Die vorgeschlagenen Radstreifen kommen
Schon im November letzten Jahres wurden im Infrastruktur- und Mobilitätsausschuss Fahrradschutzstreifen für den Bereich der Schützenstraße zwischen dem neuen Eppendorfer-Kreisel Am Thie und dem Kreisel Engelsburgerstraße vorgeschlagen. Die STADTGESTALTER hatten im Ausschuss einen entsprechenden Antrag gestellt (Antrag vom 25.11.14). Die 1,25m breiten Radfahrstreifen sollten im Zuge der Sanierung dieses Teils der Schützenstraße zum Schutz der Radler vor dem motorisierten Verkehr am Rande der Fahrbahnen aufmarkiert werden.
In der Ausschusssitzung war die Mehrheit der Ansicht, dass dieser Vorschlag unbedingt geprüft werden sollte und die Verwaltung ermitteln solle, inwieweit die Fahrbahnbreite der Schützenstraße die Anlage solcher Streifen zulässt.
Das Ergebnis ihrer Prüfungen stellte die Verwaltung in der Sitzung des Ausschusses im März vor (Mitteilung der Verwaltung vom 10.03.15) Die Verwaltung kam zu dem Resultat: Zwar würden die baulichen und rechtlichen Anforderungen für Fahrradschutzstreifen erfüllt, trotzdem aber befürworte man keine Radfahrstreifen, die die Radfahrer vor dem motorisierten Verkehr schützen sollen. Angeblich handle es sich bei dem Straßenabschnitt zwischen Am Thie und Schützenstraße um eine kurvige Straße, weshalb Sattelschlepper und Gelenkbus die Radfahrstreifen über die gesamte Abschnittslänge überfahren müssten.
Doch diese Argumentation gegen Schutzstreifen ist letztlich wenig überzeugend. Zum Einen ist bei Radfahrschutzstreifen ein Überfahren des Streifens durch sehr große Fahrzeuge ausdrücklich vorgesehen, zum Anderen macht die Schützenstraße in diesem Straßenabschnitt über eine Länge von 400m lediglich einen langen leichten 45°-Bogen. Eine kurvige Straße sieht ganz anders aus.
Auch fährt in dem Bereich nur ein Sattelschlepper pro Tag und der Gelenkbus der 345er Linie zur Hauptverkehrszeit maximal alle 20 Minuten. Entsprechend würden die Schutzstreifen ihren Zweck für die Radfahrer überwiegend erfüllen.
Offenbar hatten sich in der Verwaltung erneut diejenigen durchgesetzt, die noch immer von einer autogerechten Stadt träumen und denen jeder Radfahrer, der in irgendeiner Weise Platz auf einer Straße beanspruchen könnte, ein Dorn im Auge ist.
Einen Vorschlag, wie Radfahrer auf der Schützenstraße sicher fahren sollten ohne Schutzstreifen, blieb die Verwaltung entsprechend schuldig. Wie die Verwaltung zulassen kann, Schulkinder auf dieser Straße ohne Schutzstreifen Rad fahren zu lassen, erzeugt bei Eltern wie Lehrern Kopfschütteln.
Das Vorgehen zeigt die in vielen Fällen falsche und überkommene Prioritätensetzung der städtischen Verkehrsplanung. Eigentlich sollte die Sicherheit der Radfahrer Vorrang haben vor der Beschleunigung des Autoverkehrs. In der Bochumer Verkehrsplanung setzt sich jedoch in nicht wenigen Fällen immer noch die Maxime durch, dass man nur dann etwas für Fußgänger und Radfahrer tut, wenn der Autoverkehr dafür in keiner Weise eingeschränkt werden muss.
Aber diesmal scheitert die Verwaltung an dem Willen der Politik. Diese will endlich mehr für den Radverkehr tun. Der letzte Radfahrklimatest des ADAC hatte gezeigt, dass die Bochumer und Wattenscheider Radfahrer die Bemühungen für den Radverkehr als völlig unzureichend einstuften. Erneut wurde die Stadt mit dem 37. Platz von 39 Großstädten im Ranking der radfahrerfreundlichsten Städte abgestraft (ADFC vom 19.02.15). Die Rote Karte für die bisherige Radverkehrspolitik, die deutlich machte, dass die Qualifizierung der Stadt als Radfahrhölle, so ganz falsch dann wohl doch nicht ist. In jedem Fall geht es deutlich besser, wie es viele, wenn nicht sogar fast alle, europäischen Großstädte in Nord und Westeuropa beweisen.
Beim Fall der Schützenstraße wollen SPD und Grüne diesmal ein Zeichen für eine fortschrittliche Radverkehrspolitik setzen. Also beantragten sie für die Infrastruktur- und Mobilitätsausschuss am 14.04. genau das, was die STADTGESTALTER für den Straßenabschnitt der Schützenstraße zwischen neuem Eppendorfer-Kreisel Am Thie und dem Kreisel Engelsburgerstraße bereits vorgeschlagen hatten: 1,25m breite Fahrradschutzstreifen auf beiden Fahrbahnseiten (Antrag zur Sitzung vom 14.04.15).
Ein Schritt in die richtige Richtung und ein deutliches Zeichen an die Verkehrsplanung der Verwaltung: Bochum und Wattenscheid sollen endlich deutlich fahrradfreundlicher werden. Hoffen wir, dass dieser Fall keine Ausnahme bleibt, sondern die verfolgte Linie auch bei allen zukünftigen Straßenbauprojekten konsequent eingehalten wird und für Bochum und Wattenscheid zudem endlich eine umfassende und flächendeckende Radverkehrsplanung aufgelegt wird, die den Namen wirklich verdient.
Termin: Radfahrer, die unzufrieden mit der Situation des Radverkehrs in Bochum sind und es auch zeigen wollen, können dies am 18. April 2015 beim urban radeling tun. Die Radler treffen sich um 11 Uhr vor dem Bochumer Hauptbahnhof und radeln dann gemeinsam über den Innenstadtring. Danach und zwischendurch wird es ein paar Redebeiträge geben.
Bildnachweis: ADFC Bochum und Stadt Bochum