Mehr tun für die freiwillige Feuerwehr und ehrenamtlich Engagierte
Eine Stadt lebt von Menschen, die sich in ihrer Freizeit für wichtige Dinge in ihrer Stadt engagieren: Einwohner, die sich in ihrer Freizeit für Kinder, Jugendliche, Flüchtlinge, die Stadtpolitik und sozial benachteiligte Menschen einsetzen oder Bürger, die bei der freiwilligen Feuerwehr, im Rettungsdienst oder dem Technischen Hilfswerk ehrenamtlich Dienst tun.
Die finanziell ausgeblutete Stadt wäre nicht in der Lage auch nur einen kleinen Teil dieser Dinge durch bezahlte Beschäftigte erbringen zu lassen. Deshalb ist es für die Stadt wichtig möglichst viele Menschen für die städtischen Ehrenämter zu gewinnen. Dazu muss es attraktiv sein, sich für seine Stadt einzusetzen und die Stadt muss den Ehrenamtlern gegenüber die notwendige Wertschätzung erbringen.
In Notlagen, wie dem Sturm Ela oder der Flüchtlingskrise, ist es für die Stadt wichtig schnell auf hilfsbereite Menschen zurückgreifen zu können, die spontan und unbürokratisch anpacken. Das gelingt nur, wenn die Stadt so organisiert ist, dass sie solche Hilfe zulässt und in der Lage ist die freiwilligen Helfer geordnet einzusetzen. Das ist leider bei Sturm ELA überhaupt nicht gelungen, bei der Bewältigung des Flüchtlingsandrangs lief es erheblich besser.
Erheblich Defizite gibt es in der Stadt leider bei der Austattung von ehrenamtlichen Institutionen wie der freiwilligen Feuerwehr, die der Stadt zwar Millionen ersparen, für die aber kaum mehr als das Notwendigste an Geldmitteln bereitgestellt wird. Die Ausstattung ist an vielen Stellen ungenügend, entspricht nicht dem wünschenswerten Standard, die Ersatzbeschaffung von Fahrzeugen, Ausrüstung und Wachgebäuden wird immer wieder aufgeschoben, um an anderer Stelle Haushaltslöcher zu stopfen. Das stößt den ehrenamtlichen Einsatzkräften sauer auf.
Es ist nicht zu verstehen, dass die Stadt erwartet, dass freiwillige Feuerwehrleute bei Brandeinsätzen mitten in der Nacht, ihre Freizeit einsetzen, manchmal ihre Gesundheit, um Menschen und Werte zu retten. Im Gegenzug die Stadt aber an ihrer Ausrüstung spart, für eine zweite Schutzkleidung das Geld fehlt, erforderliche bauliche Sanierungen an den Wachen nicht durchgeführt werden und die Anschaffung der versprochenen Feuerwehrfahrzeuge immer wieder aufgeschoben wird.
Die wirkliche Wertschätzung der freiwilligen Einsatzkräfte zeigt sich nicht bei großen Dankesfeiern, an denen Oberbürgermeister, Innenminister und die Ministerpräsidentin große Reden schwingen, sondern daran, wie die Stadt die ehrenamtlich, städtischen Einrichtungen ausstattet. Die meisten ehrenamtlich Tätigen, könnten auf solche Gesten verzichten, würden sich aber wünschen, die Stadt würde einmal ernsthaft erfassen, welche Verbesserungen z.B. die bei der freiwilligen Feuerwehr Tätigen dringend für erforderlich halten, um diese dann schrittweise umzusetzen. Das etwas für die freiwillige Feuerwehr getan werden muss, darüber besteht im Rat über alle Fraktionen hinweg Einigkeit.
Für die freiwillige Feuerwehr bedeutet das, die Stadt muss in enger Zusammenarbeit mit den Einsatzkräften einen umfassenden Strukturanalysebericht aufstellen, wie er bereits in anderen Gemeinden vorliegt (Beispiel für einen Strukturanalysebericht). In diesem wird detailliert aufgelistet, festgelegt und gegenübergestellt, wie die Feuerwehr derzeit aufgestellt ist und wie sie zukünftigt aufgrund rechtlicher Vorgaben aufgestellt sein muss bzw. hinsichtlich der Wünsche der dort Engagierten ausgestattet sein sollte. So weiß die Stadt, was wo bei der freiwilligen Feuerwehr fehlt und kann in einem Aktionsplan die erkannten Defizite in einem Zeitraum von 5 Jahren zu beheben.
Eine solche Strukturanalyse geht deutlich über die Planungen und Vorgaben des Brandschutzbedarfsplans hinaus, sie sollte erheblich detaillierter sein. Der Brandschutzbedarfsplan muss Grundlage einer solchen Analyse sein, kann diese aber nicht ersetzen. Auf einen ersten Entwurf zum Brandschutzbedarfsplan wartet die Politik jetzt schon zwei Jahre. Eigentlich hätte er bereits 2015 beschlossen werden sollen, jetzt ist die Vorlage eines Entwurfs für 2017 angekündigt. Die Bochumer Stadtverwaltung arbeitet mit der gewohnten Trägheit an dem Projekt. Die Politik lässt sich immer wieder aufs Neue vertrösten. Wichtig, dass sie jetzt sicherstellt, dass mit dem Brandschutzbedarfsplan gleich eine Strukturanalyse und ein Aktionsplan „Freiwillige Feuerwehr“ mit auf den Weg gebracht wird.
Neben einer Modernisierung der Austattung ist zudem die Honorierung der ehrenamtlichen Tätigkeit auf anderen Feldern wichtig. Beispielsweise sollten die Angebote zur unbürokratischen, ermäßigten bzw. kostenfreien Nutzung städtischer Sport-, Bildungs- und Kultureinrichtungen von ehrenamtlich tätigen Bürgern ausgeweitet werden. Dabei sollten auch auch die Familienangehörigen einbezogen werden. Entsprechend sollten die Angebote der Ehrenamtskarte ausgeweitet werden.
Mehr getan werden kann auch bei der Unterstützung der Familien (Kinderbetreuung, insbesondere während der Einsätze), der Fortbildung zur Persönlichkeitsentwicklung, der Nachwuchsförderung und beim Angebot an Ausgleichslösungen und Anreizen für Unternehmen, deren Mitarbeiter bei der freiwilligen Feuerwehr mitwirken (Handreichung zur Brandschutzbedarfsplanung für kommunale Entscheidungsträger).
Wichtig ist auch, dass die ehrenamtlichen Einsatzkräfte von belastenden, mitunter demotivierenden Aufgaben befreit werden. So sollte es in der Verwaltung eine Ansprechstelle geben, die sich für die Anliegen der Freiwilligen Feuerwehr ämterübergreifend einsetzt. Den ehrenamtlichen Kräften fehlt die Zeit sich mit dutzenden Ämtern rumzuschlagen, die ihnen erklären, warum was nicht geht oder nicht möglich ist. Es bedarf einer Stelle in der Verwaltung, die Wege findet um die Mehrzahl der Anliegen möglich zu machen.
Für die Stadt muss sich noch mehr um die Wertschätzung der ehrenamtlich tätigen Bürger kümmern. Nur so können die Ehrenamtler motiviert werden sich auch weiterhin so vorbildlich für die Belange der Stadt einzusetzen. Wenn das gelingt, ließe sich darüber nachdenken, engagierte Einwohnern auch in weiteren Bereichen verstärkt in die Organisation der Stadt einzubinden. Denkbare wäre dies z.B. bei der Gestaltung und Pflege ihrer Straßen und Grünflächen. Gerade für eine Stadt, die finanziell mit dem Rücken zur Wand steht, ist bürgerliches Engagement von überragender Bedeutung und muss bei Politik und Verwaltung die entsprechende Priorität genießen.