16 Mai

Der Bochumer Innenstadtring als Einbahnstraße – Detaillierter Vorschlag

In Unna und Eindhoven fährt der Autoverkehr schon seit Jahren sehr erfolgreich nur in einer Richtung um die City, Auch in Dortmund wird die Einbahnstraßenlösung derzeit diskutiert. Für Bochum hätte die Einbahnstraßenidee für die Nutzer von Bus- und Bahn, Straßenbahnen, Auto- und Radfahrenden sowie zu Fuß Gehende und die Attraktivität der Innenstadt ebenfalls viele Vorteile.

Schon 2014 haben die STADTGESTALTER vorgeschlagen. die Umfahrung des Rings auf eine Fahrtrichtung (gegen den Uhrzeigersinn) zu beschränken, auf den äußeren Spuren des Rings den Kfz-Verkehr fließen zu lassen, und auf den Inneren einen Zweirichtungsradweg anzulegen, sowie eine Fahrspur für Anwohner- Anliefer- und Busverkehr (LK vom 19.08.14). Diese Planungen haben Helen Kühn (B.Sc. Architektur) und weitere STADTGESTALTER, u.a. der Verkehrsingenieur Tobias Penoni, jetzt vertieft und detailliert.

Problemstellung

Der 4-spurige Straßenring, der die Bochumer Innenstadt umschließt, bringt zwei wesentliche Probleme für den Verkehr mit sich, zum einen wird aufgrund der komplexen Kreuzungen mit den Radialstraßen (Herner Straße, Dorstener Straße, Alleestraße, Königsallee, Universitätsstraße, Wittener Straße und Castroper Straße) der Verkehrsfluss insbesondere bei hohem Verkehrsaufkommen immer wieder unterbrochen und es kommt insbesondere bei der Auffahrt auf den Ring zu Rückstaus, zum anderen fehlen Radwege.

2017 haben die STADTGESTALTER Berechnungen vorgelegt, die darstellen, wie sich der Verkehrsfluss bei der Einbahnstraßenlösung verbessern würde. Bei 28 von 46 Wegen rund um dem Ring würde sich die Fahrtzeit um 15 bis 36 Sekunden verkürzen, auf 18 Wegen um den Ring würde sich die Fahrtzeit um bis zu 2,2 Minuten verlängern (LK vom 02.09.17)

Kapazität Innenstadtring

Ziele der Planungen

Die STADTGESTALTER streben mit der Einbahnstraßenlösung eine wesentliche Attraktivierung der Innenstadt an. Im Einzelnen wurden bei den Planungen folgende Ziele verfolgt:

  • Der Verkehrsfluss auf dem Ring soll für den Kfz-Verkehr erhöht werden.
  • Verkehrslärm wie Luftverschmutzung sollen vermindert werden.
  • Die Wohnsituation am Innenstadtring soll insgesamt verbessert werden.
  • Vom Autoverkehr separierte Radwege sollen um den gesamten Ring geführt werden.
  • Die Querungsmöglichkeiten des Rings sollen für Fußgänger verbessert, insbesondere beschleunigt, werden.
  • Die Aufenthaltsqualität für Fußgänger entlang des Rings soll gesteigert werden.
  • Der Innenstadtring soll zu einem optisch attraktiven grünen Band rund um die Stadt werden.
  • Anwohner- und Anlieferverkehr zu den Gebäuden am Ring soll weiter möglich sein.
  • Der Busverkehr um den Ring soll optimiert werden.
Auto- und Busverkehr

Die Planungen der STADTGESTALTER unterteilen den Ring in 4 Abschnitte. Zusätzlich haben die STADTGESTALTER den Bereich um den Hauptbahnhof separat betrachtet;

Alleestraße bis Hans-Böckler-/Bergstraße (West-/ Nordring) – 1,2/1,5 km

In diesem Abschnitt soll der Autoverkehr nach den Vorstellungen der STADTGESTALTER zukünftig auf zwei Fahrspuren ausschließlich gegen den Uhrzeigersinn über den Außenring fahren. Der Innenring wird zu einem über 14 Meter breiten Grünzug, der von einem Zweirichtungsradweg und dem Gehweg durchzogen wird.

Querschnitt Nordring

So entsteht im Norden Innenstadt ein attraktives grünes Band an dem entlang zusätzliche Bäume gepflanzt und Beete angelegt werden können. Dabei könnten die Beete von initiativen und Anwohner gepflegt und bepflanzt werden. Es besteht zudem genug Platz um zusätzlich Flächen zum Spielen, Bewegen, Verweilen und Treffen, anzulegen. Der Anliefer- und Anwohnerverkehr zur Erreichung der Gebäude am Innenring bleibt möglich.

Hans-Böckler-/Bergstraße bis Wittener Straße (Ostring) – 1,0/0,7 km

Auf diesem Abschnitt sieht der Plan der STADTGESTALTER eine Verlegung des Mittelstreifens vor, so dass auf dem Außenring zwei Autofahrspuren gegen den Uhrzeigersinn sowie eine Busspur in Gegenrichtung angelegt werden kann. Dies ermöglicht in diesem Abschnitt einen 12 Meter breiten Grünstreifen mit Geh- und Zweirichtungsradweg.

Querschnitt Ostring

Dieser Abschnitt beginnt, abhängig von der Führung der Buslinien entweder bereits an der Hans-Böckler oder erst an der Bergstraße. Denn zur zukünftigen Führung der Busse gibt es zwei Varianten:

  • Variante A: Alle Buslinien die in diesem Abschnitt auf den Innenstadtring fahren, werden über den Ostring zum Busbahnhof geleitet.
  • Variante B: Ein Teil der Linien, wird über den Ring nach Norden über Hans-Böckler-Straße und Boulevard zum Busbahnhof geführt.
Varianten Buslinienführung

Bei Variante A wird die Busspur nur bis zur Berg-, bei Variante B bis Hans-Böckler-Straße benötigt. Abhängig von der Variante, beginnt dieser Abschnitt also schon an der Hans-Böckler- oder erst an der Bergstraße.

Exkurs: Schleife um den Hauptbahnhof – (Ferdinandstraße) 0,8 km

In Eindhoven fließt der Verkehr in Einbahnstraßenrichtung ebenfalls außen um den Hauptbahnhof. Der Platz vor dem Bahnhof wurde vom Autoverkehr befreit, der Bahnhof rückte näher an die Fußgängerzone. Der Bahnhofsvorplatz konnte attraktiv gestaltet werden und erhielt eine eigene Aufenthaltsqualität. Gleiches wäre auch in Bochum möglich.

Schleife Hauptbahnhof

Der Verkehr könnte gegen den Uhrzeigersinn über die Ferdinandstraße hinter dem Bahnhof vorbeigeführt werden. Abweichend davon könnte der Busverkehr über eine separate Busspur weiterhin im Uhrzeiger um den Bahnhof fahren. Durch diese Verkehrsführung könnte die Zu- und Abfahrt der Busse zum Busbahnhof beschleunigt werden.

Den Kurt-Schumacher-Platz vor dem Hauptbahnhof würden außer den Bussen nur noch Taxen Radfahrende queren. Eine einladende, attraktive Gestaltung dieses Tores zur Innenstadt wäre möglich. Die Fußgänger könnten bequemer und schneller vom Bahnhof in die Innenstadt kommen. Auf eine Fußgängerampel zur Querung des Rings könnte vermutlich verzichtet werden. Auch würde sich der Zugang vom Bahnhof zum Boulevard wesentlich verbessern.

Wittener Straße bis Viktoriastraße (Südring) – 0,6 km

Auf diesem Abschnitt des Innenstadtrings würde die Busspur auf dem Innenstadtring neben dem Radweg im Uhrzeigersinn bis zur Viktoriastraße weitergeführt. Über den Außenring wird wiederum der Autoverkehr als Einbahnstraße geführt.

Querschnitt Südring

Der Zweirichtungsradweg endet vom Westring kommend mit dem Fußgängerüberweg der Kortumstraße über den Südring. Der Radweg gegen den Uhrzeigersinn wird hier erst über und dann auf der rechten Seite der Mittelinsel in Fahrtrichtung neben den Autofahrern auf dem Außenring weitergeführt.

Kreuzung Innenstadtring/ Viktoriastraße

An der Kreuzung Viktoriastraße/ Innenstadtring, biegt die Busspur in die Viktoriastraße Richtung Süden ab. Zukünftig sollen auch nach den Plänen der Stadt keine Busse mehr über die Viktoriastraße Richtung Rathaus fahren. Autoverkehr ist nur noch bis zur Parkhauseinfahrt möglich. Sonst bleibt der weitere Weg zu Fuß Gehenden und Radfahrenden vorbehalten.

Neben der bestehenden Mittelinsel soll dieser Abschnitt einen zweiten, 2 Meter breiten Grünstreifen erhalten, der Busspur und Gehweg trennt. Auf diesem Streifen sollen ebenfalls Bäume gepflanzt werden, so dass der Innenring n diesem Bereich einen Alleecharakter erhält.

Viktoriastraße bis Alleestraße (Westring) – 0,4 km

In diesem Abschnitt bleib der Mittelstreifen samt Gehweg in der Mitte bestehen. Der Autoverkehr fließt auch hier über den Außenring, während der Innenring im Plan der STADTGESTALTER neben dem Zweirichtungsradweg eine Anlieferspur für das Viktoriakarree vorsieht.

Querschnitt Ostring

Diese Fahrspur ist ausschließlich dem Lieferverkehr vorbehalten. Für Anlieferfahrzeuge kann nach Anmeldung im Viktoriakarree an der Viktoriastraße die Linksabbiegerampel zum Ring auf Grün geschaltet werden, so dass die Lieferfahrzeuge über die Anlieferspur bis zum Einkaufszentrum vorfahren können und nach Lieferung die Lieferspur und den Ring an der Kreuzung Alleestraße wieder verlassen können.

Maßnahmen zur Versteigung des Verkehrsflusses

Sind bisher die Wohnquartiere rund um den Innenstadtring über mehrere Straßen vom Ring her erreichbar, sehen die Planungen der STADTGESTALTER vor, dass es pro Quartier zukünftig nur noch eine Straße zur Ein- und Ausfahrt über den Ring geben soll. Durch weniger Ein- und Ausfahrten auf dem Innenstadtring wird der Verkehrsfluss auf dem Außenring beschleunigt.

Ebenso soll das Parken entlang des gesamten Rings entfallen, da auch das Ein- und Ausparken den Verkehrsfluss erheblich behindert.

Weiterhin wäre um den Verkehrsfluss zu verstetigen zu überlegen, ob es sinnvoll ist, das Tempo auf dem Ring auf 30 km/h oder 40 km/h zu reduzieren und für dieses Tempo eine grüne Welle zu schalten.

Vorteile zum Verkehrskonzept der Stadt

Vergleicht man die Planungen der STADTGESTALTER mit dem Verkehrskonzept der Stadt (Pressemitteilung der Stadt Bochum vom 04.05.21) ist festzustellen, dass die Vorschläge der STADTGESTALTER eine deutlich weitergehende Umgestaltung des Innenstadtrings vorsehen.

Der gesamte Ring, nicht nur der Südring soll Radwege erhalten. Der ganze Ring soll mit mehr Grün für zu Fuß Gehende und Radfahrende attraktiver gemacht werden. Die STADTGESTALTER verfolgen eine optische Aufwertung und Begrünung des gesamten Rings sowie die Minderung von Verkehrslärm und Luftverschmutzung als Ziele.

Darüber hinaus wird der Busverkehr durch die Lösung der STADTGESTALTER beschleunigt, beim Verkehrskonzept der Stadt ist eher eine Verlangsamung zu befürchten.

Die Pläne der STADTGESTALTER verbessern die Erreichbarkeit der Innenstadt für zu Fuß Gehende deutlich. De Wartezeiten an Ampeln zur Querung des Rings würden sich deutlich verkürzen. In den meisten Bereichen des Rings müssten nur noch zwei statt bisher vier Fahrspuren zuzüglich Abbiegespuren überquert werden.

Die Planungen der Stadt greifen zu kurz. Die Planungen können nur punktuell und in wenigen Bereichen Verbesserungen bewirken. Ein integrativer Ansatz, der die gesamte Innenstadt im Blick hat und der die vielfältigen Anforderungen des Innenstadtlebens vollumfänglich berücksichtigt, stellt das Innenstadtkonzept der Stadt nicht dar.

Nach Ansicht der STADTGESTALTER muss die Innenstadt insgesamt attraktiver gestaltet werden, dass bedeutet auch, der Innenstadtring muss als Ganzes überplant werden. Die aktuelle Verkehrsführung ist allen Bereichen nicht mehr zeitgemäß, der Innenstadtring wird zudem optisch überwiegend negativ wahrgenommen. Er ist kein Aushängeschild für die Stadt.

Planungen Helen Kühn (B.Sc. Architektur)

07 Mrz

Riesige Virtual-Reality-Box auf dem Dr.-Ruer-Platz

Meterhohe Wellen branden auf den Dr.-Ruer-Platz, ein riesiges Raumschiff landet direkt neben dem Platz oder ein lebensgroßer Wal schwimmt am Platz vorbei. Zu sehen in einer digitalen 6 mal 20 Meter großen virtuellen Box. Kunstwerke der besonderen Art, mit denen sich Bochum als Stadt der immersiven Kunst einen Namen machen könnte. Die STADTGESTALTER schlagen als Ort den Dr.-Ruer-Platz vor.

Eine Kernaktivität der Bochum-Strategie ist die Förderung immersiver Kunst. Die Stadt möchte ein “Festival der immersiven Kunst” etablieren (Kurzbeschreibung der 50 Kernaktivitäten der Bochum-Strategie). Bei dieser Kunstrichtung wird mit digitalen, häufig lebensecht wirkenden, bewegten Bildern eine virtuelle Realität erzeugt, die den Betrachter denken lässt, er sei Teil einer neuen, virtuellen Welt. Bisher sind in Bochum großformatige Projektionen von virtuellen Realitäten nur im Planetarium möglich. Mit der 2020 neu eingebauten Projektionstechnik können an die Decke der Planetariumskuppel bewegte Bildkunstwerke geworfen werden, bei denen die Besucher denken, sie seien in eine virtuellen Realität gereist.

Virtual-Reality-Box am Dr.-Ruer-Platz

Die STADTGESTALTER schlagen vor, einen zweiten bedeutenden Ort für immersive Kunst in Bochum zu schaffen. Die Idee sieht die Installation einer virtuellen, etwa 6 mal 20 Meter großen Box am Dr.- Ruer-Platz vor. Das neue Gebäude, dass an Stelle der ehemaligen Gastronomie Uhle entstehen soll, wäre dafür besonders geeignet. Die virtuelle, dreidimensionale Box könnte durch zwei große Screens an der Kopf- und der Längsseite des neuen Gebäudes erzeugt werden und ist dann vom Platz wie von der Huestraße gut sichtbar. Mittels der beiden riesigen Bildschirme wird die Illusion eines Raums erzeugt, der mit immersiven Kunstwerken aller Art bespielt werden kann.

Virtual-Reality-Box auf dem Dr.-Ruer-Platz

Das Vorbild in Seoul

Vorbild für die virtuelle Box ist eine ganz ähnliche Installation in Seoul. In der südkoreanischen Hauptstadt sieht man, welche Möglichkeiten eine solche Box bietet. Hier einige Beispiele von Realitäten, die bereits in der Box gezeigt wurden:

Ein lebensgroßer Wal schwimmt in der Box
Die Box wird zum Landeplatz eines riesigen Raumschiffs
Meterhohe Wellen branden durch die Box
Eine Kunstperformance überlebensgroßer Menschen, die sich in der Box bewegen
U.a. farbenfrohe Frühlingswiese auf einer Waldlichtung

Eine einzigartige Attraktion für die Bochumer City

Immersion ist die Kunst bisher nicht denkbar erscheinende Illusionen real erlebbar zu machen. Immersive Kunstwerke sprengen damit die Grenzen des bisher Vorstellbaren. Die Box ermöglicht es Naturschauspiele virtuell großformatig mitten in der Stadt zu zeigen. Ebenso lassen sich
phantastische Illusionen erschaffen und präsentieren, die so bisher niemand gesehen hat. Denkbar wäre aber auch das Ensemble des Schauspielhauses oder die Bochumer Symphoniker in der Box virtuell auftreten zu lassen.

Die Box würde die City um eine einzigartige Attraktion bereichern, die es so in Deutschland, wenn nicht sogar europaweit, bisher nicht zu sehen gibt. Die virtuellen Kunstwerke würden Menschen in die Bochumer Innenstadt locken, die gleichzeitig auch neue potentielle Kunden für die Gastronomiebetriebe und Geschäfte der City darstellen, die die Innenstadt aufgrund ihrer optischen Beliebigkeit über die letzten Jahrzehnte beständig verloren hat. Dieser neue Hotspot der Stadt kann einen bedeutenden Beitrag leisten, die Innenstadt neu zu beleben.

Die Virtual-Reality-Box bringt darüber hinaus neue Kunst nach Bochum und stärkt damit den Ruf der Stadt als sich wandelnde, moderne und digitale Großstadt im Ruhrgebiet. 

Finanzierung und Betrieb

Der dargestellte Gewinn steht auf der einen Seite, auf der anderen Seite müssen die Box sowie die Inszenierungen nachhaltig finanziert werden. Eine Finanzierung könnte auf drei Säulen gestellt werden. Neben einer teilweisen öffentlichen Finanzierung aus dem Kulturetat sowie Kulturförderungen aus Töpfen von Land, Bund und EU, ist eine Werbefinanzierung möglich. Dazu können in der Box zum einen virtuelle Werbeprojektionen gezeigt werden, zum anderen sollten Unternehmen Kunstprojektionen sponsern können. Im Rahmen eines Sponsorings sollten die entsprechenden Unternehmen dann als Förderer eingeblendet werden, Als dritte Säule ist eine Co-Finanzierung durch die Geschäftsleute und Gastronomen der Innenstadt anzustreben, die am meisten von den Besuchern, die die Box anziehen sollte, profitieren würden.

Den Betrieb und die Vermarktung der Box könnte Bochum-Marketing übernehmen, der Herstellungsprozess der virtuellen Werke könnte vom Planetarium unterstützt werden. Zudem könnte die Stadt einen Fördertopf für immersive Kunst einrichten und Künstler bei der Beantragung von Fördermitteln unterstützen, die von Land, Bund und EU für digitale Kunst bereit gestellt werden.

Das von der Stadt im Rahmen der Bochum-Strategie geplante “Festival immersiver Kunst”, hätte mit der virtuellen Box am Dr.-Ruer-Platz einen neuen spektakulären Spielort dazu gewonnen (Kurzbeschreibung der 50 Kernaktivitäten der Bochum-Strategie). Auf diese Weise wird die Voraussetzung geschaffen das Festival auch über die Grenzen Bochum bekannt zu machen.

03 Jan

Herner und Brückstraße sollen zum Wohnzimmer des Kortländer Kiezes werden

Im Norden der Innenstadt entwickelt sich ein ganz besonders Stadtviertel, der Kortländer Kiez. Die STADTGESTALTER legen jetzt einen Vorschlag vor, wie man Herner Straße und Brückstraße umgestalten kann, um den Kiez um einige weitere Attraktionen zu bereichern.

In den letzten 15 Jahren, hat sich der Kortländer Kiez, abgegrenzt von Nordring, Hans-Böckler-Straße und Gustav-Heinemann-Platz, zu einem besonderen Szeneviertel in Bochum entwickelt.

Kortländer Kiez, ein Viertel mit besonderem Charakter

Insbesondere entlang der Herner Straße, haben sich neben der Bochumer Institution dem irischen Pub Paddys einmalige Läden und Kneipen, wie Kugelpudel, Trinkhalle, Café KRTLND und Bioku angesiedelt. Der Kiez ist vielfältig, mulitkulturell, bunt und jung. Es gibt einen besonderen Zusammenhalt, der sich besonders beim Kortlandstraßenfest zeigt, das seit ein paar Jahren im Spätsommer stattfindet. Mit der KoFabrik in der ehemalige „Eisenhütte“ an der Stühmeyerstrasse (KoFabrik) ist dazu ein besonderer Ort für Nachbar*innen, „Projektmacher*innen“ und Unternehmen entstanden, an dem sich alle über das Viertel austauschen können und gemeinsame Pläne geschmiedet werden, wie man den eigenen Lebensraum und das gute Miteinander gestalten kann.

Noch kommen die prägenden Straßen und Plätze des Viertels wie Herner, Dorstener, Brückstraße sowie der Platz am Kortländer und der Imbuschplatz etwas gesichtslos und ziemlich trostlos daher. Doch es gibt schon viele Ideen und Vorschläge der Aktiven im Viertel, was man aus diesen Orten machen und wie man sie neu beleben kann.

Herner und Brückstraße zu lebendigen Orten machen

Zur Umgestaltung von Herner- und Brückstraße legen die STADTGESTALTER jetzt einen ersten Vorschlag vor. Dieser soll zeigen und visualisieren, wie Herner und Brückstraße zum Wohnzimmer des Kiezes werden können, auf dem zukünftig das Leben pulsiert.

Umgestaltung Herner und Brückstraße
Immobiliennutzungen Herner und Brückstraße

Die Planungen sind als erste Anregung zu verstehen, die zusammen mit den Aktiven im Kiez weiterentwickelt und konkretisiert werden sollen. Dazu laden die STADTGESTALTER für Dienstag, den 19.01.2021 alle Interessierten zu einer ersten Videokonferenz ein, um die Vorschläge zu diskutieren, zu ergänzen und weiter zu entwickeln (Anmeldung, Dienstag 19.01.21, 19 Uhr).

Die STADTGESTALTER schlagen eine Umgestaltung in zwei Phasen vor. Zunächst eine Umgestaltung der Herner-Straße zwischen Nordring und Kortländer, danach in einer zweiten Phase die Umgestaltung der Brückstraße zwischen Kortländer und Hans-Böckler-Straße. Ziel ist es die Verkehrsflächen auf beiden Straßenabschnitten neuen Nutzungen zuzuführen. Die Menschen sollen den Straßenraum für das Leben zurück erobern. Auf Flächen, auf denen heute noch der Verkehr fließt, soll zukünftig das Leben pulsieren und Grünflächen die Straßen attraktiver machen.

Aus Straßenraum wird Lebensraum

Dazu wird vorgeschlagen beide Straßenabschnitte zu Einbahnstraßen zu machen. Der Plan der STADTGESTALTER sieht vor, dass die Herner Straße nur noch in Richtung Nordring mit dem Auto befahren werden kann, die Brückstraße in Gegenrichtung nur noch in Richtung Hans-Böckler-Straße. Auf diese Weise muss für den Autoverkehr auf beiden Straßen nur noch eine Fahrspur vorgehalten werden. Die Zufahrt zum Parkhaus unter dem Technischen Rathaus (P3) würde zukünftig über Windmühlen- und Dorstener/Prümerstraße erfolgen, die Ausfahrt über die Windmühlen- und ggf. über die Hans-Böckler-Straße. P5 in der Brückstraße könnte weiter über Dorstener und Brückstraße angefahren werden. Eine Ausfahrt auf diesem Weg ist aber nicht mehr möglich. Ausfahrende über die Brückstraße müssten über die Hans-Böckler-Straße auf den Innenstadtring abbiegen.

Die Linksabbiegespur vom Nordring von Westen in die Herner Straße entfiele. Mit der dadurch entfallenden Ampelphase könnte der Verkehr auf dem Ring beschleunigt werden. Die Zufahrt zum Kiez von Westen würde zukünftig hauptsächlich über die Widumestraße erfolgen.

Der Vorschlag der STADTGESTALTER sieht vor, den Verkehr im Kiez im Wesentlichen neben dem Zufahrtsverkehr zu den Parkhäuser P5 und P3 und dem öffentlichen Verkehr (Busse, Straßenbahn und Taxen) auf solchen von Anliegern und Anwohnern zu beschränken. Öffentliche Parkplätze im Kiez sollen bevorzugt Anwohnern zur Verfügung stehen. Darüber hinaus sollen den Anwohnern Parkplätze in den Parkhäusern unter dem Technischem Rathaus um dem BVZ zur Verfügung gestellt werden. Für Anlieferungen sollen wiederum eigene Flächen ausgewiesen werden.

Auf der rechten Seite von Herner und Brückstraße verbliebe so in Fahrtrichtung Innenstadtring eine Fahrspur für Autofahrer. In Gegenrichtung, auf der linken Straßenhälfte, schlagen die STADTGESTALTER die Anlage eines Zwei-Richtungsradwegs von Nordring bis Hans-Böckler-Straße vor.

Nimmt die Verkehrsfläche im Straßenschnitt bisher auf der Herner Straße 14,40 Meter inklusive 4 Meter Parkstreifen in Anspruch, würden es nach dem Vorschlag der STADTGESTALTER nur noch 6 Meter sein.

Straßenquerschnitt Herner Straße
Straßenquerschnitt Herner Straße, vorher – nachher

Neue Nutzungen, die das Leben auf die Straßen bringen

Die auf diese Weise frei werdenden Flächen können vielfältig genutzt werden, insbesondere von den Anliegern für zusätzliche Freisitze, Biergärten, Ausstellungsflächen der Läden, Aktions- und Spielflächen sowie Flächen für Veranstaltungen, aber auch für Fahrradstellplätze, Grünflächen und Beete sowie Orten zum Verweilen. Im Einzelnen haben die STADTGESTALTER beispielhaft folgende neue Kieznutzungen auf den Straßenabschnitten vorgesehen:

Auf beiden Straßenabschnitten:

+ 1,5 m vor Lebensmittelläden = Außenverkaufsfläche/ „Markt“-Fläche
+ zusätzliche Sitzflächen an Cafés/ Bars/ Gastronomien
+ Grünflächen, Bäume, Insektenblühstreifen, Begrünung der Vordächer
+ Fahrradstellflächen statt Autoparkplätze
+ Förderung der E-Mobilität durch E-Radladestationen und E-Auto Ladestationen
+ Aufwertung der Wartebereiche an Haltestellen + Metropolradstationen an Haltestellen

Nutzungsspezifische Zusatzflächen Herner Straße:

+ Insektenblühstreifen auf Verkehrsinsel
+ Pocket-Spielplatz am Spielwarenladen
+ kleine Open-Air Bühne für Live-Musik am Paddy’s
+ Tischtennisplatten draußen vor der Trinkhalle
+ Large-Scale „Spielstationen“ (Schach, Domino) vor Kulturvereinen
+ Tanzplattform für Tangokurse vor dem Café Eden, OpenAir Kino
+ weitere Veranstaltungen denkbar, eventuell überdachter Pavillion
+ Fahrradparken an der Haltestelle „Deutsches Bergbau Museum“
+ Blumenwiese an Verkehrsinsel
+ Möbel mit integriertem Radstellplatz

Neue Nutzungen Herner Straße
Neue Nutzungen Herner Straße

Nutzungsspezifische Zusatzflächen in der Brückstraße:

+ Aufwertung der Haltestelle durch Schaukeln (o.Ä.), interaktive Haltestelle
+ Fahrradparken an der Haltestelle „Brückstraße“
+ Pocket-Parks auf breiten Grünstreifen vor allem für die Anwohner des betreuten Wohnens inklusive Boulodrom
+ Currywurst ToGo Außenverkaufsfläche bei Dönninghaus

Neue Nutzungen Brückstraße
Neue Nutzungen Brückstraße

Ergänzungen Kanalstraße:
+ E-Ladestationen auf der Kanalstraße für Fahrräder
+ weiter Innen E-Ladestation für Autos

Die von den STADTGESTALTERn vorgeschlagenen neuen Nutzungsmöglichkeiten werden das Leben im Kortlandkiez noch mehr auf die beiden Straßen verlagern. Der Kiez wird noch lebendiger und noch lebenswerter. Er wird gewissermaßen zu einem Vorzeigeviertel, in dem sich erleben lässt, was es bedeutet, wenn die Menschen die Straße als Lebensraum zurückgewinnen.

Das weitere Vorgehen: Von der Idee bis zum Beschluss zur Umgestaltung

Ein großer Vorteil, der von den STADTGESTALTERn vorgeschlagenen Modullösung, ist, in einem gemeinsamen Prozess mit den Bewohnern, den Immobilienbesitzern und den geschäftlich Aktiven im Kiez, können die Nutzungen der verschiedenen Teilflächen so angepasst werden, dass sie den Bedürfnissen und Wünschen der jeweils Beteiligten und Betroffenen entsprechen. Zudem entfällt ein Komplettumbau der Straßen. Aufbauend auf den bestehenden Strukturen, müssen nur Teilflächen neugestaltet bebaut oder umgebaut werden. Entsprechend bleibt der Finanzaufwand der Umgestaltung in Grenzen. Die STADTGESTALTER schlagen vor, kurzfristig die Herner und dann in einem zweiten Schritt die Brückstraße umzugestalten.

In einem ersten Schritt wollen die STADTGESTALTER mit allen interessierten Aktiven aus dem Kiez, ihren Vorschlag zu einem gemeinsamen Plan weiterentwickeln, der dann der Stadt als Grundlage für einen Beschluss zu einer entsprechenden Umgestaltung von Herner und Brückstraße dienen soll. Am Dienstag 19.01.21, 19 Uhr wollen die STADTGESTALTER diesen Prozess starten (Anmeldung, Dienstag 19.01.21, 19 Uhr).

Architektonische Entwürfe Helen Kühn & Sarah Staiger (B.Sc. Architektur)

19 Okt

Stadtpolitische Herausforderungen in Bochum 2020 bis 2025

In der am ersten November beginnende Wahlperiode steht die Bochumer Politik vor großen Herausforderungen. In vielen wichtigen Bereichen müssen grundlegende Entscheidungen getroffen werden, die für die Zukunft der Stadt von herausragender Bedeutung sind.

Hier eine Auflistung wichtiger Themen und Herausforderungen, zu denen die Politik in den nächsten 5 Jahren wichtige Entscheidungen treffen müsste:

Klimaschutz – Bisher verfolgt die Stadt das unambitionierte Ziel bis 2050 den Ausstoß der Treibhausgase auf 80% zu reduzieren. Um das im Pariser Abkommen vereinbarte 1,5°-Ziel zu erreichen wäre es erforderlich, dass die Stadt dieses Ziel anpasst. Kopenhagen will bereits 2025 klimaneutral sein, Bochum sollte es 2030, spätestens 2040 sein.

Um das Ziel zu erreichen, müsste die Stadt gleich zu Beginn der Wahlperiode ein Maßnahmenpaket auf den Weg bringen, mit dem sich das gesetzte Ziel sicher erreichen lässt. Weiterhin müsste für die Umsetzung ein wirksames Controlling eingeführt werden, mit dem gesteuert und kontrolliert wird, dass die Maßnahmen wie geplant realisiert werden. Für die Bürger müsste dabei transparent veranschaulicht werden, in welchen Zeiträumen welche Maßnahmen umgesetzt werden und wie der aktuelle Stand der Realisierung ist.

Mobilität – Die Zielvorgabe der Landesregierung für das Ruhrgebiet sieht vor, dass in spätestens 10 Jahren je 25% der Wege mit dem Auto, mit Bus und Bahn, dem Rad und zu Fuß zurückgelegt werden. Bisher ist Bochum davon weit entfernt. Für nur 7% der Wege wird das Rad genutzt, für nur 15% der ÖPNV, dafür aber für 54% der Wege immer noch das Auto.

Um das genannte Ziel zu erreichen müsste die Stadt somit möglichst schnell Maßnahmen auf den Weg bringen, mit denen Radwege- und ÖPNV-Netz so attraktiv gemacht werden, dass die entsprechenden Nutzerzahlen in den nächsten Jahren deutlich steigen.

Als Zielvorgabe sollte im Leitbild Mobilität zusätzlich die Zukunftsvision der 15-Minuten-Stadt verankert werden. Den Einwohner der Stadt sollte es möglich sein alle wesentlichen Besorgungen in der Stadt in 15 Minuten mit dem Rad oder zu Fuß zu erledigen..

Bei den Radwegen sind alle Hauptverkehrsstraßen mit Radwegen zu versehen, beim ÖPNV sollten vordringlich konkrete Planungen für die Verbindungen: August-Bebel-Platz – WAT Bahnhof – Höntrop Kirche – Hontrop S, von RUB und Hochschule nach Langendreer und Mark 51°7, Ruhrpark – Hauptbahnhof/Innenstadt und die Nordverbindung zwischen Essen und Bochum über Leithe und Günnigfeld auf den Weg gebracht werden.

Innenstadt – Die Negativentwicklung der Innenstadt hat sich durch die Corona-Krise beschleunigt. Dringend wären Maßnahmen erforderlich um diese Entwicklung aufzuhalten und wieder umzukehren. Flair wie Ambiente der Innenstadt, die Erreichbarkeit der Innenstadt mit anderen Verkehrsmitteln als dem Auto müssten erheblich verbessert werden.

Bochum müsste versuchen die Innenstadt von der eindimensionalen Shoppingstadt, die einseitig auf Autokunden ausgerichtet ist, zu einer multifunktionalen Stadt für alle Menschen, in die Besucher nicht nur kommen, um dort ihre Einkäufe zu erledigen, zu entwickeln. Dazu sollte die Stadt besondere Attraktionen bieten, um Menschen aus anderen Städten gewinnen zu können.

Wattenscheid – Insbesondere hinsichtlich Wattenscheid-Mitte besteht die Gefahr, dass hier in wenigen Jahren Zustände entstehen, wie wir sie im Ruhrgebiet schon aus Duisburg-Marxloh, Altenessen und der Dortmunder Nordstadt kennen. Der neue Stadtrat müsste dringend ein Gesamtkonzept auf den Weg bringen, das Maßnahmen vorsieht, mit denen die Innenstadt aufgewertet und die zunehmende soziale Schieflage gestoppt werden kann.

Dabei wäre es ebenfalls erforderlich das Vertrauen der Wattenscheider Bevölkerung zurück zu gewinnen, um die Menschen von der Erforderlichkeit der grundlegenden Erneuerung zu überzeugen und die bei vielen bestehenden Vorbehalte gegenüber Veränderungen zu überwinden.

Bürgerbeteiligung – Um das Vertrauen der Menschen in politische Entscheidungen zurück zu gewinnen und sie an Entscheidungen maßgeblich zu beteiligen, müsste die Beteiligung der Bürger auf ein neues Niveau gehoben und die Politik transparenter werden.

Erste Maßnahmen dazu wären die Einführung von Rats-TV und die Einführung eines transparenten und institutionalisierten Beteiligungsprozesses bei wichtigen (Bau-)Vorhaben sowie die Einführung einer digitalen Beteiligungsplattform, über die die Bürger, beabsichtigte Entscheidungen nicht nur kommentieren und bewerten, sondern auch selbst initiieren können, sowie darüber maßgeblich mitentscheiden können.

Digitalisierung – Bis zum Ende der Wahlperiode sollten alle Dienstleistungen der Stadt, bei denen dies technisch möglich ist, auch digital abrufbar sein, Unterricht an den Schulen müsste durchgehend digital möglich sein. Die Lücken im Breitbandnetz der Stadt müssten geschlossen sein.
Schulen – Bis 2025 müsste die Politik die Sanierung der Schulen beschleunigen, sowie die Ausstattung der Schulen soweit verbessern, dass diese in NRW als vorbildlich gelten. Dazu würde gehören, dass bis 2025 alle Schulen an das Glasfasernetz angeschlossen sind.

Auch sollte bis 2025 eine weitere Gesamtschule in Wattenscheid geschaffen und dafür die endgültige Schließung der verbliebenen Hauptschulen beschlossen werden.

Auch gälte es ein Konzept auf den Weg zu bringen, wie es gelingen kann, dass alle Grundschüler bis auf wenige Ausnahmen nach der Grundschule mindestens eine Empfehlung für die Realschule erhalten.

Stadtteile – Bis 2025 sollte jeder Stadtteil über ein Stadtteilentwicklungskonzept verfügen, das festlegt, welche Maßnahmen getroffen werden sollen, um insbesondere die Stadtteilzentren, aber auch die Wohngebiete weiter zu entwickeln.

Bei einigen Stadtteilzentren ist eine umfassende Wiederbelebung erforderlich, in einigen Stadtgebieten sollte die Wohnqualität deutlich verbessert werden, in anderen sollten Maßnahmen getroffen werden, um die Verkehrsbelastungen zu reduzieren. Dazu müssten vielerorts Maßnahmen auf den Weg gebracht werden, um Plätze mit hoher Verweilqualität zu schaffen und die soziale Infrastruktur (Stadtteiltreffpunkte, Sporthallen, Kinderbetreungs- und Bildungsangebot u.a.) zu verbessern.

Viele Wohngebäude sind in Bochum modernisierungs- und sanierungsbedürftig sowie nicht barrierefrei, hier müsste die Stadt mehr Anreize schaffen, dass diese in einen zeitgemäßen Zustand versetzt werden, ohne dass nach der Renovierung unangemessen hohe Miet- oder Kaufpreise verlangt werden.

STEAG – Gleich zu Beginn der Wahlperiode müsste die Stadt die erforderlichen Maßnahmen beschließen, endlich ihre Anteile an der STEAG zu verkaufen sowie alle weiteren Beteiligungen an Unternehmen, deren Kerngeschäft immer noch die Verstromung fossiler Energieträger ist. Nur so lässt sich das Kapitel städtischer Fehlinvestitionen im Energiebereich endgültig abschließen.

Makercity 
– In der neuen Wahlperiode sollte die Politik den Wandel zur Makercity einleiten, zu einer Stadt, die ihren Einwohnern vielfältige Gelegenheiten und Möglichkeiten gibt, ihre unternehmerischen und kreativen Ideen in Maker-, Workspaces und anderen sogenannten Third Places auszuprobieren, eigene Unternehmungen im wirtschaftlichen, kreativen wie sozialen Bereich aufzubauen und zu Machern zu werden, die nicht nur Dienstleistungen anbieten, sondern auch innovative Produkte entwickeln, die sich im weltweiten Wettbewerb durchsetzen. Dadurch würden neue Arbeitsplätze, besonders im handwerklichen Bereich geschaffen.

Die Ruhr-Universität hat bereits einen ersten Makerspace in Betrieb genommen, ein weiterer soll im Haus des Wissens entstehen. Bis 2025 sollten einige weitere Makerspaces ihren Betrieb aufgenommen haben.

Stadtfinanzen, Entschuldung – In den nächsten 5 Jahren sollte die Stadt ein Entschuldungskonzept erarbeiten, das darlegt, wie die Stadt die Verschuldung von aktuell rund 1,9 Mrd. in einem absehbaren Zeitraum abbaut. Dabei ist gegenüber Land und Bund weiterhin darauf zu drängen, dass diese einen wesentlichen Teil der Altschulden übernehmen.

Ruhrstadt – Bis 2025 sollte nicht nur Bochum, sondern auch die anderen Städte des Ruhrgebietes ein strategisches Konzept wie einen Fahrplan vorlegen, wie in den folgenden 5 bis 10 Jahren der Wandel vom Flickenteppich Ruhrgebiet zu einer starken Metropole Ruhrstadt erfolgen soll, in der wichtige Bereiche wie Nahverkehr, Flächenentwicklung oder Kultur, die das ganze Ruhrgebiet betreffen, zentral verwaltet werden.

Letztlich entscheidet der Stadtrat und der Oberbürgermeister, welche politischen Themen in den nächsten 5 Jahren in der Stadtpolitik angepackt und vorangetrieben werden. Über die Mehrheit im neuen Stadtrat verfügen SPD und Grüne. Bereits dem Koalitionsvertrag, den beide Parteien derzeit verhandeln, wird sich entnehmen lassen, wie ambitioniert Rot-Grün die dargestellten Herausforderungen angehen wollen. Zur nächsten Kommunalwahl 2025 kann der Wähler Bilanz ziehen, wie konnten die Herausforderungen von Politik und Verwaltung gemeistert werden.

Stadtpolitische Herausforderungen in Bochum 2020 bis 2025

In der dieser Grafik werden die beschriebenen Herausforderungen visualisiert. Es wird dargestellt, inwieweit die Politik die Themen bearbeitet und dazu Beschlüsse gefasst und wie der Realisierungsstand aktuell aussieht. Die Grafik wird im Laufe der Wahlperiode bis 2025 regelmäßig aktualisiert.

24 Jun

Wo steht Bochum nach dem Ende des Lockdown?

Geht man in diesen Tagen durch die Bochumer Innenstadt, dann schaut es fast so aus, als sei alles so wie vor der Krise, nur die vielen Menschen mit Masken weisen darauf hin, dass die Normalität doch noch nicht zurückgekehrt ist. Was sind die Folgen der Corona-Krise für Bochum? Was kommt noch auf die Stadt zu?

Halten Einzelhandel, Gastronomie und Veranstalter durch?

Mit Maske Bummeln und Shoppen gehen? Da halten sich doch viele zurück. Nicht wenige, die bisher mit Online-Shopping wenig am Hut hatten, haben in der Krise das Einkaufen im Internet zu schätzen gelernt. Diese Effekte werden sich nur begrenzt zurückdrehen lassen. Die negative Entwicklung im Einzelhandel vor Ort in Bochum wird sich beschleunigen. Es wird zu weiteren Geschäftsaufgaben kommen. Zwar tut sich vieles in der Bochumer Innenstadt, das positive Effekte haben wird, wie die Erneuerung der Plätze, wie Husemannplatz und hoffentlich auf Rathausplatz, Markthalle, Haus des Wissens und die Anbindung der City an den Radschnellweg. Doch bis diese Projekte umgesetzt sind und Früchte tragen, dauert es noch bis mindestens 2023.

Es wird sich rächen, dass die Politik in Bochum in Sachen Innenstadtaufwertung viel zu spät den Schalter von autogerechter zu lebenswerter Innenstadt umgelegt hat. Die positiven Effekte der lauenden Innenstadtprojekte wird für einige, hoffentlich nicht für viele, Einzelhändler zu spät kommen.

Die Folgen für Gastronomen und Veranstalter werden noch deutlich dramatischer ausfallen. Ein Drittel des Umsatzes in der Innenstadt wird schon heute von der Gastronomie erwirtschaftet. Die weiter bestehenden Maßnahmen, beschränken die Zahl der Kunden und halten sie vom Besuch von Kneipe und Restaurants ab. Es fehlen die Veranstaltungen, nicht nur im Bermudadreieck, die sonst Innenstadtbesucher auch in die Gastronomie locken. Zu erwarten ist, dass auch hier eine Reihe von Betrieben aufgeben wird. Noch nicht absehbar ist, ob sich langfristig neue Betriebe mit gleicher Anziehungskraft finden werden, wenn sich die Lage wieder vollständig normalisiert hat. Auch ist offen, ob Strukturen, wie sie das Bermuda3Eck aufweist, durch den wirtschaftlichen Einbruch nachhaltig geschädigt werden. Können entstehende Leerstände wieder in gleicher Qualität besetzt werden, werden sich Lücken auftun oder werden diese vermehrt durch Betriebe ersetzt, die der Anziehungskraft des 3Ecks nicht zuträglich sind, Stichwort Shisha Bars?

Wird es bald wieder Veranstaltungen wie Bochum Total geben, die den Ruf von Bochum in der Vergangenheit sehr positiv geprägt haben 2021 wieder geben oder fehlt den Veranstaltern in Zukunft die wirtschaftliche Kraft diese zu stemmen?

27 Jan

August-Bebel-Platz autofrei?!

Nach Aufhebung des Grundsatzbeschlusses für die Planung eines autofreien August-Bebel-Platzes am 21.01. in der Bezirksvertretung Wattenscheid soll entsprechend des neu getroffenen Planungsbeschlusses bei der weiteren Planung des Platzes erneut geprüft werden, ob und ggf. wie Autoverkehr über den Platz fließen könnte. Doch trotz dieses Beschlusses ist nicht zu erwarten, dass letztlich ein Planungsentwurf realisiert wird, bei dem der Verkehr weiterhin über den Platz fließt, denn nur für einen Platz ohne Autoverkehr wird es regulär Fördermittel vom Land geben.

Bezirksregierung sagt, ein Bebel-Platz mit Autoverkehr ist nicht förderfähig

Die Aussagen der Bezirksregierung Arnsberg, die die Fördermittel bewilligen muss, sind nach Darstellung der Stadtplanung Bochum eindeutig (Präsentation zum August-Bebel-Platz, Stadt Bochum): Bei der Beibehaltung der Verkehrsführung ist eine Förderfähigkeit für andere gestalterische Maßnahmen auf den Restflächen nicht gegeben. Bleibt der Autoverkehr auf dem Platz dominierend, so verbleiben kaum mehr Flächen, die anders als für Verkehr genutzt werden können. Heute beansprucht der Autoverkehr 41% der Platzfläche, Bus und Bahn 15% (Nutzung Fläche August-Bebel-Platz). Auch direkt neben der Straße bestehen bei Erhaltung des Autoverkehrs keine Gestaltungsmöglichkeiten, niemand will mit einer Bank direkt an der Straße sitzen oder dort seine Kinder spielen lassen. Eine neue, attraktivere Nutzung von Flächen zum Beispiel für großzügige Freisitzbereiche durch Restaurants und Cafés, sowie ausgedehnte Spielareale, Grünbereiche und Ruhezonen oder eine ausreichend große Fläche für Veranstaltungen wie einen Weihnachtsmarkt, ist nicht möglich, wenn diese auch weiterhin vom Autoverkehr beansprucht werden. Weiterlesen

04 Jan

Bürgerentscheid zum August-Bebel-Platz

Wer an Wattenscheid denkt, der hat als erstes den August-Bebel-Platz im Auge. Der schlechte Ruf der Stadt ist nicht zuletzt Folge des trostlosen Stadtbildes der Innenstadt, das besonders durch diesen Platz geprägt wird.

Die Umgestaltung des Platzes wurde bereits 2014 beschlossen

Schon 2014 wurde beschlossen, der Platz soll neu gestaltet werden. Die Umgestaltung ist eine Maßnahme des Stadtteilumbaukonzeptes für Wattenscheid (ISEK Wattenscheid). Also wurden vom Stadtteilbüro zur Umgestaltung des Platzes Bürgerwünsche eingeholt, es gab Begehungen, auch Nutzer und Anwohner wurden befragt.

August-Bebel-Park

Als erste entwickelten die STADTGESTALTER bereits 2014 ein Konzept für die grundlegende Neugestaltung des Platzes. Nach Vorstellung der STADTGESTALTER soll aus dem Platz, der bisher mehr eine überdimensionierte Verkehrskreuzung denn ein echter Platz ist, ein Park werden (Vorschlag August-Bebel-Park). Weiterlesen

15 Dez

Spielplatz auf dem Kuhhirtenplatz im Stadtrat beschlossen

Auf dem Kuhhirtenplatz soll ein Spielplatz entstehen. Steter Tropfen höhlt den Stein, könnte man sagen. Den Vorschlag für ein Spielareal auf dem Platz hatten die STATDGESTALTER bereits 2016 gemacht. Jetzt wurde die Realisierung am 12.12.19 Stadtrat im beschlossen.

Der Vorschlag den Kuhhirtenplatz zum Spielplatz zu machen gibt es seit 2016

Im Beitrag der STADTGESTALTER vom 14.02.2016 (Innenstädte sollen neue Spielplätze erhalten) heißt es. “Die Bochumer Innenstadt bietet “z.B. neben dem neu zu gestaltenden Husemannplatz der Kuhhirtenplatz einen idealen Platz, um dort einen Spielbereich zu schaffen, der nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für jung gebliebene Erwachsene zum Anziehungspunkt werden könnte.

So könnte der Kuhirtenplatz zum Beispiel wie folgt aufgewertet werden (siehe Plan):

  • Eine Rutsche vom Boulevard die Treppen hinunter auf den Kuhirtenplatz.
  • Ein Spieltrampolin neben dem schon Platz vorhandenen Fluss, der sich schon heute bei Kindern großer Beliebtheit erfreut.
  • Eine mit Mosaikfliesen belegte Spielfigur, wie der bei den Kindern sehr beliebte Spieldrache auf dem Apollonia-Pfau-Park (Bericht der Bochumschau).
  • Stadtschaukeln auf dem Boulevard, wie jene in Montreal, die dort nicht nur Kinder begeistern (Die 21 Schaukeln von Montreal).”

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28 Sep

Den Radschnellweg (RS1) über eine Hochtrasse mitten durch die Innenstadt führen

Über 3.000 Rad-Pendler pro Tag sollen den Radschnellweg Ruhr (RS1) zwischen Essen, Bochum und Dortmund befahren, so sagt es die Machbarkeitsstudie für den RS1 voraus (Machbarkeitsstudie Radschnellweg Ruhr, Seite 29). Werden auch die Radfahrer zu den Pendlern hinzugezählt, die aus anderen Gründen den RS1 benutzen werden, um z.B. zum Einkaufen zu fahren, Freunde oder Bekannte zu besuchen, um aus Spaß Rad zu fahren oder andere Dinge zu erledigen, ist sogar mit 5.000 Radfahrern zu rechnen, die jeden Tag den Radschnellweg Ruhr benutzen werden.

Schaut man sich die Nutzungsentwicklung von Erzbahn- wie Springorumtrasse in Bochum an, dann könnten die Schätzungen des RVR aus dem Jahr 2014 sogar noch deutlich übertroffen werden.

Der Radschnellweg muss durch die Bochumer City geführt werden

Wird der RS1 mitten durch oder direkt an der Bochumer Innenstadt vorbei geführt, lohnt sich für die Nutzer des RS1 ein Stopp in der Bochumer City. 20.000 Radler auf dem Radschnellweg Ruhr sind 20.000 potentielle Kunden für die Bochumer City. Für eine Innenstadt, die in den letzten Jahren bedenklich viele Kunden verloren hat, ein unglaubliches Potential. Der Radschnellweg Ruhr könnte also eine große Chance für die Bochumer City sein. Um so direkter der RS1 durch die Innenstadt geführt wird, um so größer der Gewinn für die City. Eine Führung des Radschnellweges südlich der Bahnlinie Essen – Bochum – Dortmund, wie sie Verwaltung und die Rot-Grüne Koalition im Rat derzeit noch in Betracht ziehen, ist indiskutabel, da sie für die Innenstadt praktisch nutzlos wäre. Weiterlesen

04 Aug

Verkehrs- und Umgestaltungskonzept Bermuda3Eck

Die Interessengemeinschaft Bermuda3Eck (ISG) hat Mitte diesen Jahres ein umfangreiches Konzept zur Weiterentwicklung des Bermuda3Ecks vorgestellt. Vorgeschlagen wird unter anderem ein Streetfoodmarkt, eine Kultur- und Gastromeile an der Viktoriastraße und eine Seilbahnlinie zwischen Ruhr-Universität und 3Eck (Konzept der ISG Bermuda3Eck).. Das Bermuda3eck befindet sich in einem ständigen Wandel und möchte auch für die Zukunft seine Stellung als das Ausgehviertel des Ruhrgebiets sichern.

Gleichzeitig will die Stadt mit Hilfe des Stadtentwicklungskonzeptes Innenstadt einige Baustellen im Bermuda3Eck angehen. Dabei sind u.a. Kerkwege und Viktoriastraße, aber auch die Bahnunterführung von der Hermannshöhe zur Kreuzstraße Orte, die überplant und umgestaltet werden sollen.

Verkehrs- und Gestaltungskonzept Bermuda3Eck der STADTGESTALTER

Ausgehend von diesen Eckpunkten legen die STADTGESTALTER nun erste Vorschläge für das Bermuda3Eck vor, die zeigen wie einige der von der ISG angestrebten Änderungen umgesetzt werden könnten (Verkehrs- und Gestaltungskonzept Bermuda3Eck, STADTGESTALTER). Insbesondere haben die STADTGESTALTER ein Verkehrskonzept entwickelt, das Flächen schafft, um im 3Eck zusätzliche Nutzungen zu ermöglichen. Ein weiteres Ziel ist durch eine Reduzierung des Verkehrs die Attraktivität sowie Flair und Ambiente im Bermuda3Eck zu erhöhen.

Im Einzelnen schlagen die STADTGESTALTER folgende Maßnahmen vor: Weiterlesen