Stadtwerke müssen auf Klimakurs gebracht werden
Nur 11,3% des Stroms der Bochumer Stadtwerke stammt aus erneuerbaren Energiequellen. Ein Bemühen der Stadtwerke einen anspruchsvollen Beitrag für die EU-weit angestrebte Energiewende zu leisten ist nicht erkennbar.
Klimaneutral bis 2050
Die Bundesumweltministerin wie die Umweltminister der Ländern haben sich dafür ausgesprochen dass die EU bis 2050 klimaneutral ist (Deutschlandfunk 10.05.19).
Um dieses Ziel zu erreichen dürften auch in Bochum bis spätestens 2050 keine nennenswerten Treibhausgase mehr ausgestoßen werden. Bisher besteht nur das Ziel die Emissionen auf 85 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren.
Stadtwerke haben über Jahrzehnte voll auf Kohle gesetzt
Um den Ausstoß von Treibhausgasen in den nächsten 30 Jahren auf Null zu drücken müssen besonders die Stadtwerke völlig neu aufgestellt werden. Bisher wurde dort fast ausschließlich auf fossile Energie gesetzt. So beteiligten sich die Stadtwerke mit jeweils 50 Mio. Euro am Bau der Kohlekraftwerke Hamm-Uentrop und Lünen und kauften im Auftrag der Stadt für fast 200 Mio. Euro Anteile des Kohleverstromers STEAG. Immerhin haben sich die Stadtwerke zuletzt auch an den Windparks Borkum I und II sowie weiteren an Land beteiligt, halten jedoch noch immer 2,2 Mio. Aktien von RWE, obwohl den klimaschädlichsten Strom aller Versorger laut Untersuchung des Ökostromunternehmens Lichtblick (Deutschlands dreckige Stromanbieter, 31.01.18) die RWE-Tochter innogy liefert. Im Durchschnitt aller von innogy angebotenen Tarife verursacht jede Kilowattstunde Strom 813 Gramm klimaschädliches CO2.
Nur 11,3% Strom aus erneuerbaren Energiequellen
Aber auch die Stadtwerke selbst sind kein Vorzeigeunternehmen. Nur 2% des verkauften Stroms wurden selbst aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt (Energie- und Klimaschutzkonzept 2030). Vom eingekauften Strom stammt nur 11.3 % aus regenerativen Quellen.
Gemäß Stromkennzeichnung beträgt der Anteil an erneuerbarer Energie 42,6 % doch dieser Anteil entspricht nicht der Realität (Strom aus erneuerbaren Quellen). Gemäß gesetzlicher Stromkennzeichnung muss jeder Versorger angeben, aus welchen Quellen er die Elektrizität für seine Kunden beschafft hat und wie viel Gramm CO2 bei der Produktion einer Kilowattstunde seines Stroms verursacht werden. In diesen Strommix müssen die Anbieter allerdings nachträglich Ökostrom reinrechnen, den sie gar nicht gekauft und geliefert haben (Spiegel 31.01.18).
Die zusätzlichen Ökostromprozente sollten den Kunden zeigen, in welchem Maße sie über ihre Stromrechnung die Energiewende mitfinanzieren. Der Strommix gibt also nicht an wie viel Strom tatsächlich regenerativ hergestellt wurde.Die für den Kunden irreführende Darstellung der Herkunft des Stroms, wird als Greenwashing bezeichnet, entspricht jedoch den gesetzlichen Vorgaben (siehe auch, Anfrage FDP und Die STADTGESTALTER).
Die Stadtwerke geben an, dass 391 g CO2 pro eingekaufter kwh Strom ausgestoßen werden, tatsächlich sind es rd.600 g CO2 pro kwh. Damit ist der tatsächliche CO2-Ausstoß um 300.000 t höher als von den Stadtwerken ausgewiesen.
Andere Stadtwerke sind schon deutlich weiter
Der Weg für den Stromproduzenten Stadtwerke zum klimaneutralen Unternehmen ist also noch lang. Aktuell zählen die Stadtwerke, zu den Versorgern mit nur geringen Anteilen an Elektrizität aus erneuerbarer Energie. Bei den Dortmunder Stadtwerken (DEW21) zum Beispiel stammt bereits über 50% des Stroms aus regenerativen Quellen, bei den Stadtwerken München immerhin 44%, die Stadtwerke Hannover (enercity) kommen auf 40%.
Auch hat sich der Stromanteil aus erneuerbaren Energiequellen bei den Stadtwerken Bochum in den letzten Jahren kaum verändert. Auch vor fünf Jahren war der Anteil etwa derselbe. Bemühungen den Anteil zu erhöhen, sind nicht erkennbar.
Wie können die Stadtwerke klimaneutral werden?
Die Politik muss also eine Strategie entwickeln, um die Stadtwerke Bochum auf Klimaschutzkurs zu bringen. Dazu muss festgelegt werden wie hoch der Anteil Strom aus erneuerbarer Energie in den nächsten Jahren sein soll. Eine mögliche Strategie um die Stadtwerke zum Vorreiter in Sachen Klimaschutz zu entwickeln wäre, die Marke “Stadtwerke Bochum” in dieser Hinsicht auszurichten und zu bewerben. Kurzfristiges Ziel sollte es sein einen Anteil von 40-50 % Strom aus erneuerbaren Energien zu erreichen, wie das andere Stadtwerke aktuell bereits vormachen.
Im ersten Schritt sollte der Rat der Stadt Bochum die Stadtwerke auffordern eine Zukunftsstrategie auszuarbeiten, die darlegt, welche Ziele das Unternehmen in den nächsten Jahre erreichen will um bis spätestens 2040 klimaneutral zu werden, welche Maßnahmen dafür kurz-, mittel und langfristig umgesetzt werden müssen und welche Folgen mit der Umsetzung auf die Verbraucherpreise und die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens zu erwarten sind. Dazu könnten die Stadtwerke drei Szenarien entwickeln, so dass die Politik abwägen und entscheiden kann, welches Szenario realisiert werden sollte.
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