22 Okt

RUB + Gründerszene + Seilbahn + Science-Center = Innovatives Stadtquartier

Die Ruhr-Universität will auf einem wesentlichen Teil der ehemaligen Opelflächen in Laer ein Wissenschafts-, Technologie- und Gründerquartier aufbauen. Eine sehr gute Nachricht für Bochum.

Innovationsquartier auf den ehemaligen Opelflächen

Innovationsquartier auf den ehemaligen Opelflächen

Der Schritt der Universität ist konsequent. Nicht zuletzt aufgrund des Denkmalschutzes hat die RUB kaum mehr Entwicklungsmöglichkeiten auf dem angestammten Campus. Auch der Bezug des alten Wollschläger-Gebäudes soll nur eine Zwischenlösung sein.

Aus Sicht der RUB macht es Sinn ihre zukünftigen Forschungs- und Innovationsaktivitäten, insbesondere der Ingenieur- und Naturwissenschaften an einem Ort zu konzentrieren. Dieses Ziel aber ist mit der Anmietung von über die Stadt verteilten Gebäuden kaum vereinbar. Folgerichtig suchte die RUB einen zentralen Standort, an dem es zudem möglich sein sollte, mit forschenden und entwickelnden Unternehmen auf demselben Gelände eng zusammen zu arbeiten.

Genau für diesen Zweck sind die ehemaligen Opelflächen ideal. Auch will die RUB nicht das Quartier alleine entwickeln. Die Hochschule Bochum sowie alle weiteren technischen Zweige von Hochschulen in Bochum und die Technischen Universität Dortmund sind ebenfalls eingeladen sich auf dem Gelände auszubreiten.

Auf den Opelflächen soll nach der Vorstellung der RUB ein Quartier entstehen, an dem die RUB und andere Hochschulen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen betreiben, an dem Gründer, Unternehmer und Forscher zusammen arbeiten und wenn möglich auch wohnen können sollen. Das Quartier soll zudem auch für Laer und die Bochumer zu einem lebendigen Stadtquartier werden, dass nicht allein dem Arbeiten dienen soll. An die an das Quartier angrenzenden Flächen sollen Unternehmen angesiedelt werden, die dieses Umfeld für ihre Arbeit benötigen.

Auf dem Gelände sollen indes keine Lehrveranstaltungen stattfinden. Es soll dafür auch Showroom dienen und das präsentieren, was insbesondere die Ingenieure und Naturwissenschaftler der Hochschulen zusammen mit Unternehmern leisten. Die Standorte der RUB in der Innenstadt, die insbesonder der Lehre dienen, bleiben erhalten.

Die Ansiedlung ist für die Stadt ein Glücksfall, der ihr quasi in den Schoß gefallen ist. Für die Stadt, insbesondere Wirtschaftsförderung und Politik, fängt jetzt die eigentliche Arbeit erst an. Denn die RUB verbindet mit dem neuen Quartier insbesondere drei Anforderungen, die zu erfüllen sind:

1. Die RUB möchte ein Innovationsquartier entwicken, in dem sich Symbiosen zwischen innovativen Unternehmen und den Hochschulen entwickeln. Aufgabe der Stadt ist es jetzt diese Unternehmen zu finden und nach Bochum auf die Opelflächen zu locken.

2. Die RUB hat mit der Stadt im Letter of Intent (Wissenschafts-, Technologie- und Gründerquartier auf MARK 51°7) vereinbart, dass Voraussetzung für die Ansiedlung eine direkte ÖPNV-Verbindung zwischen RUB und dem neuen Innovationsquartier ist. Damit ist die ursprünglich verfolgte teure Verlängerung der U35 bis zur Unterstraße vom Tisch. Diese hätte nur eine Verbindung zwischen beiden Orten mit Umsteigen möglich gemacht. Für Universitätsmitarbeiter, deren Arbeit die Lehre auf dem bisherigen Campus und die Forschung im neuen Innovationsquartier umfassen wird, und die daher schnell und direkt zwischen beiden Standorten wechseln müssen, eine nicht gangbare Lösung.

Ebenfalls möchte die RUB eine ÖPNV-Anbindung an die S-Bahn in Langendreer. Dadurch soll eine schnelle Erreichbarkeit des Innovationsquartiers auch von der TU Dortmund erreicht werden.

3. Das Innovationsquartier soll auch offen für die Einwohner der Stadt sein. Sie sollen hier die Grünflächen beleben, das Quartier selbst und sie sollen sehen und erleben, was in dem Quartier passiert. Wenn möglich sollten die Gründer und Unternehmer auch in dem Quartier wohnen können. Das Ziel sollte es sein ein neues Stadtquartier mit einer jungen, uninahen Gründerszene zu entwickeln.

Die Stadt muss also für eine Infrastruktur sorgen, die alte und neue Bewohner in das Quartier lockt und eine große Transparenz dessen möglich macht, was in dem Quartier geschieht. In diesem Sinne muss das Quartier als Bestandteil des Stadtteils Laer auch Gegenstand der Stadtentwicklungsplanung sein.

Aufgabe von Politik, Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung ist es nun, Ideen und Konzepte zu entwickeln, wie die genannten drei Aufgaben erfüllt werden können.

Aktiv nach geeigneten Unternehmen suchen

Die Wirtschaftsförderung muss aktiv auf die Unternehmen zu gehen, die sich ideal in das beschriebene Konzept der RUB einbinden lassen.

Bei dem Gebäude der alten Opel-Werksverwaltung ist dies bereits gelungen, hier wurde ein Investor gefunden, der dort Freiräume für Start-Ups, junge Unternehmen, für Gründer und solche, die es werden wollen schaffen will, damit diese ihre Geschäftsidee vorantreiben können (Pressemitteilung vom 05.10.16).

Wichtig für Start-Ups und junge Unternehmen, viele Gründer wollen wohnen und arbeiten direkt verbinden. Dies muss möglich gemacht und im Bebauungsplan vorgesehen werden.

Um weitere Unternehmen zu gewinnen muss ein Anforderungsprofil entwickelt werden, das aufzeigt, welche Unternehmen für Mark 51°7 und das Innovationsquartier gesucht werden und was auf den ehemaligen Flächen in den nächsten Jahren genau geschehen soll.

Seilbahn, Straßenbahn, Stadtbahn oder Bus

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otwendige ÖPNV-Anbindungen der ehemaligen Opelflächen an RUB/ Hochschule und Langendreer

Schnell muss eine direkte ÖPNV-Anbindung besonders zwischen Mark 51°7 und der RUB errichtet werden. Wenn möglich, sollte diese schon 2018/19 betriebsbereit sein, so kann die schelle ÖPNV-Verbindung zu RUB und Hochschule zu einem entscheidenden Standortvorteil bei möglichen neuen Unternehmensansiedlungen werden.

Der Startpunkt für die Verbindung könnte idealer Weise zwischen der Hochschule und den I-und N-Gebäudereihen der RUB liegen, also dort wo Ingenieure und Naturwissenschaftler jetzt auf dem Unicampus beheimatet sind. Auf den Opelflächen sollte eine schnelle Verbindung zur Straßenbahn in die Stadt geschaffen werden, um zur Entlastung der U35 eine alternative ÖPNV-Anbindung von Hochschule und RUB zum Hauptbahnhof zu ermöglichen.

In einem zweiten Schritt sollte die direkte Anbindung des Quartiers wie von RUB und Hochschule Richtung Langendreer bis zu einem der S-Bahnhöfe angegangen werden. Damit würde endlich der Stadtteil Langendreer eine leistungsfähige Anbindung an RUB und Hochschule erhalten. Damit würde der Stadtteil für Studenten als Wohnort erheblich attraktiver wird.

Wichtig ist zudem, dass das Innovationsquartier von der Linie S1 (S-Bahn) durch müheloses Umsteigen erreicheichbar wird. Die Wege von der TU-Dortmund zum Innovationsquartier oder zu RUB und Hochschule sollten sich so auf 15 bis 18 Minuten verkürzen lassen.

Der zwischen RUB und Stadt vereinbarte Letter of Intent (Wissenschafts-, Technologie- und Gründerquartier auf MARK 51°7) sieht hierzu eine verkehrsträgeroffene Untersuchung zur Optimierung der ÖPNV- und Radverkehrsanbindung vor. Als Verkehrsträger in Frage kommen Seilbahn, Straßenbahn, Stadtbahn (U35) oder Busse.

Wobei eine Verlängerung der U35 bis Langendreer-West aufgrund der extrem hohen Kosten in der bereits vorliegenden Mobilitätsstudie der RUB von 2013 nicht priorisiert wurde. Eine Busverbindung erscheint schon aufgrund der fehlenden direkten Straßenverbindung zwischen RUB und Innovationsquartier und nur bedingt geeignet, die gestellten Anforderungen zu erfüllen

Für die Seilbahn spricht die schnelle Realisierbarkeit, das innovative Image des Verkehrsträgers und die topografischen Gegebenheiten der Strecke RUB – Innovationsquartier über das Schattbachtal. Zudem wäre eine Verlängerung der Seilbahn zum neuen Wohngebiet Ostpark und zum Kemnader See möglich. (Visualisierung der Seilbahnverbindung Mark 51°7 – RUB/ Hochschule, ab Minute 3.05).

Eine Entscheidung, welcher Verkehrsträger schließlich am besten für die gewünschten ÖPNV-Verbindungen geeignet ist, kann aktuell jedoch nicht getroffen werden. Dazu ist die zwischen Stadt und RUB vereinbarte verkehrsträgeroffene Untersuchung der möglichen ÖPNV-Verbindungen erforderlich. Diese muss die Stadt jetzt zügig auf den Weg bringen.

Ein neues Stadtquartier für Laer und die Gründerszene

Erste Weichen für die Entwicklung des neuen Stadtquartiers wurden bereits gestellt. Gerade wurde vom Rat für Laer und die Flächen, auf denen das Innovationsquartier entstehen soll, die Erstellung eines Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes auf den Weg gebracht.

Das neue Innovationsquartier liegt direkt gegenüber des leider verödeten Stadtteilzentrums am Lahairiplatz von Laer. Das neue Quartier eröffnet die Möglichkeit das Stadtteilzentrum neu zu gestalten und gegebenenfalls ganz oder teilweise in das Innovationsquartier zu verlegen. Hier könnte ein neuer attraktiver Mittelpunkt des Stadtteillebens für ganz Laer entstehen.

Der Parkstreifen im Osten des Innovationsquartiers sollte zu einer besonderen Erholungsfläche für Laer entwickelt werden, sie könnte zum belebten Stadtteilpark werden, auch Flächen für Urbangardening-Projekte könnten hier entstehen.

Mark 51°7 darf kein weiteres ödes Gewerbegebiet werden. Das Thema der Flächenentwicklung „Innovation“ muss sich bereits bei der Gestaltung deutlich zeigen.

Science-Center

So könnte Ankerpunkt für das Innovationsquartier ein Science-Center werden, wie es bereits 2012 vorgeschlagen wurde (lokalkompass vom 11.12.12).

Science-Center Manchester (Museum of Science and Industry)

Science-Center Manchester (Museum of Science and Industry)

In einem Science-Center gehen die Besucher auf eine Entdeckungsreise durch die Welt der Ideen. Es wird das Ziel verfolgt, den Besuchern durch eigenständiges und spielerisches Experimentieren technische und naturwissenschaftliche Zusammenhänge und Phänomene aus den Bereichen der Naturwissenschaften und Technik nahe zu bringen. Neben einer Darstellung der Erfindungen und Ideen, die das Ruhrgebiet einst groß gemacht haben, könnten in einem Science-Center insbesondere die Hochschulen und die auf dem Gelände ansässigen Unternehmen den Besuchern ihre aktuellen Forschungsprojekte anschaulich näher bringen.

Ein Science-Center könnte der Kern des neuen Innovationsquartiers werden, an dem Menschen des Ruhrgebiets, Forscher, Entwickler, Gründer und Unternehmer an einem zentralen, innovativen Ort zusammen kommen.

Um ein solches Vorhaben auf den Weg zu bringen, könnte die Stadt den Versuch unternehmen, naturwissenschaftlich und technikbegeisterte Menschen aus den Führungsetagen bestehender Ruhrgebietsunternehmen, den Hochschulen und aus der Stadtgesellschaft zusammen zu bringen um sie für die Idee eines Science-Center zu begeistern.

Auf diese Weise entstünde auch der Ausgangspunkt eines Netzwerkes, das alle Akteure, die in den nächsten Jahrzehnten auf den ehemaligen Opelflächen tätig werden und dort neue Ideen vorantreiben, miteinander in Kontakt bringt und zusammen halten sollte.

Die Voraussetzungen sind glänzend, dass auf den ehemaligen Opelflächen sich etwas entwickelt, was wie eine Initialzündung auf den in Stocken geratenen Strukturwandel der Stadt wirken kann. Jetzt ist die Stadt gefragt zu zeigen, dass nicht nur die Bochumer Hochschulen innovativ denken können, sondern auch Politik und Verwaltung in der Lage sind ein innovatives Stadtquartier zu entwickeln, das weit über die Grenzen der Stadt strahlt und seinen Namen auch verdient.

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