22 Nov.

Stillstand bei zentralen Bauprojekten – Bochum unattraktiv für Investoren?

Seit Jahren werden Filetstücke in der City nicht bebaut. Investitionsprojekte scheitern. Offensichtlich fehlt der Stadt Attraktivität. Investoren bauen lieber in anderen Städten.

Stadtturm, City-Tor-Süd, Bermuda-Dreieck (Kreuz-/ Neustraße), Neumarkt (ehemals Gravis und Flasche), das sind vier Beispiele für Bauprojekte im Zentrum von Bochum, die seit Jahren nicht vorankommen. Immer wieder gibt es große Ankündigungen, dann springen die Investoren wieder ab, im Ergebnis tut sich nichts.

Seit Jahren still stehende Bauprojekte: Stadtturm, City-Tor-Süd, Bermuda-Dreieck (Kreuz-/ Neustraße), Neumarkt (ehemals Gravis und Flasche)

Stadtturm – Seit 2013 versucht die Stadt das Grundstück am Hauptbahnhof mit einem Hochhaus zu bebauen. Entstehen sollte ein “City-Tower” mit 21 Etagen, 60 Meter hoch. Schon vier Mal wurden große Pläne gemacht, wie das Grundstück im Herzen der Stadt bebaut werden soll. Die architektonische Qualität der Planungen wurde im  Laufe der Jahre zwar immer schlechter, doch gebaut wurde bis heute nichts (Gebaut wurde bis heute nichts (City-Tower – Vom architektonischen Highlight zum trostlosen Klotz). Die Projektwebseite ist nicht mehr aufrufbar (Bochum-City Tower). Auch der letze Investor verfolgt das Projekt offensichtlich nicht mehr.

City-Tor-Süd – Seit Anfang 2001 versucht die Stadt das fast 20.000 Quadratmeter große Gelände im Süden der Innenstadt zu entwickeln und zu vermarkten. Fast 10 Jahre brauchte die Stadt zur Aufstellung des Bebauungsplans, bis Ende 2010. Zuletzt sollte 2019 ein Hotel im vorderen Bereich des Geländes errichtet werden. Ein Bauschild wurde schon aufgestellt, verschwand aber 2024 wieder (WAZ vom 12.03.2024). Der Investor legte das Projekt wegen einer “zu geringen Vermietungsquote” auf Eis (Radio Bochum vom 26.02.2024).

Bermuda-Dreieck (Kreuz-/ Neustraße) – Die 5.200 qm große Brachfläche im Innenraum zwischen Südring, Kreuz- Brüder- und Neustraße soll ebenfalls schon seit Jahren bebaut werden. 2015 erklärte eine Kanzlei sie wolle dort ein Bürogebäude und Ärztehaus errichten. 2 Jahre später jedoch scheiterte das Projekt (WAZ vom 18.09. 2015). Danach sollte ein Bauunternehmen die Flächen für Unternehmen der Kreativwirtschaft entwickeln und dann mindestens teilweise an diese veräußern (WAZ vom 10.12.2020). Auch für dieses Modell fanden sich nicht genug zahlungskräftige Interessenten.

Vor vier Jahren wurde die Fläche gerodet und die noch vorhandene Altbebauung abgerissen. Dann verkaufte die Stadt die Fläche an zwei bekannte mittlerweile eingesessene Bochumer StartUps, 9 Elements und Salesviewer, die seitdem dort unter anderem ein fünf-geschossigen Geschäftshaus mit Wohngeschoss (Rigel.Digital). Bisher tut sich allerdings auch hier nichts, weiter wird nach den gewünschten “digitalen Mietern” gesucht, die benötigt werden, um den geplanten Bau zu refinanzieren. Zumindest wird jetzt der Altbauriegel an der Kreuzstraße 11/13 saniert.

Neumarkt (ehemals Gravis und Flasche) – Für dieses Gelände, das bis zum 2. Weltkrieg noch am Neumarkt lag, der dann dem Südring weichen musste, versucht die Stadt seit 7 Jahren einen Investor. Gravis zog schon 2018 aus dem vorgelagerten Pavillon aus. Seitdem stand das Gebäude leer, 2025 wurde es abgerissen. Was mit der jetzt leeren Fläche und dem dahinter liegenden Gebäude passieren soll, ist weiter offen. 2023 hatte der letzte Investor mit der Begründung, dass die wirtschaftliche Grundlage für das Projekt fehle, aufgegeben (WAZ vom 13.12.2023). Die Baukosten, hätten sich durch die zu erwartenden Mieten nicht refinanzieren lassen.

Den Investoren fehlt es an Vertrauen in die Stadt

Alle vier Standorte zeigen, der Stadt fehlen Unternehmen, die bereit sind, die erforderlichen Mittel als Mieter oder Investor aufzubringen, um die geplanten Projekte umzusetzen. Potenziellen Investoren sind die Mietpreise und Investitionskosten zu hoch. Der Stadt fehlt die Attraktivität, dass Unternehmen bereit sind, die aufgerufenen Preise und Kosten zu zahlen. Doch die lassen sich kaum senken, denn die Baukosten müssen immer refinanziert werden. Wirtschaftlich erfolgreiche Städte außerhalb des Ruhrgebiets haben diese Probleme so nicht, dort sind Unternehmen bereit für Weniger noch ganz andere Summen auf den Tisch zu legen.

In Bochum funktionieren Bauprojekte in den letzten Jahren sicher nur dann, wenn die Stadt oder städtische Unternehmen sie umsetzen, wie z.B. beim Haus des Wissens, dem Haus der Musik, dem Musikforum, dem neuen Stadtwerke-Hochhaus oder der Sparkassenerweiterung am Dr.-Ruer-Platz. Dann sind aber regelmäßig hohe städtische Subventionen im Spiel.

Private Investitionen wie die Stadtbadgalerie, heute Bochumer-Fenster, waren dagegen oft wenig erfolgreich. Erst verschwanden aus dem Objekt Stadtbad und Galerie dann Modepark Röther und Mongo´s. Für die von Letztgenannten aufgegebenen Flächen finden sich seit Jahren keine neuen Mieter.

Auch das Husemann Karree tut sich schwer. Nachdem sich keine privaten Mieter fanden, musste, um das Projekt zu retten, die Stadtverwaltung den Großteil der Büroflächen anmieten. Bei den Geschäftsflächen ist kurz vor Fertigstellung der Ankermieter (Decathlon) abgesprungen, die Investoren mussten mit einer Billigvermietung an das Discount-Warenhaus Woolworth Vorlieb nehmen.

Immerhin ist nach Jahrzehnten Leerstand und etlichen Fehlschlägen die Sanierung der lange leerstehenden Heiland-Immobilie am Südring gelungen.

Die vielen fehgeschlagenen Projekte und vergeblichen Bebauungsanläufe schrecken Investoren ab. Es fehlt an Vertrauen, in Bochum das investiertes Geld wieder einspielen zu können. Erfolgreiche private Bau- und Investitionsprojekte ziehen weitere Investoren an, ebenfalls in der Stadt zu investieren. An solchen Beispielen fehlt es in Bochum.

Stadtentwicklung geht zu langsam voran

Im Wettbewerb mit erfolgreichen Städten kann Bochum nicht mithalten. Haben Investoren die Wahl, gehen sie lieber in eine andere Großstadt. Hinsichtlich Stadtbild, Stadtgestaltung, Verkehrsorganisation und Attraktionen ist die Stadt nicht konkurrenzfähig. Die Probleme wurden zwar erkannt, aber es tut sich zu wenig und das viel zu langsam (Für die Innenstadt läuft die Zeit ab).

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