Den Radschnellweg (RS1) über eine Hochtrasse mitten durch die Innenstadt führen
Über 3.000 Rad-Pendler pro Tag sollen den Radschnellweg Ruhr (RS1) zwischen Essen, Bochum und Dortmund befahren, so sagt es die Machbarkeitsstudie für den RS1 voraus (Machbarkeitsstudie Radschnellweg Ruhr, Seite 29). Werden auch die Radfahrer zu den Pendlern hinzugezählt, die aus anderen Gründen den RS1 benutzen werden, um z.B. zum Einkaufen zu fahren, Freunde oder Bekannte zu besuchen, um aus Spaß Rad zu fahren oder andere Dinge zu erledigen, ist sogar mit 5.000 Radfahrern zu rechnen, die jeden Tag den Radschnellweg Ruhr benutzen werden.
Schaut man sich die Nutzungsentwicklung von Erzbahn- wie Springorumtrasse in Bochum an, dann könnten die Schätzungen des RVR aus dem Jahr 2014 sogar noch deutlich übertroffen werden.
Der Radschnellweg muss durch die Bochumer City geführt werden
Wird der RS1 mitten durch oder direkt an der Bochumer Innenstadt vorbei geführt, lohnt sich für die Nutzer des RS1 ein Stopp in der Bochumer City. 20.000 Radler auf dem Radschnellweg Ruhr sind 20.000 potentielle Kunden für die Bochumer City. Für eine Innenstadt, die in den letzten Jahren bedenklich viele Kunden verloren hat, ein unglaubliches Potential. Der Radschnellweg Ruhr könnte also eine große Chance für die Bochumer City sein. Um so direkter der RS1 durch die Innenstadt geführt wird, um so größer der Gewinn für die City. Eine Führung des Radschnellweges südlich der Bahnlinie Essen – Bochum – Dortmund, wie sie Verwaltung und die Rot-Grüne Koalition im Rat derzeit noch in Betracht ziehen, ist indiskutabel, da sie für die Innenstadt praktisch nutzlos wäre.
Auf fast 5 Meter Höhe mit dem Rad über den Bongard-Boulevard
Die STADTGESTALTER haben bereits eine Führung des RS1 entlang des Südrings direkt an der Innenstadt vorbei vorgeschlagen (Radschnellweg über Rottstraße und Südring). Jetzt legen die STADTGESTALTER einen zweiten Vorschlag vor. Dieser sieht vor, den RS1 über den so genannten Bongard/Massenberg-Boulevard mitten durch die City zu führen, in fast 5 m Höhe auf einem so genannten Elevated-Cycle-Overpass (ECO), einer Rad-Überführung, die Westring, Hans-Böckler-, Kortumstraße und Ostring, kreuzungsfrei überquert (Plan: Verlauf RS1 über den Boulevard).
Dieser Vorschlag hat eine längere Vorgeschichte. Eine Führung des Radschnellwegs über die ebene Erde entlang des Bongard-Boulevards wurde wegen der Kreuzungsverkehre besonders am Ring und im Bereich der Kortumstraße verworfen (Leitfaden für Planung, Bau und Betrieb der Radschnellwege). Radschnellwege sollen möglichst kreuzungsfrei geführt werden. Wenn trotzdem Straßen zu queren sind, sollen die Radfahrer an den Kreuzungen Vorrang haben, auf dem Schnellweg sollen zudem Geschwindigkeiten von 25 km/h gefahren werden. Unter diesen Umständen ist eine Führung direkt über den Boulevard nicht möglich. Besonders die Herstellung einer sicheren Kreuzung an der Drehscheibe zwischen Fußgängerzone und RS1 ist nicht möglich.
Immer wieder gab es daher Überlegungen, ob nicht Brücken, Überführungen oder Hochtrassen geeignet sein könnten den RS1 über den Bochumer Ring zu führen. Das Problem. eine solche Überführung muss eine Durchfahrtshöhe von mindestens 4,5 m Höhe haben. Die Rad-Fahrbahn einer solchen Überführung läge also fast 5 m hoch. Das bedeutet, bei 6 % Steigung müssen die Rampen, um auf die Überführung auf oder ab zu fahren, rd. 80 Meter lang sein. Derartig ausladende Rampenbauwerke in die Stadt zu bauen, dazu fehlt an viele Stellen der notwendige Platz.
Auch die Bochumer SPD, hat auf dem letzten Parteitag beschlossen, wenn erforderlich, Radwege oberhalb von Straßen auf “innovativen Stahlkonstruktionen” zu bauen. Verwiesen wird in dem Antrag auf das InnoCity-Konzept von Thyssenkrupp Steel, das sich ebenfalls mit Radwegeführungen über filigrane Stahlbrücken beschäftigt (InnoCity Konzept)
Der ECO – Elevated-Cycle-Overpass Bochum
Konkret sieht der neue Vorschlag der STADTGESTALTER vor, den Radschnellweg von der Alleestraße über den Bongard.Boulevard bis zur Moritz-Fiege-Straße am Ostring auf einer 1.200 Meter langen, filigranen Stahl-Überführung mitten durch die Bochumer Innenstadt auf fast 5 m Höhe zu führen (Plan: Verlauf Radüberführung).
Neudeutsch könnte das vorgeschlagene Bauwerk als ECO bzw. Elevated-Cycle-Overpass bezeichnet werden.
Die STADTGESTALTER schlagen vor, den RS1 vom Westpark über die Alleestraße Richtung Innenstadt zu führen. Die Rampe zur Radbrücke beginnt unterhalb der Eisenbahnbrücke der Glück-auf-Bahn, die über die Alleestraße führt. Von hier geht es für die Radfahrer in fast 5 Metern Höhe zunächst über den Westring. Auf dieser Höhe folgt die 5,5 m breite Radüberführung dem Bongard-Boulevard, verläuft über den Rathausplatz, überquert die Hans-Böckler-Straße, die Kortumstraße und schließlich den Ostring, wo die Abfahrtsrampe die Radfahrer schließlich in einer Linkskurve wieder zurück auf die ebene Erde zur Moritz-Fiege-Straße führt. Von hier verläuft der RS1 weiter vorbei an der Fiege-Brauerei bis zum Start des Springorum-Radwegs und dann weiter Richtung Osten nach Langendreer und Dortmund, wie es die STADTGESTALTER bereits an anderer Stelle vorgeschlagen haben (Springorum-Radweg an die City anbinden).
Im Bereich des Bongard-Boulevards soll der RS1 nach Vorstellung der STADTGESTALTER auf einer filigranen Stahlkonstruktion oberhalb der Busfahrspur geführt werden (Querschnitt Rad-Überführung). Abfahrten sind zur Viktoriastraße, zur Hans-Böckler-Straße und am Ostring zum Boulevard und zur Huestraße vorgesehen. Oberhalb der Busfahrbahn würde die Fahrbahn des RS1 auf Stützbögen aufgelegt, die aller 15-30 m links und rechts neben der Fahrbahn im Boden verankert werden. Die Rampen können über Stützpfeiler unterhalb der Fahrbahn auf die Höhe der Radüberführung geführt werden. Insgesamt sollte die Radüberführung möglichst feingliedrig gestaltet werden, damit sie sich gut in das Stadtbild einfügt. Die Stützbögen ließen sich mit Rankpflanzen begrünen,
Aufgrund der Durchfahrtshöhe von 4,5 m und einer Breite von nur 5,5 m sollte der Raum unterhalb der Überführung ausreichend belichtet sein. Links und rechts neben der Radüberführung verbleiben auf dem Boulevard 10 bis 16 m Raum bis zu den Gebäuden (Querschnitt Bongard-Boulevard mit Radüberführung). Mit einer Spiegelreihe an der Nordseite des Überführungsbauwerks könnte zusätzlich Licht unter die Unterführung umgelenkt werden (Visualisierung Rad-Unterführung).
Der Elevated-Cycle-Overpass würde auf dem Boulevard an vielen Stellen kaum auffallen, da er zwischen den Kronen der Bäume verläuft, die bereits entlang des Boulevards aufgestellt wurden. Die Beleuchtung des Radweges kann ggf. über die bereits vorhandenen Beleuchtungsmasten erfolgen (Visualisierung Rad-Unterführung).
Aufgrund der Führung des Radschnellweges oberhalb der Busfahrspur, werden Konflikte zum bestehenden Fußgänger und Busverkehr vermieden. Auch kann der Radverkehr bei Events auf dem Boulevard wie Weihnachtsmarkt oder Bochum kulinarisch auf der Überführung ohne Einschränkungen weiter fließen
Der Radschnellweg über dem Boulevard belebt die Innenstadt
Die Bochumer Innenstadt wäre die einzige, die der Radschnellweg Ruhr direkt durchqueren würde. Wer auf dem RS1 mit dem Rad zur oder von der Arbeit unterwegs ist und die City durchfährt, für den ist es ein logischer Schritt den Weg zur Arbeit mit Besorgungen in der Innenstadt zu verbinden. Der RS1 ist ein Glücksfall für die Bochumer Innenstadt. Die Geschäftsleute und Gastronomen der Innenstadt tun gut daran, Politik und Verwaltung unmissverständlich aufzufordern, für den Radschnellweg Ruhr eine Trassenführung zu finden, die mitten durch die Stadt oder direkt daran vorbei läuft.
Die STADTGESTALTER haben zwei Möglichkeiten aufgezeigt, wie das möglich sein sollte. Die Stadt muss jetzt zeigen, dass ihr Radverkehr und Innenstadt wichtig sind und das Ziel aufgeben den RS1 südlich in einiger Entfernung um die Innenstadt herumzuführen (Beschluss 20183423), die neue Zielvorgabe muss sein, den Radschnellweg direkt durch das Gleisdreieck zu führen.
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