Ein neuer Platz für Bochum
Belebte Plätze sind ein Indikator für die Lebensqualität einer Stadt. Nach dem Krieg sind in Bochum und Wattenscheid leider viele Plätze verloren gegangen, auf denen sich bis dahin das Leben abgespielt hat: Neumarkt, Historischer Marktplatz, August-Bebel-Platz, Schwanenmarkt, Westfalenplatz sind nur einige Beispiele.
Viele der früheren Plätze dienen heute dem Verkehr. Große Teile der ehemaligen Plätze werden heute als Verkehrskreuzungen und Parkflächen genutzt.
Mehr belebte Plätze – lebenswertere Stadt
Im Rahmen einer Neuorientierung der Stadtplanung sollte wieder mehr Platz geschaffen werden für Fußgänger, Radfahrer, Cafés und Plätze, also für das Leben. Denn dafür, wie lebenswert eine Stadt ist, gibt es einen sehr simplen und zuverlässigen Indikator: Man schaue sich an, wie viele Kinder und alte Menschen auf Straßen und Plätzen unterwegs sind (Jan Gehl, Stadplaner).
Ziel der Stadtentwicklungspolitik sollte es also sein im Stadtgebiet gezielt Flächen zu suchen, die in belebte Plätze umgewandelt werden können. Das ist bei Flächen, die aktuell für den Verkehr genutzt werden jedoch schwierig. Denn gleichzeitig ist ausreichend erreichbarer Parkraum eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Menschen insbesondere die Innenstädte besuchen.
Zum Glück verfügen die Innenstädte von Bochum und Wattenscheid über mehr als ausreichende Parkkapazitäten in ober- und unterirdischen Parkhäusern. In diesem Bereich bestehen sogar deutliche Überkapazitäten. Es besteht also die Möglichkeit Parkflächen an den Innenstadtstraßen aufzugeben.
So gewonnene Flächen könnten für Radstreifen (z.B. entlang des Südrings) oder für die Anlage von neuen lebenswerten Plätzen genutzt werden. Die entsprechenden Flächen können auf diese Weise besser und intensiver genutzt werden. Statt zum Abstellen von wenigen Fahrzeugen, können sie so für das Leben und die Mobilität vieler Menschen nutzbar gemacht werden. Dadurch werden die Straßen und Plätze in der Stadt deutlich lebenswerter und attraktiver.
Auch führen Parkplätze außerhalb von Parkhäusern zu erheblichem Parksuchverkehr. Dieser wird von den Besuchern der Innenstädte als besonders lästig empfunden. Die negativen Auswirkungen von Parksuchverkehr sind in der Bochumer Innenstadt jeden Tag besonders entlang der Hans-Böckler- und der Brückstraße zu erleben.
Wird dagegen Parkraum für Besucher im Wesentlichen nur in leicht erreichbaren Parkhäusern bereitgestellt, lohnt sich die Parkplatzsuche außerhalb von Parkhäusern nicht mehr. Der Parksuchverkehr wird unterbunden. In Städten wie San Sebastian, in denen es praktisch keine Besucherparkplätze mehr entlang von Innenstadtstraßen gibt, kann man erleben, wie gut geeignet diese Vorgehensweise ist überflüssigen Verkehr in der Innenstadt zu vermeiden.
Damit allerdings die Umnutzung und Aufgabe von Parkflächen entlang der Innenstadtstraßen von den Besuchern der Stadt akzeptiert wird, ist es erforderlich die Parkhäuser attraktiver zu machen. Eine Möglichkeit wäre die erste halbe Stunde Parken in den Innenstadtparkhäusern gebührenfrei anzubieten.
Damit die Aufgabe von Parkflächen akzeptiert wird, sollte sie zudem in kleinen vorhersehbaren Schritten umgesetzt werden. Gleichzeitig sollte, da wo es erforderlich erscheint, die direkte Erreichbarkeit der Parkhäuser verbessert werden.
Propstei-Platz
Wo könnten in Bochum oder Wattenscheid neue Plätze entstehen? Die STADTGESTALTER haben bereits vorgeschlagen den August-Bebel-Platz in Wattenscheid in eine belebte Park- und Platzfläche zurück zu verwandeln (Vorschlag August-Bebel-Park).
Für die Bochumer Innenstadt schlagen Die STADTGESTALTER jetzt die Anlage eines so genannten „Propstei-Platzes“ vor (Konzept Propstei-Platz) und zwar dort, wo heute Untere Marktstraße, Große-Beck-Straße und Brückstraße zusammen treffen. Dort lag vor Jahrhunderten das Zentrum der Bochumer Stadt. Heute befindet sich hier eine total verbaute, chaotische Verkehrskreuzung (Platz heute). Direkt angrenzend lag früher auch der historische Marktplatz (heute Kuhhirtenplatz).
An dem Platz zeigt sich heute bereits eine positive Entwicklung der dort ansässigen Gastronomiebetriebe mit Außenbereichen (u.a. Burgerado). Dazu liegen rund um den zukünftigen Platz interessante historische Orte: Brauhaus Rietkötter, Propstei-Kirche, historischer Marktplatz (heute Kuhhirten-Platz) und das Große-Beck-Tor. Die Ausgangsbedingungen, an dieser Stelle einen attraktiven Platz zu entwickeln, erscheinen also sehr gut.
Allerdings wird die Aufenthaltsqualität des Platzes bisher erheblich durch den darüber fließenden Verkehr beeinträchtigt. Wesentliche Ursache dafür sind der Parksuchverkehr im Gerberviertel und die Fahrzeuge, die zum Parkkhaus P5 (ehemaliges Aral-Parkhaus) an- und abfahren. Der Vorschlag der STADTGESTALTER sieht daher vor, dass zukünftig eine Zufahrt zum P5 nur noch über die Gerberstraße und die Abfahrt nur noch über die Große-Beck-Straße möglich sein soll (Geänderte Verkehrsführung).
Eine Anfahrt des P5 über die Brückstraße ist hingegen nicht mehr möglich. Der Verkehr wird vorher über die Kortumstraße direkt auf den Ring zurückgeführt. Die Untere Marktstraße endet als Sackgasse vor dem zukünftigen Platz. Auf diese Weise wird das Quartier für den Parksuchverkehr unattraktiv.
Vorgesehen ist darüber hinaus, die Zahl der Parkflächen an den Straßen zu Gunsten von Flächen für Fußgänger und Radfahrer zu reduzieren.
Die gesamte Platzfläche kann dann einheitlich gepflastert und möbeliert werden, so dass schnelle, direkte fußläufige Verbindungen zwischen Kuhhirtenplatz, Kirchenvorplatz, dem Platz vor Rietkötter und dem Vorplatz zum Gerberzentrum entstehen (Plan Platzflächen). Über eine schmale, dem Fußgängerverkehr untergeordnete Fahrgasse soll der aus dem P5 abfließende Verkehr über den Platz geführt werden. So lässt sich im Rahmen der Umgestaltung des Platzes für das Brauhaus Rietkötter ein vergrößerter, attraktiver Vorplatz herstellen. Der Vorplatz der Propstei-Kirche könnte über eine großzügige Treppe an den Kuhhirtenplatz und den Platz vor dem Gerberzentrum angebunden werden. Weiter steigern lässt sich die Qualität des Platzes durch das Aufstellen vielfältiger Sitzmöglichkeiten, von Spielgeräten sowie der Pflanzung von zusätzlichen Bäumen und anderem Grün.
So besteht die Chance den Platz zu einem echten Anziehungspunkt in der Innenstadt zu machen, an dem sich die Menschen vor oder nach einer Einkaufstour gerne auf einen Kaffee oder Burger treffen oder einfach nur, um sich mit ihren Bekannten und Freunden auszutauschen.
Der „Propstei-Platz“ ist nur ein Beispiel wie sich die Stadt durch neue Plätze weiter entwickeln und attraktiver machen lässt. In der Stadt bestehen aber nicht nur in der Innenstadt viele weitere Möglichkeiten lebenswerte Plätze zu entwickeln. Es gilt sie zu finden und dafür gute Gestaltungskonzepte zu entwickeln.
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