08 Aug

Die Ursachen der Turnhallenmisere

Hallenbäder können von den Schulen nicht benutzt werden, Turnhallen und Sportplätze sind gesperrt. Für Schüler, Eltern und Sportvereine sind diese Zustände unerträglich. Sie wollen den zahlreichen und regelmäßigen Ausfall von Sportunterricht aufgrund der maroden Schulen und Sportstätten in Bochum und Wattenscheid nicht länger hinnehmen.

ohne zukunftSPD und Grüne haben Jahrzehnte nicht ansatzweise die erforderlichen Summen in die Haushalte eingestellt, die für eine ordnungsgemäße Instandhaltung der Schulen und Sportstätten erforderlich gewesen wäre. Die Folgen dieser Politik werden immer schlimmer. Nun mussten 34 Turnhallen gesperrt werden. Weil die Unterdecken nach 40 Jahren mittlerweile marode geworden sind, drohen sie herunter zu fallen. In der Gräfin-Imma-Schule ist genau das bereits geschehen.

Eigentlich ist die Lebensdauer der in den 70er Jahren angebrachten Decken lange überschritten. Fachleute beziffern diese mit 20-30 Jahren. Sogenannte Sauerkrautplatten wurden damals mit Nägeln und Klammern an die Unterkonstruktion genagelt bzw. „geschossen“. Jetzt sind die Platten spröde, Nägel und Klammern rosten. Heute würde man die Deckenplatten anschrauben, doch vor 40 Jahren war das nicht üblich, Akkuschrauber waren dazu noch unbekannt.

Warum wurde nicht eher gehandelt? Die Stadt wusste doch schon lange Bescheid über die Problematik der Deckenaufhängung. Immer mal wieder mussten einzelne Platten gewechselt werden, z.B. wenn es aufgrund von undichten Dächern zu Wasserschäden gekommen war. Schon da wiesen die Firmen, die die Schäden beheben sollten, auf die maroden Platten und die simple Befestigung hin und wurde diese für die städtischen Bauleiter sichtbar. Geschehen ist aber nichts.

2009 mussten die Schulen an der Feldsieper Straße gesperrt werden, weil Deckenplatten in die Klassenräume stürzten. Auslöser waren damals vermutlich Erschütterungen aufgrund von Kanalbauarbeiten, die funktionstüchtige Unterdecken eigentlich hätten ohne Schäden überstehen müssen. Danach wurden alle Decken überprüft und mit unzähligen Schrauben neu befestigt. Auch die Decke der Turnhalle hätte in diesem Zusammenhang untersucht werden müssen. Doch offenbar hielt man die Decke für unbedenklich oder die erforderliche Untersuchung erfolgte erst gar nicht. Denn jetzt steht die Turnhalle erneut auf der Liste der zu begutachtenden Hallen.

Eigentlich hätten alle Unterdecken nach spätestens 30 Jahren ausgetauscht werden müssen. Doch dafür wollte die Stadt kein Geld ausgeben. Alternativ hätte man Überprüfungsintervalle einführen müssen, um in regelmäßigen Abständen die Haltbarkeit der überalterten Decken zu prüfen. Entsprechend sehen die Hinweise der Bauministerkonferenz für die Überprüfung der Standsicherheit von baulichen Anlagen unter anderem für bestehende Turnhallen v zunächst durch fachkundige Personen die besonderen konstruktiven Gefahren zu erfassen und dementsprechende Konzepte für die regelmäßige Überprüfung zu entwickeln. Vorgeschlagen wird Begehungen aller 2-3 Jahre, Sichtkontrollen aller 4-5 Jahre, eingehende Überprüfungen aller 12-15 Jahre vorzunehmen. Dabei sind Holzkonstruktionen, “insbesondere Schrauben und sonstige Verbindungen auf festen Sitz zu überprüfen“.

Ein solches Vorgehen ist auf Dauer natürlich sehr aufwendig und teuer, ein Austausch der Unterdecken wäre daher in Anbetracht des Alters und der Mängel der Decken aus Kostengründen vermutlich vorzuziehen gewesen.

Dazu wurde die von der Bauministerkonferenz vorgesehene regelmäßige Überprüfung der Decken in Bochum offenbar nicht umgesetzt. Spätestens bei der eingehenden Überprüfung 12-15 Jahre nach Erstellung des Gebäudes hätten sonst die baulichen Mängel auffallen und dokumentiert werden müssen. Darauf basierend hätten Überprüfungsintervalle festgelegt werden müssen, in denen die Decken erneut überprüft oder ausgetauscht hätten werden müssen.

Der dargestellte Vorgang zeigt leider, ein durchdachtes Instandhaltungsmanagement gibt es bei der Stadt offensichtlich nicht. Es wird nicht gezielt und vorausschauend modernisiert und saniert. Es wird gewartet, bis die Bauteile überaltern, verschleißen und in Folge dessen kaputt gehen und erst dann werden sie repariert, häufig mangels Geldes auch nur notdürftig. Eine weiteren Schäden vorbeugende Instandsetzung findet regelmäßig ebenfalls nicht statt. Diese Vorgehensweise ist nicht nur bei Schulen und Sporthallen, sondern auch bei den Schwimmbädern, Brücken und Straßen zu beobachten.

In den genannten Hinweisen der Bauministerkonferenz wird unmissverständlich ausgeführt, dass die Stadt die Verantwortung für die ordnungsgemäße Instandhaltung, d. h. Wartung, Überprüfung und ggf. Instandsetzung, und die Verkehrssicherheit der baulichen Anlagen trägt. Die Politiker von SPD und Grünen scheint der nunmehr über Jahrzehnte andauernde Verfall vieler Schulen und Sportstätten und dessen möglicherweise gefährliche Folgen allerdings wenig zu interessieren. Sie sind bisher nicht bereit die erforderlichen Mittel für eine ordnungsgemäße Instandhaltung der Schulen und Sportplätzen bereit zu stellen.

Stattdessen pflastert SPD-OB-Kandidat Eiskirch die Stadt mit Plakten zu, die den Slogan “„Bochum. Sportstätten mit Zukunft”“ tragen. Angesichts der in Bochum vorzufindenden maroden Sporteinrichtungen, klingt das zynisch. Neben den 34 jetzt gesperrten Turnhallen sind aktuell weitere 4 Hallen wegen anderer Reparaturarbeiten bis auf Weiteres geschlossen. Die Lehrschwimmbecken an der Gahlschen Straße und der Ruhrstraße ebenfalls. Grund auch hier, dringende Reparaturarbeiten. Das Hallenfreibad Hofstede ist wegen dort gefundener Legionellen ebenfalls bis auf Weiteres geschlossen. Die Schäden am Sportplatz in Harpen kann die Stadt aufgrund Geldmangels nicht beseitigen, aus Not verkürzte sie den Platz um ein paar Meter. Auf andere Sportplätze kämpfen die Verein mit ähnlichen Problemen.

In Wahrheit haben viele Sportstätten in Bochum gar keine Zukunft, weil aufgrund der jahrzehntelangen bewusst unterlassenen Instandhaltung eine Sanierung kaum mehr möglich ist. Allein für das Hallenfreibad Höntrop wird der Sanierungsbedarf auf 12-18 Mio. Euro geschätzt, davon 6 Mio. für akute Maßnahmen. Der Sanierungsstau bei Schulen und Sportstätten liegt mittlerweile bei unfassbaren mehreren hundert Millionen Euro. Allein im Hochbau liegt er nach städtischen Schätzungen bei mindestens 280 Mio.. Das Problem ist der Stadt über die Jahrzehnte total über den Kopf gewachsen.

Die Fraktion FDP & DIE STADTGESTALTER dringt daher nachdrücklich darauf, dass zukünftig in den städtischen Haushalten, Instandhaltungsmittel in der Höhe eingestellt werden, wie sie für die Erhaltung der städtischen Gebäude, Straßen und Liegenschaften in einem guten Zustand erforderlich sind. Auch muss die Stadt dringend ein Konzept vorlegen, wie mittelfristig der Sanierungsstau, insbesondere bei Schulen und Sportanlagen, abgearbeitet werden kann (Presseerklärung vom 06.08.15). Die CDU fordert Ähnliches (Presseerklärung vom 07.08.15).

Es wird sich zeigen, ob SPD und Grüne angesichts des Turnhallen-Skandals nunmehr bereit sind endlich umzudenken oder ob wir warten müssen, bis durch bewusst unterlassene Instandhaltungen irgendwann ein Mensch zu Schaden kommt. Diesmal noch hatten die Schüler der Gräfin-Imma-Schule großes Glück, die Decke fiel nicht während des Sportunterrichts, sondern während der Ferien auf den Hallenboden.

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