14 Apr

Ungepflegtes Stadtbild macht Bürger wütend

Immer wieder klagen Bewohner der Stadt über das unschöne Erscheinungsbild der Stadt. Ungepflegte Grünflächen, vermüllte Parks, schlampig geflickte Bürgersteige, zugeparkte Gehwege und Flickenteppiche statt Straßen, machen viele Bochumer und Wattenscheider wütend. Eine Stadt in diesem Zustand möchte man nicht seinen Gästen zeigen.

Warum ist das so und gelingt Bochum und Wattenscheid nicht, was in anderen Städten möglich ist?

Wie andere Probleme in der Stadt auch, haben die vorliegenden eine Reihe Ursachen.

Mangelnde Instandhaltung und Flickschusterei

Zum Einen wurde die Instandhaltung der städtischen Straßen, Gehwege, Grünflächen und Gebäude in Bochum und Wattenscheid seit Jahrzehnten systematisch vernachlässigt. Entsprechend ungepflegt sehen die heute aus.

Zum anderen wurde über die Jahre viel gepfuscht. Pflasterstraßen wurden schlampig asphaltiert, bei Baustellen wurden die Baugruben nicht korrekt verfüllt, so dass anschließend das gesamte Pflaster ins Rutschen kam, Asphaltausbesserungen wurden ohne Dehnungsfugen ausgeführt, weil Arbeiten von beauftragten Bauunternehmen von der Stadt nicht korrekt abgenommen wurden. Das geschieht zwar heute in der Regel nicht mehr, aber auch heute noch werden fehlende Pflastersteine mit Asphalt aufgefüllt, Schlaglöcher notdürftig mit einer Schüppe Asphalt ausgebessert, der sich dann fest fahren soll. Oder werden statt gescheiter Baumscheiben, von Wurzeln aufgebrochene Pflastersteine durch etwas Gehwegasche ersetzt. Das sieht armselig aus und bestätigt das Bild vom „Armenhaus Ruhrgebiet“, das sich in den Köpfen der Menschen, die nicht hier leben, fest frisst.

Fehlende Pflege und Planlosigkeit

Eine weitere Ursache ist fehlende Pflege. Baumscheiben werden nicht gepflegt, Bäume nicht ersetzt, Baumstümpfe verunstalten das Stadtbild, Grünflächen werden vernachlässigt, Parkwege werden zu unbefestigten Matschpfaden. Das Grünflächenamt ist offenbar mit seiner Aufgabe völlig überfordert. Die Verwaltung erträgt diesen Zustand seit Jahrzehnten ohne tätig zu werden und wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um den Fachbereich in die Lage zu versetzen seine Aufgaben ordnungsgemäß zu erfüllen. Kein Oberbürgermeister war bisher in der Lage oder Willens das Problem ernsthaft in Angriff zu nehmen.

Ein ungepflegtes Erscheinungsbild der Stadt ist nicht dazu angetan, dass die Bürger sich Mühe geben, es sauber und ordentlich zu halten. So gehen auch viele Bochumer und Wattenscheider mit ihrer Stadt nicht sorgsam um. Die Überhand nehmenden wilden Müllablageplätze in der ganzen Stadt zeugen davon, ebenso wie die zugemüllten Parks nach dem Grillvergnügen oder die rücksichtslos zugeparkten Geh- und Radwege überall in der Stadt. Nicht wenigen Bürgern ist ein ansehnliches Stadtbild leider völlig egal. Man ist es ja auch seit Jahrzehnten nicht anders gewohnt. Es sieht ungepflegt und vermüllt aus, wenn man seinen Müll dazu schmeißt, fällt es an manchen Orten ohnehin nicht mehr auf.

Über Jahrzehnte hat die Stadt dieses Verhalten geduldet, in dem sie systematisch weggeschaut hat. Die Ordnungsbehörden sind selten präsent und werden nicht so organisiert oder eingesetzt, dass sie denjenigen, die das Stadtbild verunstalten, auch nur ansatzweise Einhalt gebieten könnten. Nach 18 Uhr und am Wochenende macht das Ordnungsamt zu und überlasst das Feld der Polizei. Also nehmen sich manche sogar das Recht raus, zum Grillen gleich auf der Rasenfläche des Parks zu parken, in dem Wissen vom Ordnungsamt kommt ohnehin niemand vorbei.

In vielen Straßen wird gegen Falschparken auf Gehwegen gar nicht vorgegangen. Die Ausrede „Wo sollen die denn sonst parken?“. In der Stadtverwaltung hat jedes abgestellte Auto offenbar immer noch einen höheren Stellenwert als die Menschen, die sich auf dem Gehweg an den rechtswidrig parkenden Autos vorbeiquetschen müssen. Ein Konzept für den ruhenden Verkehr in den Wohnvierteln gibt es fast in keinem Quartier. Hier zeigt sich ein anderes Problem, die Planlosigkeit der Verwaltung.

Die überquellenden Mülleimer in den Parks zeigen, dass es offenbar ebenfalls an einem Plan oder dem Willen fehlt, diese dann zu leeren, wenn sie im Sommer voll sind. Man lässt sie mit stoischer Ruhe jedes Wochenende aufs Neue überquellen. Achtsame Bürger sammeln den Müll in Säcken neben den übervollen Abfallbehältern. Bis die Stadt sich zur Abfuhr bequemt hat, sind die Säcke nicht selten bereits aufgerissen und ihr Inhalt hat sich über den ganzen Park verteilt. Anschließend klagt das Grünflächenamt, ihm fehle das Personal um den ganzen Müll wieder aufzusammeln und die Parks sauber zu halten.

Ordnungsamt ist überfordert

Der beschriebene Zustand zeigt auch, das Ordnungsamt, darunter die Verkehrsüberwachung des ruhenden Verkehrs, ebenso wie der mit der Leerung der öffentlichen Mülleimern beauftragte Fachbereich, ist mit seinen Aufgaben vollkommen überfordert. Und auch dieser Misstand ist seit Jahrzehnten bekannt. Stadtverwaltung und Oberbürgermeister sitzen die Sache aus und bleiben untätig.

Gerne wird von der Politik angeführt, das Problem habe seine Ursache bei zu wenigen Mitarbeitern. Doch andere Städte, bei denen es deutlich besser aussieht, beschäftigen kaum mehr Mitarbeiter im Bereich Sicherheit und Ordnung (z.B. Bonn: 5,99 pro 10.000 Einwohner) oder sogar weniger (z.B. Münster: 4,43 pro 10.000 Einwohner) als Bochum (5,34 pro 10.000 Einwohner). Die wesentliche Ursache liegt also an der mangenden Bereitschaft die zuständigen Ämter so zu organisieren, dass sie ihren Aufgaben wirksam nachkommen können und nicht an fehlenden Mitarbeitern.

Um den Verfall des Stadtbildes in den Griff zubekommen, wird die Stadt kurzfristig allerdings nicht umhinkommen, mehr Mitarbeiter auf die Straße zu schicken, um renitenten Bewohnern klar zu machen, wo sie ihren Müll zu entsorgen haben, wo sie parken dürfen bzw. wo nicht und wie man sich in einem öffentlichen Park verhält, um dort zu grillen. Hat die Stadt das aber einmal unmissverständlich durchgesetzt und nachhaltig klar gemacht, dass Verstöße nicht toleriert werden, dann fühlen sich auch die Bürger wieder unterstützt, denen an einem schönen Stadtbild gelegen ist. Und das sind die allermeisten. Dann ist es ein Leichtes die Mitbürger darauf hinzuweisen, dass ihr Fehlverhalten nicht erwünscht ist und von der Stadt und der Stadtgesellschaft nicht toleriert wird. Bisher fühlen sich viele Mitbürger dagegen in ihrem Fehlverhalten durch die Untätigkeit der Verwaltung bestärkt. Was die Stadt duldet, wird als erlaubt angesehen.

Regeln zum Erhalt eines ansehnlichen Stadtbildes müssen konsequent durchgesetzt werden

Werden die städtischen Regeln zur Erhaltung eines ansehnlichen Stadtbildes konsequent durchgesetzt, wird es für fast alle in der Stadt zur Selbstverständlichkeit den Müll zur Kippe zu fahren, nicht auf dem Gehweg zu parken und den Grillplatz so sauber zu verlassen wie man ihn vorgefunden hat. Und wenn dieser Zustand erreicht ist, kann die Zahl der städtischen Mitarbeiter wieder auf ein Normalmaß zurück gefahren werden.

Das alles wird aber nicht gelingen, solange im Rathaus der Wille fehlt wirksame Maßnahmen zu ergreifen die Zustände abzustellen. Hier muss besonders der Oberbürgermeister umdenken und dieses drängende Problem endlich aufhören zu ignorieren.

Eine attraktive Stadt lebt von einem ansehnlichen Erscheinungsbild. Ein schönes Stadtbild ist Werbung für jede Stadt. Ein ungepflegtes Stadtbild ist ein Zeichen für fehlende Lebensqualität. Wenn Stadtbesucher fragen, warum die Stadt so zugemüllt, die Straßen und Gehwege so kaputt sind und warum die Stadt offenbar gegen die nichts unternimmt, die das Stadtbild verschandeln, dann ist das vielen Bewohnern peinlich, so haben es die Bürger auf der Bürgerkonferenz im März erklärt.

Die Stadt darf die große Mehrheit der Bewohner nicht im Stich lassen, denen viel an einem schönen Stadtbild liegt, in dem sie die gewähren lässt, die es verschandeln.

Andere haben sich über lange Zeit an die Zustände gewöhnt und halten sie für normal. Schaut man in andere Großstädte außerhalb des Ruhrgebietes, sieht man, Städte sehen nicht so aus, wenn die Verwaltung das Stadtbild in den Fokus ihrer Bemühungen stellt. Das schlechte Erscheinungsbild an vielen Orten unserer Stadt ist nicht der Normalfall in deutschen Städten, es ist leider die negative Ausnahme.

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Die diesem Beitrag beigefügten Bilder wurden alle in einem Umkreis von 250 m im Stadtparkviertel in einem Zeitraum von 15 Minuten gemacht (Karte). Das Viertel hat den Ruf nicht zu den schlechtesten Wohngebieten der Stadt zu zählen.

3 Gedanken zu „Ungepflegtes Stadtbild macht Bürger wütend

  1. Gibt es eigentlich eine Regel, wieviel Prozent des kommunalen Haushaltsbudgets in die Infrastruktur fließen sollte. Wenn nicht, bestünde dann nicht die Gefahr, dass Ausgaben, die in einzelne Taschen direkt oder indirekt fließen, wie Vermietungen an städtische Träger, Flüchtlingsheime usw. bevorzugt bewilligt und erhöht werden?
    • Eine solche Regel besteht nicht. So kann ordnungsgemäße Instandhaltung unterbleiben und das Geld für andere (Prestige-)Projekte ausgegeben werden. So passiert es in Bochum seit Jahrzehnten. Auch wird nicht nach dem Verhältnis von Kosten zu Nutzen geschaut, um zu entscheiden, welche Projekte am besten durchgeführt werden sollten. Die Auswahl, was finanziert wird und was nicht erfolgt in vielen Bereichen leider annähernd willkürlich.
  2. Das wurde mir bei den Sendungen zum 200. Geburtstag von Karl Marx nochmal bewusst. Es leuchtet ein, dass sowohl menschlich als auch weil es am einfachsten ist, wer die Möglichkeit hat, erst das stationäre Vermögen (Immobilien, Aktien) vermehrt, dann erst Arbeitsplätze schafft oder prekäre Arbeitsverhältnisse in stabile umwandelt (Straßenpflege, Brückenbau) und Qualitätssicherung bei den Wohnungen oder sogar dem Wohnumfeld freiwillig beginnt. Wenn die Verantwortung allein bei Einzelnen liegt, sollte der Staat aber mal dringend mit Regeln für den finanziell abhängigen Bevölkerungsteil nachbessern. Übrigens sicher nicht nur ein Bochumer Problem.

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