindern auf dem Ring den Verkehr nicht mehr. Das Rad wird als Verkehrsmittel attraktiver, auch dadurch nimmt der Verkehr auf dem Ring ab.
Vergleichsweise kostengünstiger Umbau
Der Vorschlag der STADTGESTALTER hat einen weiteren großen Vorteil, die Umsetzung der Lösung ist vergleichsweise günstig. Der Straßenquerschnitt des Rings bliebe unangetastet. Wenige Auffahrten müssten baulich verändert und Ampelmasten versetzt werden. Insbesondere sind Ummarkierungen durchzuführen.
Bisherige Überlegungen der Stadt sehen vor, den Ring auf jeder Seite mit einem Radstreifen zu versehen, diese Lösung würde deutlich mehr Umbauten erfordern und wäre mit entsprechend hohen Folgekosten verbunden.
Die Chance für SPD und Grüne ihr Wahlversprechen zu erfüllen
Die Berechnungen der STADTGESTALTER weisen darauf hin, dass es sich lohnen würde den Ring in der beschriebenen Weise umzubauen. Im nächsten Schritt müsste nun die Stadt in einer Verkehrssimulation detailliert prüfen, wie sämtliche Kreuzungen des Rings umgestaltet werden müssten, damit sich insgesamt der Verkehrsfluss erhöht und der benötigte Radweg angelegt werden kann. Dies ist die Chance für SPD und Grüne ihre Wahlversprechen einzulösen, denn sie haben den Innenstadtring für die Radfahrer in ihrem Wahlprogramm stehen.
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