02 Mai

Aufklärung umgehend nötig

UPDATE 05.05.15:
Hier unsere Anfrage, die wir zusammen mit UWG, FDP und PirateRat für die Sitzung am 07.05.15 gestellt haben:
Anfrage: Jugendhilfemaßnahmen mit Auslandsbetreuung

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Hat Bochumer SPD-Ratsmitglied mit Heimkindern Kasse gemacht?

Die Unternehmung Life Jugendhilfe GmbH des Bochumer SPD Ratsmitgliedes Gerhard Lichtenbergers soll hilfebedürftige Jugendliche zur Entlastung der Jugendheime in Ungarn in billigsten Unterkünften untergebracht und mit diesem Geschäftsmodell Kasse gemacht haben. So lautet der Vorwurf des ARD-Magazins Monitor (Reportage vom 30.04.15).

Gerd Lichtenberg, Kandidat der SPD für die Kommunalwahl 2014 in Bochum (NW), Freitag (24.01.14).

Gerd Lichtenberg, Ratsmitglied für die SPD (Stadt Bochum)

In dem Bericht wird an einem Jungen dargestellt, wie das Geschäft der Life Jugendhilfe GmbH ablaufen soll: Findet das Jugendamt im Ruhrgebiet (in diesem Fall Dorsten) für einen Jugendlichen kein passendes Heim, beauftragt es die Life Jugendhilfe GmbH, damit diese das Leben des Jugendlichen organisiert und ihn im Ausland unterbringt. Im konkreten Fall auf einem verwilderten Hof, wo statt ausgebildeter pädagogischer Kräfte ein kaum des Deutschen mächtiger 64-jähriger Handwerker die Betreuung übernimmt. Ein Schulbesuch ist dabei nicht vorgesehen. Ging der Jugendliche im konkreten Fall auf ein Gymnasium bevor er nach Ungarn geschickt wurde, hat er jetzt zwei Mal in der Woche 2 Stunden Unterricht bei einer Webschule. Interessant, Geschäftsführerin dieser Webschule ist die Tochter des Bochumer SPD Ratsmitgliedes Gerhard Lichtenbergers, Sarah Lichtenberger.

Das ganze ist lukrativ, fast 7.000 Euro pro Monat erhält Lichtenbergers Firma, 800 Euro das Unternehmen seiner Tochter.

Eigentlich ist eine Unterbringung von Jugendlichen im Ausland nur in absoluten Ausnahmefällen möglich, nämlich nur dann, wenn notwendige und geeignete Hilfe unter den Rahmenbedingungen des Inlands nicht gelingt bzw. gelungen ist und die besonderen Rahmenbedingungen des im Ausland (z. B. Infrastruktur und Landschaft), verbunden mit dem dortigen individuellen pädagogischen Konzept, die Möglichkeit bieten, Kinder und Jugendliche zu erreichen (mit den Zielen einer Neuorientierung und Anstößen zu Verhaltensänderungen). Rechtsgrundlage für diese Möglichkeit ist § 35 SGB VIII (Hilfe für Kinder und Jugendliche im Ausland).

Dass die Dienstleistungen der Life Jugendhilfe GmbH diesen Anforderungen offenbar nicht halbwegs gerecht werden können, schien die Verantwortlichen in einigen Jugendämtern im Ruhrgebiet jedoch nicht zu interessieren oder es wollte sie gar nicht interessieren. Eigentlich sollte es aber doch ihre Verpflichtung und ihr Anspruch sein, sicher zu stellen, dass die Life Jugendhilfe GmbH die Jugendlichen auch so betreuen lässt, wie es ein individuell pädagogisches Konzept und das Gesetz vorsehen. Spätestens, als die Jugendlichen zurückkamen, hätte durch einfache Befragung auffallen müssen, dass die Bedingungen anscheinend nicht ansatzweise erfüllt wurden.

In einer Gegendarstellung zu der Monitor-Reportage rechtfertigt das Jugendamt Dorsten die Beauftragung der Live Jugendhilfe GmbH im Wesentlichen mit dem bisher guten Ruf des Unternehmens, der nicht gesetzlich geregelten Kontrollpflicht sowie damit, dass das Unternehmen laut Leistungsbeschreibung und Angebot alle Anforderungen erfüllt habe. Gegenüber Monitor erklärten jedoch ungarische Betreuer vor Ort, dass dies in der Realität nicht der Fall sei und die Jugendlichen dort regelmäßig nicht individuell pädagogisch betreut, sondern nur verwahrt würden.

Nur ein Netz aus Filz und Klüngel, gegenseitigem Vertrauen und mangelnder Kontrolle konnte das offensichtliche Versagen in den Jugendämtern möglich machen. Die Beteiligten sind zum großen Teil Parteifreunde und hängen über die verschiedenen Institutionen der Jugendhilfe in Gelsenkirchen und Wattenscheid zusammen. Gerhard Lichtenberger ist Vorsitzender des SPD-Stadtbezirks Süd in Bochum und für seine Partei Mitglied im Rat der Stadt, die Beziehungen zu Ungarn hatte bereits sein Vorgänger Prof. Dr. Hellmuth Burchhardt geknüpft (Ev. Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid). Die in die Sache ebenfalls involvierten und jetzt deshalb beurlaubten Leiter des Jugendamts Gelsenkirchen, Alfons Wissmann, und dessen Stellvertreter Thomas Frings, sind ebenfalls Mitglieder der SPD (WAZ vom 01.05.15).

Der ebenfalls in der Jugendhilfe tätige unabhängige Oberbürgermeister-Kandidat Omid Pouryousefi nimmt zu dem Skandal wie folgt Stellung: „Mit Heimkindern eiskalt Kasse zu machen, ist abscheulich und ein Skandal. Dass ein Mitglied des Bochumer Rates, ein Politiker unserer Stadt, darin verwickelt ist, bedarf sofortige Aufklärung seitens der Partei und des gesamten Rates!

Ich erwarte, dass Herr Lichtenberger, wenn sich die Angelegenheit weiter bestätigt, mit sofortiger Wirkung von allen seinen Ämtern zurücktritt. Ich beschäftige mich und arbeite seit Jahren mit Kindern und Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen und kann versichern, dass wir hier vor Ort mit minimalen Mitteln erfolgreich und nachhaltig helfen können.

Nach Aussage eines Verantwortlichen aus dem Bochumer Jugendhilfebereich, der ungenannt bleiben will, arbeitet auch das Jugendamt Bochum mit der Life Jugendhilfe GmbH zusammen und haben Vater und Tochter Lichtenberger auch von der Stadt Bochum erhebliche Beträge für ihre Dienstleistungen erhalten. Laut einer weiteren Quelle wurde die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen in den letzten Jahren allerdings stark zurückgefahren.

Mit einer überparteilichen Anfrage soll daher nun für Bochum insbesondere geklärt werden:

– Wurden auch vom Bochumer Jugendamt Kinder nach Ungarn oder sonst wohin in Heime verbracht. Wenn ja wie viele, seit wann und warum?

– Wurde, wenn ja, dazu die Fa. Life Jugendhilfe GmbH, Geschäftsführer Gerhard Lichtenberger (Ratsmitglied der SPD), hierzu beauftragt? Was für Gelder sind ggf. dafür geflossen?

– In wie weit war ggf. auch die Web-Individualschule GmbH involviert?

Aus den Kreisen von FDP/ UWG, STADTGESTALTERN, Grünen und Piraten im Rat war bereits zu hören, dass diese eine gemeinsame Anfrage unterstützen wollen.

Überdies soll Gerhard Lichtenberger (SPD) aufgefordert werden, zu der Angelegenheit im Rat eine persönliche Erklärung abzugeben. Sollten sich die Vorwürfe auch nur annähernd bestätigen, wäre ein Rücktritt die einzig mögliche Konsequenz.

7 Gedanken zu „Aufklärung umgehend nötig

  1. Sorry, aber hier versucht doch jemand ganz offensichtlich, politischen Nutzen zu ziehen, bevor die Öffentlichkeit erfährt, was sachlich an dem Fall dran ist. Das finde ich mieses Vorgehen, das enttäuscht mich sehr. Es ist doch nun mal so, dass es immer wieder vorkommt, dass eine Unterbringung in großer Entfernung und in einfachen Verhältnissen bei einigen Jugendlichen sehr hilfreich ist! Und es ist doch auch kein Geheimnis, dass einige private Organisationen sehr gut und erfolgreich arbeiten, gerade, weil sie individuell abgestimmt gemeinsam mit anerkannten Institutionen handeln. Meiner Erfahrung nach war Lichtenberger immer äusserst erfolgreich zusammen mit Ärzten und Psychiatern unterwegs und dabei erfolgreich. Das war immer anerkannt! Und seine Webschule ist äusserst erfolgreich darin, ihre Schüler durch anerkannte, staatliche Prüfungen zu bringen. In Ungarn arbeiten immer weitere Lehrer mit den Schülern, nicht nur die Pädagogen in der Webschule. Diese ist äusserst anerkannt, viele Berichte in allen grossen Medien zeugen davon. Mir scheint, hier wird einer völlig ungerechtfertigt politisch und geschäftlich fertig gemacht werden. Man sollte meiner Meinung nach auf keinen Fall üble Geschäftemacherei einiger mit den Lichtenbergers vermischen, das fällt auf diejenigen, die da vorschnell urteilen, nur zurück.
    • Wie dem Monitorbericht (http://www.ardmediathek.de/tv/Monitor/Mit-Kindern-Kasse-machen-Wie-Heimkinder/Das-Erste/Video?documentId=28028224&bcastId=438224) zu entnehmen ist, haben die Jugendlichen und die Betreuer vor Ort, mit denen Monitor gesprochen hat, übereinstimmend angegeben, dass in Ungarn nur eine Verwahrung statt findet, aber nicht die eigentlich erforderliche individuelle pädagogische Betreuung. Wie kann man dafür 7.800 Euro in Rechnung stellen, pro Monat und Jugendlichem? Ein Heimplatz in Deutschland wird mit etwas 130 -180 Euro pro Tag und Platz kalkuliert. Das Prinzip Jugendliche mal aus ihrer gewohnten Umgebung zu holen, mit anderen Realitäten zu konfrontieren und sie dadurch zu motivieren ihr Leben und Fortkommen selbst in die Hand zu nehmen, ist ja eigentlich nicht schlecht. Damit das Sinn macht, müssen die Jugendlichen dann aber vor Ort auch ordentlich betreut und tatsächlich pädagogisch individuell gefördert werden. Nur so wäre auch der Preis zu rechtfertigen. Wie dem Monitor-Bericht ebenfalls zu entnehmen ist, war Monitor bei Hr. Lichtenberger und hat um eine Stellungnahme gebeten. Diese hat er verweigert. Sie liegt bis heute nicht vor. Warum wollte er die Sachlage nicht erklären bzw. aufklären? Monitor ist auch nicht dafür bekannt unsachlich zu berichten. PS: Wenn Sie einen Kommentar verfassen, sollten Sie auch offen angeben, dass direkte Verwandte von Ihnen für die Webschule arbeiten. Über die Qualität der Arbeit an der Webschule ist nichts Negatives bekannt. Laut Medienberichten der Live Jugendhilfe GmbH, sollten die Kinder in Ungarn allerdings 3x die Woche Unterricht an der Webschule haben und 1x Unterricht in Englisch und Mathematik vor Ort. Laut Monitor-Bericht hatte der Junge jedoch nur 2x 2 Stunden Unterricht in der Woche.
  2. Das ist ein unglaublicher Skandal! Auf Kosten der schwächsten Glieder unserer Gesellschaft- Kinder die sowieso schon traumatisiert sind und meist schon von den eigenen Eltern aufgegeben wurden- Anstatt diese armen Geschöpfe zu unterstützen werden Sie in ärmste Osteuropäische Länder abgeschoben. Dort erfahren Sie weder Liebe, Hilfe noch Bildung. Institutionen im Besitz der Geschäftsführer der "freien Träger" die eng mit dem Jugendamt zusammen arbeiten. Kassieren zwischen 5500,00€ -7500,00 € Steuergelder monatlich für die Unterbringung des Kindes. Bereichern sich im Schnitt mit ca 6000,00€ monatlich! Die Kinder können noch nicht ml die Schule besuchen! Herr Gerhard Lichtenberg, Sie gehören ins Gefängnis und sollten umgehend sämtlichen Ämtern entbunden werden. Sowas wie Sie brauchen und wollen wir nicht!
  3. Pingback: FREMDBEITRAG zur WEB-Schule | Gerhard Lichtenberger

  4. Pingback: Lichtenberger/LIFE-Jugendhilfe und der VPK | Gerhard Lichtenberger

  5. Interessant was so alles möglich ist in Deutschland! Wer noch nicht genug hat sollte sich einmal das Live-Seminar-Centrum in Himmelreich (bei Gardelegen/Sachsen-Anhalt) anschauen (auch im Internet)! Schön wie Herr Lichtenberger mit seinem Porsche vorfährt um zu schauen wie es seinen Koi-Karpfen und Erdmännchen geht! Jetzt neu (mitten im Naturpark!!): Neubau eines Pferdestall-sicherlich ein Millionen-Objekt- und sicherlich alles zum Wohle benachteiligter Kinder! Wen interessierst...? Gute Nacht Deutschland!
  6. etwas spät zu dem Thema aber bestimmend und aktuell ..leuchtenberger hat selbst die freiberuflichen Mitarbeiter mit Billiglöhnen ( Brutto 3000 €) im Monat . Netto ca. 1800€ für eine 24h Betreuung abgezockt..ein geldgeiles Schwein mit einem schlechten Carakter...hoffe er wird irgendwann tief fallen oder schnell von der Bildfläche verschwinden !

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