Bürgerkonferenz: lebenswerte Stadtteile, belebte Plätze, Markthalle
Seit Beginn des Monats stellt die Stadt den Bürgern die Bochum Strategie 2030 (Vorstellung) vor und diskutiert den ersten Entwurf mit den Bürgern. In der Bochum Strategie soll festgeschrieben werden wie Bochum im Jahr 2030, also in 13 Jahren, aussehen soll.
Was ist die Bochum Strategie?
Auf fünf Feldern will sich die Stadt bis 2030 besonders profilieren:
– Vorreiter modernen Stadtmanagement (Zielbild)
– Großstadt mit Lebensgefühl (Zielbild)
– Hotspot der Live-Kultur (Zielbild)
– Talentschmiede im Ruhrgebiet (Zielbild)
– Shootingstar der Wissensarbeit (Zielbild)
In diesen Bereichen will sich die Stadt bis 2030 von anderen Städten deutlich abheben. Politik und Verwaltung wollen in den nächsten Jahren Maßnahmen auf den Weg bringen und Aktivitäten anstoßen, damit Bochum 2030 so aussieht wie es die Zielbildern vorsehen. Im Idealfall soll ein Besucher der Stadt Bochum und Wattenscheid im Jahr 2030 so beschreiben, wie es jetzt bereits in der Bochum Strategie formuliert wurde.
Das ist ein ehrgeiziges Ziel. Damit aber Politik und Verwaltung zielgerichtet die Stadt weiter entwickeln können, ist es unerlässlich, dass sie auf festgelegte Ziele hinarbeiten, statt wie bisher planlos erst Straßen auszubauen, dann wieder zurückzubauen, ein U-Bahn-System einzuführen, um dann festzustellen, dass man es gar nicht braucht oder über lange Zeit so zu tun als wäre man Industriestadt, obwohl die meisten Jobs schon lange an den Hochschulen hängen.
Erst wenn man sich einig ist, welche Ziele erreicht werden sollen, können alle an einem Strang ziehen diese zu erreichen. Die Kräfte lassen sich auf die Dinge fokussieren, die man sich vorgenommen hat. Es werden nicht wie bisher viele Planungen angestoßen, die dann wieder eingestampft werden, weil man sie am Ende doch nicht will.
Bürgerbeteiligung bei der Entwicklung der Bochum Strategie
Aber wer bestimmt in einer Stadt, welche Ziele diese verfolgen soll? Das sind die Verwaltung, die Politik und die Bürger.
Folgerichtig hat die Verwaltung zusammen mit der Politik, einen Entwurf für die Bochum Strategie entwickelt, die derzeit den Bürgern vorgestellt wird und mit ihnen diskutiert wird.
Dies geschah am Samstag mit einer Bürgerkonferenz und läuft noch via Facebook (in der Gruppe “Du weißt Du bist Bochumer wenn …”) und über die Internet-Seiten für die Bochum Strategie. Hier können die Bürger Stellung nehmen und Aktivitäten vorschlagen, die die Stadt bis 2030 unternehmen soll.
Bei der Bürgerkonferenz am Samstag arbeiteten fast 300 Bürger fleißig daran den vorliegenden Entwurf weiter zu entwickeln. Eigentlich sollten es symbolische 371 Bürger sein, pro 1.000 Bochumer und Wattenscheider ein Konferenzteilnehmer. Erklärte Idee der Konferenz war, ein Querschnitt aus allen Schichten der Bevölkerung sollte die Bochumer Strategie diskutieren und dazu Vorschläge machen. Leider waren von den 400 eingeladenen Bürgern nur etwa 300 gekommen. Die 300 Anwesenden nahmen die Aufgabe dafür umso ernster und konnten die Erwartungen mehr als erfüllen. Gekommen waren insbesondere Bürger, die sich schon vorher Gedanken gemacht hatten über die Entwicklung ihrer Stadt und das Forum der Bürgerkonferenz gerne nutzen wollten. Auffällig, die Bürger aus dem sogenannten gebildeten Mittelstand waren deutlich überrepräsentiert. Das Interesse der Menschen aus anderen Schichten der Bevölkerung sich bei der Entwicklung der Stadt einzubringen, war leider im gewünschten Maße nicht vorhanden.
Was die Bürger vorschlagen
Voraussehbar war das Interesse der Konferenzteilnehmer besonders groß an dem Ziel, Bochum zu einer Großstadt mit Lebensgefühl zu entwickeln. Stadtviertel, Wohnquartiere und Innenstadt standen im Mittelpunkt des Interesses, also die Bereiche der Stadt, mit denen die Bürger Tag für Tag umgehen und in denen sie die meisten Kompetenzen besitzen. Hier sahen die Bürger den größten Entwicklungsbedarf (Videos von der Bürgerkonferenz).
Ein Thema, was die Bürger ebenfalls sehr bewegt, ist der Verkehr in der Stadt. Fast einhellige Meinung war, dass das Thema in den fünf Feldern der Bochum Strategie bisher nicht ausreichend berücksichtigt wird. Das ÖPNV-Netz müsse erheblich ausgebaut werden, ebenso wie das Radverkehrsnetz. Der immer wieder geäußerte Wunsch nach einer modernen Mobilität, bei der weniger Auto gefahren wird, war überraschend, wenn man bedenkt, dass die Politik über Jahrzehnte das Zielbild einer autogerechten Stadt verfolgt hat.
Aus Sicht der STADTGESTALTER sehr erfreulich, dass von den Bürgern an den Tischen von sich aus der Wunsch eingebracht wurde, die Stadt möge prüfen, ob das Nahverkehrsnetz nicht durch sinnvolle Seilbahnstrecken ergänzt werden sollte (Seilbahnidee). Die Idee bewegt die Bürger. Sie steht symbolisch für den Wunsch nach einem spannenden und leistungsfähigen Nahverkehr im Jahr 2030.
Im Rahmen der Bürgerkonferenz waren die Bürger ebenfalls aufgefordert Aktivitäten vorzuschlagen, die die Stadt bis 2030 umsetzen soll. Ganz vorne stand dabei der Wunsch die Stadtviertel wieder zu beleben. Für Sauberkeit zu sorgen, die Stadtteile bunter und grüner zu machen. Viele Voschläge sahen vor, die Kerne der Stadtteile aufzuwerten, zum einen baulich, z.B. durch entsprechend attraktiv gestaltetete Plätze, auf denen sich die Menschen im Viertel gerne treffen, aufhalten, spielen und wo Veranstaltungen wie Wochenmärkte in ein einem anziehenden Umfeld statt finden. Zum anderen mit einem zentralen Anlaufpunkt in jedem Stadtteil, an dem die Verwaltung präsent ist, wo Behördengänge erledigt werden können, wo die Menschen des Viertels sich begegnen können und die verschiedensten städtischen wie sozialen Angebote in Anspruch genommen werden können.
Für die Innenstadt wünschten sich die Teilnehmer der Bürgerkonferenz für 2030 insbesondere eine Markthalle. Dieser ebenfalls von den STADTGESTALTERn voran getriebene Vorschlag (Markthallenidee) fand bei der Konferenz großen Anklang. Am Ende der Veranstaltung konnten die Bürger für die fünf Aktivitäten, die sie für sich am wichtigsten und interessantesten hielten, jeweils einen Punkt abgeben. Die Markthallenidee erhielt eine so große Zahl von Punkten, dass sich die Stadt jetzt überlegen muss, wie sie es schaffen kann diesen Wunsch der Bürger bis 2030 zu erfüllen.
Bürgerbeteiligung weiter ausbauen
Die Bürgerkonferenz war ein Erfolg. Das Format hat funktioniert. Für Politik und Verwaltung war es sehr interessant zu sehen, was die Bürger bewegt und wo sie sich besonders Aktivitäten wünschen. Es gibt aber noch Verbesserungsbedarf. Überlegt werden muss zum Beispiel, wie man es zukünftig schafft, einen noch repräsentativeren Querschnitt der Bevölkerung zur Teilnahme an der Bürgerkonfernz zu bewegen.
Auch der Weg die Bochum Strategie via Facebook und über die städtischen Internet-Seiten vorzustellen und zu diskutieren ist richtig. Beide Wege sind aber ausbaufähig. Die Stadt beschreitet diesen Weg erstmalig. Es fehlt bei Stadt wie Bürgern noch an einer Kultur, sich über politische Themen online auszutauschen. Aber der Einstieg ist gemacht. Es wird etwas dauern, bis die Beteiligten die neuen Kommunikationswege verinnerlicht haben. Wichtig ist, dass die Stadt die Online-Kommunikation kontinuierlich ausbaut. Die Online-Kommunikation mit den Bürgern muss ernst genommen werden, sie darf von den Bürgern nicht als Alibiveranstaltungen wahrgenommen werden.
Der vorliegende Entwurf der Bochum Strategie kann von den Bürgern weiter über Facebook und über die Internet-Seiten der Stadt diskutiert werden. Hier können die Bürger auch weitere Aktivitäten vorschlagen, die die Stadt bis 2030 umsetzen soll. In den vorliegenden Entwurf der Strategie werden dann hoffentlich viele der eingegangenen Vorschläge einfließen. Vom Rat soll die endgültige Fassung der Bochum Strategie noch vor den Sommerferien verabschiedet werden.
STADTGESTALTER wollen weitere Ideen und Vorschläge entwickeln
Für die STADTGESTALTER erfreulich, dass sich zahlreiche Ideen mit den Vorstellungen vieler Bürger decken. Nicht nur die Seilbahn- oder die Markthallenidee, sondern auch die Vorschläge zu den Stadtvierteln, zu belebten Plätzen und neuen Bänken in der Stadt erfreuen sich bei vielen Einwohnern großer Beliebtheit. Das spornt an, weitere Ideen und Vorschläge für die Stadt zu entwickeln.