10 Mrz

Modellprojekt für bessere Grundschulen

In 6 von 30 Bochumer Ortsteilen (Karte, Datenquelle Sozialbericht) erhalten nach wie vor mehr als die Hälfte der Schüler am Ende der Grundschule nur eine Haupt- oder eine eingeschränkte Realschulempfehlung. Unter diesen Bedingungen auf der weiterführenden Schule einen qualifizierten Abschluss zu erlangen ist nur schwer möglich. Mit Hauptschulabschluss einen Ausbildungsplatz zu bekommen wird von Jahr zu Jahr schwerer, die Wahrscheinlichkeiten gar keinen Job zu finden oder eine schlecht bezahlte Arbeit annehmen zu müssen, ist hoch.

Die Bildungschancen der Bochumer Grundschüler sind nicht alle gleich

Die Weichen für einen qualifizierten Schulabschluss, der letztlich die wesentliche Voraussetzung für eine gute Arbeit mit gutem Einkommen ist, werden letztlich in den Grundschulen gestellt. Doch in Bochum schaffen es viele Grundschulen nicht, unabhängig vom Elternhaus und den sozialen Umfeldbedingungen, die Schüler mit dem erforderlichen Rüstzeug auf die weiterführenden Schulen zu schicken (Handlungsbedarf bei Grundschulen).

Handlungsbedarf Bochumer Grundschulen

Die STADTGESTALTER haben an vier Kriterien untersucht, wie hoch der Handlungsbedarf an den Bochumer Grundschulen ist (Auswertung Handlungsbedarf an Grundschulen). Betrachtet wurden dazu, die Schulempfehlungen auf die weiterführenden Schulen (Gewichtung 30%), der Förderbedarf SuS (Sprachkompetenz und Selbstwirksamkeit = Selbstwirksam zu sein, meint, das Vertrauen der Kinder in sich und die eigenen Fähigkeiten, Schwierigkeiten erfolgreich zu meistern, Gewichtung 30%), die Größe der Eingangsklassen (10%) und die sozialen Probleme der Ortsteile, in dem sich die Schulen befinden (30%).

Besonders Kindern aus Ortsteilen mit großen Problemen, fehlt es bereits nach ihrer Grundschulzeit an wesentlichen Voraussetzungen, um in der folgenden Schulzeit mindestens einen Realschulabschluss erwerben zu können. Grundschulen mit schwierigen sozialen Umfeldbedingungen haben große Probleme den Anforderungen individueller Förderung und Inklusion gerecht zu werden und diese zu leben.

An diese Grundschulen hat Inklusion eine ganz andere Dimension als an Schulen, an denen viele Eltern die individuelle Förderung ihrer Kinder im Rahmen der Hausarbeiten und der Vorbereitung von Klassenarbeiten übernehmen. Die Schulen betreuen entsprechend mehr Kinder mit Förderbedarf in den Bereichen Sprachkompetenz und Selbstwirksamkeit (SuS, Selbstwirksam zu sein, meint, dass man Vertrauen in sich und die eigenen Fähigkeiten hat, Schwierigkeiten erfolgreich zu meistern).

Gründe für den Handlungsbedarf an den Grundschulen

Insbesondere an den Schulempfehlung zeigt sich, in vielen Grundschulen fehlen offenbar die Voraussetzungen jedem Kind die bestmögliche Förderung und Ausschöpfung seiner Potenziale zu ermöglichen (Inklusionsziel). Das hat verschiedene Gründe:

  • Die Schulen besitzen teilweise nur ein unzureichendes Schulprogramm/ -konzept, mit dem die Anforderung nicht erfüllt werden können.
  • Es fehlt bei Lehrern an der erforderlichen (sonder-)pädagogischen Ausbildung und Wissen zu Inklusion.
  • Die Schulen besitzen nicht die notwendigen Räume und die Ausstattung, die für eine optimale individuelle Förderung und Inklusion, benötigt werden.
  • Es fehlt an pädagogischem Personal, um die vielfältigen Aufgaben bewältigen zu können.
  • Die Schulen sind nicht in der Lage, für alle Schüler, die Hilfe benötigen, die erforderliche Hilfe (personell und finanziell) anzufordern.

Aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen fehlt es in Schulen an Motivation, um die Verhältnisse grundsätzlich zu verändern und bessere Ergebnisse zu erzielen.

Damit Inklusion erfolgreich sein kann und auch nicht die Lernerfolge andere Schüler negativ beeinflusst, bedarf es optimaler Schulbedingungen.

Die Schulpolitik in Bochum kennt die Probleme, eine wirksames Strategie, die erforderlichen Veränderungen herbei zu führen, gibt es trotzdem nicht. Der Schulentwicklungsplan verwaltet den unbefriedigenden Ist-Zustand, Ambitionen diesen grundsätzlich zu ändern sind ihm nicht zu entnehmen.

Die Probleme sofort und flächendeckend in den Griff zu bekommen, dafür fehlen der Stadt zudem die finanziellen Mittel. Die personelle Ausstattung der Schulen mit ausreichendem Lehrpersonal ist eigentlich Sache des Landes. Auch von dieser Seite ist die Unterstützung weiterhin unzureichend.

Modellprojekt 5×5=!

Daher schlagen die STADTGESTALTER zunächst ein Modellprojekt (5×5=!) vor: 5 von 42 Grundschulen sollen in 5 Jahren mit Hilfe externer Beratung (durch Universitäten und Hochschulen) möglichst optimale Schulprogramme und -konzepte aufstellen wie sie das Ziel Inklusion erreichen und die dafür erforderliche individuelle Förderung organisieren können, um sicher zu stellen, dass alle Kinder in ihrer Grundschulzeit in die Lage versetzt werden können, ihre Potenziale optimal auszuschöpfen

Die 5 Modellschulen sollen von der Stadt in jeder Hinsicht mit allem ausgestattet, was für eine optimale Umsetzung der Schulprogramme und -konzepte erforderlich ist. Das gilt auch für die personelle Ausstattung, selbst dann, wenn das Land nicht bereit ist diese zu finanzieren.

Die Modellschulen sollen zeigen, was bei optimaler Ausstattung und Betreuung möglich ist. Nach ihrer Erprobung und Weiterentwicklung über einen Zeitraum von 5 Jahren unter wissenschaftlicher Begleitung sollen die entwickelten Programme und Konzepte Vorbild sein für eine anschließende Übertragung auf alle Bochumer Grundschulen.

Einführung des Modellprojektes in 7 Schritten

Die Umsetzung des Modellprojekts soll nach der Vorstellung der STADTGESTALTER in sieben Schritten erfolgen:

Schritt 1 – Bewerbung und Auswahl als Modellschule. Bewerben können sich nur Grundschulen mit besonders schwierigen Umfeldbedingungen.

Schritt 2 – Einrichtung eines Netzwerks der 5 Schulen und eines zentralen Schulmanagement mit eigenem Budget, dass die Verwaltung der 5 Schulen und die Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen übernimmt und darüber hinaus das Netzwerk koordiniert und die Schulen betreut.

Schritt 3 – Die Schulen erarbeiten mit externer Hilfe moderne Schulprogramme und -konzepte, die optimale Förder- und Inklusionsbedingungen ermöglichen.

Schritt 4 – Ermittlung, was an personeller und materieller Ausstattung erforderlich ist, um die in den Schulprogrammen festgelegten optimalen Bedingungen herzustellen und wie dazu die Schulen umgebaut werden müssen.

Schritt 5 – Beschluss und Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen.

Schritt 6 – Umsetzung der Schulprogramme/ -konzepte mit wissenschaftlicher Begleitung über 5 Jahre, bei gleichzeitiger Validierung und intensivem Austausch zwischen den 5 beteiligten Schulen. Beständige Anpassung der Schulprogramme und Optimierung der Konzepte.

Schritt 7 – Ausdehnung des Modells auf weitere Schulen.

Die Finanzierung sollte in zwei Phasen erfolgen. Die Schritte 1 bis 4 können mit Hilfe eines einmalig verfügbaren Budgets umgesetzt werden. Mit Schritt 5 werden von der Stadt die Finanzmittel für die Umsetzung der Schulprogramme und -konzepte bereitgestellt sowie die diesbezüglich erforderlichen Maßnahmen zur Ausstattung und baulichen Ertüchtigung der Schulen auf den Weg gebracht. Die hierfür entstehenden Kosten sind abhängig von den in Schritt 4 ermittelten Notwendigkeiten.

Wichtig ist, dass Schulen sich mit Lehrern an dem Modellprojekt beteiligen, die offen sind für völlig neue Konzepte, die grundlegende Veränderungen als Chance begreifen, die zu eigener Weiterbildung bereit sind und den Anspruch haben, die Schulen so zu organisieren und auszustatten, dass zukünftig jedem Kind während der Grundschulzeit alle Möglichkeiten geboten werden können, sein Potential voll auszuschöpfen.

5 Gedanken zu „Modellprojekt für bessere Grundschulen

  1. Sehr geehrter Dr. Steude, in welchem Stadium befindet sich das Projekt, ist es lediglich eine Wunschvorstellung, werden dafür Gelder bereitgestellt? Gibt es an der Uni Professoren mit Interesse, haben die Mittel eingeworben? Können Schulen sich dafür bewerben? Diese Fragen bleiben offen. Mir ist das alles zu wenig konkret. Es fehlen genügend Grundschullehrer, die Sonderpädagogen sind unzufrieden mit der Art ihres Einsatzes (Vertretung, nur Assistenz, Deprofessionalisierung). Es gibt teils aber gute Konzepte (da widerspreche ich Ihnen), eher hapert es am Geld und den Ressourcen für die Umsetzung. Von daher reichen keine Unterweisungen der Lehrer, es muss mehr in die Bildung investiert werden und die Lehrer besser bezahlt werden. Auch muss die Ausbeutung der Sonderschullehrer (1 Kollege pro Schule) abgestellt werden.
    • Hallo, das Projekt steht noch ganz am Anfang, zunächst muss der Rat jetzt die erforderlichen Mittel für den ersten Schritt (siehe Beitrag) bereitstellen. Dass es grundsätzlich gute Konzepte gibt, das sehen wir auch so. Leider sind die aber an vielen Schulen nicht verankert oder werden nicht umgesetzt. Das das mit Hilfe der Unis und Hochschulen (von dieser Seite gibt es auch Interesse) passiert ist Kern des Modellprojektes. Das zweite Ziel des Modellprojektes ist es das Ressourcenproblem für 5 Grundschulen zu lösen und die erforderlichen Mittel aus der Stadtkasse bereit zu stellen. Viele Grüße Volker Steude
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