25 Okt

Tiny House Quartier für Goldhamme

Die STADTGESTALTER schlagen vor, Goldhamme mit einem Tiny House Quartier einen neuen Impuls zu geben. Das neue Wohnquartier soll Goldhamme auch für Menschen aus Gesellschaftsschichten attraktiv machen, die bisher eher nicht in den Stadtteil ziehen. Zudem soll ein neues Nahversorgungszentrum entstehen.

Der Vorschlag soll helfen der negative Entwicklung des Stadtteil entgegen zu wirken. Die soziale Schieflage im Stadtteil Goldhamme hat in den letzten Jahren immer weiter zugenommen. Auch eine gute Nahversorgung ist im Stadtviertel nicht mehr möglich. 

Goldhamme, ein Stadtteil mit vielfältigen Schwierigkeiten

Die Stadt bezeichnet Goldhamme als “Ankommerstadtteil”. Eine Umschreibung dafür, dass Menschen die mit wenig Geld und geringen Ansprüchen an Wohnkomfort nach Bochum kommen, sich dort ansiedeln und dann wieder wegziehen, wenn es der Geldbeutel zulässt.

Die kleinen Geschäfte im Viertel sind fast alle verschwunden, ein Stadtteilzentrum gibt es nicht. Auch das Stadtteilentwicklungskonzept Stadtteilumbau West konnte insbesondere für das nördliche Goldhamme keine positive Entwicklung in Gang setzen. Der Schwerpunkt bei den Maßnahmen lag nicht in Goldhamme, sondern in Stahlhausen rund um den Springerplatz.

In Goldhamme fehlt mittlerweile die soziale Durchmischung, wie es sie noch bis in die 60er Jahre gab. “In sozialer Hinsicht wohnen im „Westend“ [zu dem Goldhamme zählt] hauptsächlich Personen mit niedrigem bis mittlerem Bildungsstand und Einkommen, darunter überproportional häufig Menschen in sozialen und finanziellen Bedarfslagen … Goldhamme gehört zu der Gruppe der Stadtteile mit den höchsten Ausländeranteilen. Der Schwerpunkt liegt auf Personen aus dem türkischen Kulturkreis, es wird aber auch eine Zunahme von Bewohnern aus Osteuropa (Polen, Russland, Bulgarien etc.) beobachtet.”, so wird die Lage im Städebaulichen Entwicklungskonzept Goldhamme beschrieben.

Ein weiteres Problemfeld stellt die Nahversorgung dar. Eine angemessene Nahversorgung des Stadtteils ist nicht mehr gewährleistet. Es fehlt in Goldhamme eine städtebauliche Mitte mit Platzcharakter, heißt es im Städebaulichen Entwicklungskonzept Goldhamme 

Entwicklungsziele für Goldhamme

Für den Stadtteil auch Menschen anderer sozialer Schichten zu gewinnen und die Nahversorgung zu verbessern, sollten daher zwei zentrale Ziele bei der zukünftigen Stadtentwicklung in Goldhamme sein.

Entwicklungspotential im Norden von Goldhamme

Die STADTGESTALTER haben vor diesem Hintergrund die Entwicklung einer Fläche ins Auge gefasst, die bisher nicht Gegenstand des Entwicklungskonzepts Goldhamme war. Es handelt sich um das Grabeland westlich der Goldhammer und nördlicher der Wattenscheider Straße. Diese Fläche befindet sich im Besitz eines Privateigentümers, der Stadt sowie der Vonovia. Aktuell befindet sich hier eine wild gewachsene Siedlung von Hütten und Schuppen. Die Gegend wird von den Bewohner und Besuchern als tendenziell verwahrlost und verloren wahrgenommen.

Lage der Entwicklungsfläche in Goldhamme

Die Fläche bietet also Entwicklungspotential, um hier Möglichkeiten zur Nahversorgung und neue Wohnmöglichkeiten für Menschen aus sozialen Schichten zu schaffen, die bisher wenig bis gar nicht in Goldhamme anzutreffen sind.

Dabei sind jedoch insbesondere 3 Punkte zu beachten:
– Das Grabeland hat einen Naturwert, der durch eine Bebauung nicht verloren gehen sollte.
– Durch das Gebiet führt eine zentrale Gaspipeline, die nicht mit festen Wohngebäuden überbaut werden darf.
– Die Fläche ist Bergschadensgebiet, so dass eine Bebauung mit großen Wohngebäuden voraussichtlich schwierig und kostenaufwendig wäre.

Die Idee des Tiny House Quartiers Goldhamme

Um diesen drei Anforderungen gerecht zu werden, schlagen die STADTGESTALTER vor, auf der beschriebenen Fläche ein Tiny House Quartier anzulegen, in dem sich 100 bis 200 Bewohner ansiedeln könnten.

Plan Tiny House Quartier Goldhamme

Tiny Houses sind Klein- und Minihäuser, in denen 1-3 Personen auf nur 15-60 Quadratmeter Grundfläche leben. Insbesondere in den USA und Großbritannien gibt es mittlerweile ein Tiny House Movement. Eine Bewegung von Menschen, deren Ziel eine nachhaltige Wohn- und Lebensweise auf möglichst kleiner Fläche ist. “Reduce to the max” bzw. “Weniger ist mehr” könnte als Slogan der Bewegung verstanden werden. Dabei geht es auch darum, sich selbst zu verwirklichen und für sich selbst Tiny Houses zu bauen, die den individuellen Ansprüchen entsprechen (Beispiel für ein Bochum stehendes und gebautes Tiny House), und regelmäßig in Abgrenzung zu typischen amerikanischen Mobilhome-Siedlungen hohe architektonische Standards erfüllen.

Der Plan der STADTGESTALTER sieht ein Quartier von unterschiedlich großen Tiny-Houses vor, in dem sich die Bewohner Nutzgärten, Plätze, Werkstätten, Fahrzeuge und anderes teilen können. Hinzu kommt ein kleines Nahversorgungszentrum an der Goldhammer Straße, mit Quartiersparkhaus , Supermarkt und ggf. anderen Einkaufsmöglichkeiten, das der besseren Nahversorgung des gesamten nördlichen Goldhammes dienen soll.

Bevorzugte Bewohner von Tiny-Houses sind 1-2 Personen-Haushalte mit niedrigem Baubudget, die sich mit ihrem Tiny-House selbst verwirklichen wollen, es daher ganz oder teilweise selbst bauen. Das können Studenten sein, Senioren oder Singles oder Paare jeden Alters sein, die in den eigenen vier Wänden und nicht zur Miete wohnen möchten, aber mit wenig Platz auskommen wollen. Tiny Houses sind mobil, sie können jederzeit an einen anderen Ort versetzt werden.

Das Tiny House Quartier soll nach den Vorstellungen der STADTGESTALTER auf einer großen Gartenfläche angelegt werden, auf der die Mini- und Kleinhäuser stehen. Autos werden im Quartiersparkhaus untergestellt. Straße und Garagen müssen daher nicht gebaut werden. Einfache Wege zum Anschluss der Häuser reichen aus. Jedes Grundstück verfügt über die erforderlichen Versorgungsanschlüsse (Wasser, Abwasser, Strom). Strom für die Siedlung könnte über eine Solaranlage auf den Abraumhügel am Westkreuz erzeugt werden. Auch sollte über eine Kleinkläranlage nachgedacht werden. Um die Bauvorschriften einhalten zu können, müsste die Gesamtfläche an die Bewohner der Tiny-Houses verpachtet werden oder diese besitzen diese gemeinschaftlich.

Weitere Vorschläge für den Norden von Goldhamme

Über die Goldhammer Straße sollte das nördliche Goldhamme einen direkten Bahnanschluss an die von den STADTGESTALTERn bereits vorgeschlagene Regiotram-Llinie (Bahnlinie von der Uni Essen über Leithe und Günnigfeld zum Bochumer Hauptbahnhof) und den Radschnellweg RS1 erhalten. Um den Regiotram-Halt und den RS1 besser zu erreichen zu können sollte darüber hinaus die zugemauerte Unterführung am „Am Frohen Blick” wieder geöffnet werden.

Umgebungsplan Tiny House Quartier Goldhamme

Im Bereich nördlich der Bahnlinie könnten sich die STADTGESTALTER zudem die Anlage eines verkehrsgünstig gelegenen Stadtcampingplatzes vorstellen.

Das Tiny House Quartier soll Goldhamme bereichern

Die Nutzung der Fläche für eine Tiny House Siedlung erscheint ideal, der Gartencharakter des jetzigen Grabelandes bliebe erhalten, jetzige Bewohner der Fläche hätten die Möglichkeit zukünftig in ein Tiny House zu ziehen, die kleinen Häuser des Quartiers passen ebenso zu den benachbarten Schrebergartenanlagen wie zu der ebenfalls kleinteiligen Bebauung entlang der Straße “An der Maarbrücke”.

Das neue Quartier bereichert das Stadtviertel um eine Bevölkerungsgruppe und ermöglicht die Schaffung neuer Nahversorgungsmöglichkeiten. Eine in den Augen der Bewohner tendenziell verwahrloste Ecke von Goldhamme verschwindet, das Stadtbild wird dagegen durch eine Siedlung mit architektonisch spannenden Klein- und Minihäusern auf einer durchgrünten Gartenfläche bereichert, die Stadt Bochum könnte zeigen, dass sie auch neuen Wohnformen Platz bietet.

Um in einem nächsten Schritt die Idee der STADTGESTALTER weiter zu entwickeln, müssten Stadt und Vonovia überzeugt werden ihre Grundstücke dafür bereit zu stellen. Der betroffene private Grundstückseigentümer hat bereits signalisiert, dass er sich eine solche Bebauung vorstellen könnte.

Entwürfe und Pläne: Sarah Staiger (Bachelor of Science Architektur)

10 Gedanken zu „Tiny House Quartier für Goldhamme

  1. Klingt nach einer wirklich guten Idee! Gerade, weil an dieser Stelle keine andere Bebauung möglich ist könnte man die Fläche so nutzen. So ein Tiny House ist aber natürlich in der Anschaffung nicht ganz billig und es wird wohl auch eine Weile dauern, bis sich genug Menschen finden, die sich ein leben im Tiny House vorstllen können. Meiner meinung nach würde es sich lohnen, wenn dort jemand Tiny Houses aufstellt und vermietet, dann wäre die Fläche auf jeden Fall schnell gefüllt und die "Pionierleistung" ist nicht so groß. Preislich bestimmt auch für Studenten interessant.
  2. Irgendwie sollte das Ganze ein Alleinstellungsmerkmal bekommen, da es die Ansätze auch in anderen Kommunen gibt. Ich könnte mir ein „solidarisches Quartier“ vorstellen, in welchem bestimmte Regeln der Nachbarschaft sowohl für Eigentümer wie für Mieter gelten. Allerdings darf man dies nicht mit einer „Kommune“ gleichsetzen. Der Hintergedanke ist zudem, ob es für entsprechende Projekte Fördermittel der EU, des Bundes und/oder des Landes gibt. Dann könnte der Bebauungsplan und/oder der Flächennutzungsplan eventuell beschleunigt angepasst werden.....
  3. Pingback: Tiny-House-Quartier Goldhamme findet großen Anklang – Die STADTGESTALTER

    • Schau mal hier: Wir haben für das Projekt eine FB-Gruppe eingerichtet: https://www.facebook.com/groups/tinyhousequartierbochum Das nächste Treffen zum Thema ist am 15.07., 19 Uhr. Wir freuen uns, wenn du dabei bist.
      • Hallo, ich hätte auch Interesse an diesem Projekt und habe eine Beitrittsanfrage bei Facebook gestellt, jedoch keine Antwort erhalten. Gleiches gilt für eine Freundin von mir. Wir würden uns gerne näher informieren und teilnehmen. Wo findet das Treffen denn statt?
  4. Guten Morgen Dr. Steude, dieses Projekt der tiny Häuser interessiert mich. Bitte teilen sie mir mit wann es das nächste Treffen gibt. Für wann ist die Siedlung geplan, mit welchen Kosten muss man rechnen. Bitte tragen sie mich als Interessenten ein.Vielen Dank.
  5. Guten Tag, das Projekt interessiert mich sehr und ich würde mich freuen, wenn ich zu einem Treffen eingeladen würde. In der Facebook Gruppe habe ich eine Beitrittsanfrage gestellt. Ich freue mich auf Antwort. Herzliche Grüße Susanne
    • Hallo Frau Fiege, wir werden das Projekt erneut beim Handlungskonzept Wohnen aufgreifen, das aktuell von der Stadt erarbeitet wird. Es gibt viele Interessierte. Leider war die Politik bei diesem Projekt bisher sehr zurück haltend. Neues und nicht so Bekanntes hat es in Bochum leider oft unnötig schwer. VG Ihre STASTGESTALTER

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