01 Sep

Drei Vorschläge für Werne

In Bochum-Werne besteht in vielen Bereichen dringender Handlungsbedarf (Stadtteilranking – Welche Ortsteile brauchen dringend Hilfe, welchen geht es gut?), daher hat die Stadt für diesen Stadtteil zusammen mit dem Stadtbereich Langendreer – Alter Bahnhof ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK) aufgestellt. Doch können die dort aufgeführten Maßnahmen nur ein erster Ansatz sein, um die Lebens- und Aufenthaltsqualität in Werne nachhaltig zu verbessern und den festzustellenden Abwärtstrend dauerhaft umzukehren. Die STADTGESTALTER haben für Werne daher drei weitergehende grundlegende Verbesserungsvorschläge entwickelt.

Das Stadtteilzentrum am Werner Hellweg und Werner Markt entwickeln sich negativ

Da entlang des Werner Hellwegs zunehmend eine erhöhter bis hoher Ladenleerstand zu beobachten ist. beseht laut ISEK-Gutachten ein erheblicher Handlungsbedarf in Bezug auf die Stabilisierung des Einzelhandels im Stadtteilzentrum von Werne, Hinzu tritt eine geringe Kaufkraft weiter Teile der Bewohnerschaft. Zudem bleibt der zentrale Werner Markt “aufgrund mangelnder gestalterischer Qualität und Funktionalität jedoch weit hinter seinen Potenzialen zurück“ (ISEK, S. 198).

Auch kritisiert das ISEK Gutachten den schlechten baulichen Zustand der Straßenräume und deren unpassende Dimensionierung. „Der mangelhafte Zustand vieler Straßen und Gehwege stellt aufgrund der damit einhergehenden mangelnden Barrierefreiheit ein wesentliches Problem und eine Gefahrenquelle für Kinder, Familien und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen dar“ (ISEK, S. 184).

Dies ist besonders entlang des Werner Hellwegs auffällig. Der Bereich, in dem sich die Geschäfte entlang der Straße aufreihen, ist nicht barrierefrei. Die Fußgänger werden an den Rand gedrängt. Auf ganzer Länge werden die Fußgängerwege als Parkfläche genutzt, so dass auf dem verbleibenden Gehweg Menschen mit Rollator oder Kinderwagen nicht mehr aneinander vorbei kommen. Die vorgeschriebene Mindestbreite von Gehwegen von 2,5 m wird nicht erreicht. Von 14 m Straßenbreite, werden 11 m vom Autoverkehr zum Fahren und Parken beansprucht (78,5 %), kaum 3 m verbleiben für Fußgänger (21,5 %), für Radfahrer wird kein Platz ausgewiesen. Die Straße bietet insgesamt ein wenig attraktives Bild. Neben der Aufenthalts- ist auch die Gestaltungsqualität des öffentlichen Raums gering, dies wird im Gutachten zum ISEK als mögliche Ursache für die geringe Attraktivität des zentralen Versorgungsbereiches identifiziert (ISEK, S. 339).

Im öffentlichen Nahverkehr besteht Verbesserungsbedarf

Zwar durchfahren wichtige Buslinien den Stadtteil Werne und befinden sich am Rand des Stadtviertels die S-Bahnstationen Langendreer West und Langendreer-S. Die Takte der Busse ist auf einigen Linien gem. ISEK jedoch zu gering (ISEK, S. 185), Auch ist von einigen Siedlungsbereichen der Fußweg zu den Haltestellen, mit teilweise mehr als 5 Minuten, zu lang. In der Folge wird der ÖPNV wie das Rad in Werne vergleichsweise selten genutzt, der durch die Nutzung des Autos entstehende Verkehrslärm liegt in den meisten Wohnquartieren von Werne, deutlich über den Imissionsrichtwerten. Nachts wird in keinem Bereich Wernes der Richtwert von 35 dBA unterschritten, In rund 2/3 der Wohngebiete liegt die Lärmbelastung bei 50 – 55 dBA (ISEK, S. 179). Eine solch hohe Lärmbelastung ist eine wesentliche Ursache für die Unattraktivität entsprechender Wohngebiete.

Drei Verbesserungsvorschläge zur Erhöhung der Attraktivität

Die STADTGESTALTER schlagen drei grundlegende Maßnahmen um die geschilderten Defizite anzugehen.

Shuttlebusse on demand

Shuttle-Bus, Mercedes City Sprinter

Shuttle-Bus-Zone mit Hub-Haltestellen (auf Basis des Nahverkehrsplans 2020)

Nach den Vorstellungen der STADTGESTALTER soll Werne und ein kleiner Teil von Langendreer (Shuttle-Zone) der erste Stadtteil in Bochum werden, in dem die Bürger Shuttle-Busse via App oder Telefon nach Bedarf vor die Haustür bestellen können. Im gewünschten Zeitfenster bringen die Busse bringen die Fahrgäste dann zu einer von fünf Hub-Haltestellen (Werne zentral, Ruhrpark, Langendreer West, Langendreer S und Lütgendortmund), von denen ein direkter Anschluss zu den Hauptlinien des Nahverkehrsnetz sicher gestellt ist. Dadurch werden die Nahverkehrswege und die Umsteigezeiten deutlich kürzer. Der Weg zur Haltestelle entfällt. Der Shuttle-Bus, holt die Fahrgäste so von ihrem Startort ab, dass diese so an der Hub-Haltestelle ankommen, dass sie ohne große Wartezeit auf die gewünschte Hauptverkehrslinie des ÖPNV umsteigen können. Auf diese Weise werden die Fahrten mit dem Nahverkehr deutlich einfacher und komfortabler.

Umgestaltung des Stadtteilzentrum Werner Hellweg

Alte Bahnhofstraße, Vorbild für die Umgestaltung des Werner Hellwegs

Shuttle-Bus-Zone mit Hub-Haltestellen (auf Basis des Nahverkehrsplans 2020)

Querschnitt Werner Hellweg nach Umgestaltung

Busse müssen aufgrund des von den STADTGESTALTERn vorgeschlagenen Nahverkehrskonzeptes nicht mehr über den Werner Hellweg fahren. Dies ermöglicht die von den STADTGESTALTERn vorgeschlagene attraktive Umgestaltung des Hellwegs zwischen Nörenberg und Kreyenfeldstraße nach dem Vorbild der Alten Bahnhofstraße in Langendreer (Umgestaltung Werner Hellweg Entwurf). Ohne Busverkehr lässt sich die Fahrspur des Hellwegs auf 5 m verringern. Die Gehwege können auf 2,5 – 3 m verbreitert werden (Neuer Querschnitt Werner Hellweg). Es bleibt Platz für vom Gehweg separierte Parkstreifen (1,8 – 2 m). Die Fahrzeuge parken nicht mehr auf den Bürgersteigen. Nach Vorstellung der STADTGESTALTER wird die Straßenfläche in ganzer Breite einheitlich und barrierefrei gepflastert. Das erleichtert nicht nur Senioren und Menschen mit Behinderungen die Querung der Straße, auch das Straßenbild wird deutlich aufgewertet. Hinzu kommt, dass entlang der Straße den Parkstreifen unterbrechend Bäume gepflanzt werden können.

An der Kreuzung, Werner Hellweg und Zur Werner Heide, wo der Hellweg bis 20m breit wird, entsteht die Möglichkeit die Straße platzähnlich auszugestalten. Die Aufenthaltsqualität des Stadtteilzentrums kann auf diese Weise deutlich erhöht werden. In der Folge werden auch die privaten Immobilienbesitzer entlang der Straße eher bereit sein ihre Gebäude zu sanieren, zu modernisieren und Geld in eine ansprechende Fassadengestaltung zu investieren, so wiederum erhöht sich die Attraktivität des Stadtteilzentrums für die Ansiedlung neuer Geschäfte und die Zahl der Leerstände nimmt ab.

Die Geschwindigkeit im Stadtteilzentrum wird auf 30 km/h begrenzt, so dass auch Radfahrer die Straße bequem nutzen können.

Der Markt zieht um an den Werner Hellweg

Die STADTESTALTER schlagen darüber hinaus vor, dass der Wochenmarkt zukünftig auf der Straße Zur Werner Heide vom Werner Hellweg nach Süden hin aufgebaut wird (Neuer Standort Wochenmarkt). Vorbild ist der Markt an der Matthäusstraße in Weitmar, der einzige Markt in Bochum, der keine nennenswerten Leerstände aufweist. Auch für diesen Straßenmarkt wird die Straße gesperrt. Zukünftig sollte der Werner Markt zudem zwei- bis dreimal in der Woche, davon mindestens einmal am Nachmittag und Abend, stattfinden.

Der neue Marktstandort ermöglicht es den Kunden Markt und Geschäfte im Stadtteilzentrum gemeinsam aufzusuchen. Dadurch erhöht sich sowohl die Attraktivität des Marktes wie des Stadtteilzentrums. Für mehr Menschen in Werne gibt es einen zusätzlichen Grund die täglichen Besorgungen im eigenen Stadtteil zu erledigen.

Die drei von den STADTGESTALTERn vorgeschlagenen Maßnahmen sind geeignet, die Lebensqualität im Stadtteil Werne deutlich zu erhöhen. Für Immobilienbesitzer wird es dadurch lohnenswerter ihre Gebäude zu sanieren und zu modernisieren. Die beschriebenen Vorschläge sollen die bereits im ISEK festgelegten Maßnahmen ergänzen. Denn bereits jetzt ist absehbar, dass die bisher beschlossenen Maßnahmen nicht ausreichen werden der zunehmenden sozialen Schieflage in Werne nachhaltig entgegen zu wirken und damit sicher zu stellen, dass auch in Zukunft Menschen aus allen Bevölkerungsschichten gerne in Werne wohnen möchten.

3 Gedanken zu „Drei Vorschläge für Werne

  1. Pingback: Ideenschau – Die STADTGESTALTER

  2. Der Shuttle-Bus ist sicherlich eine sehr kostenintensive Variante. Ich denke es wäre besser den vorhandenen Busverkehr zu verbessern und zusätzlich mehr Radleihstationen aufzustellen und den Verleih für eine halbe Stunde (so wie gerade für Studenten schon) kostenlos zu machen. So verbessert man die Erreichbarkeit der ÖPNV Ankerpunkte, während es auch eine klimafreundlichere und gesundheitsfördernde Variante ist. Außerdem sollte der Radverkehr mehr gefördert werden. Der von Ihnen vorgeschlagene Querschnitt ist für Fahrradfahrer trotz der Geschwindigkeitsreduzierung gefährlich. Einerseits durch den fahrenden MIV, andererseits auch durch den ruhenden Verkehr (Autotüren). Besser wäre ein geschützter Streifen, der durch Bäume und ggfs. parkende Autos von der Straße getrennt ist. Den Platz dafür könnte man z.b dadurch gewinnen, dass man nur auf einer Seite einen Parkstreifen anbietet.
  3. Auch könnten, die vorhandenen Metropolrad-stationen in Langendreer, in Werne weitergeführt werden. Viele Bürger*innen fahren zur Arbeit oder Uni von Werne über die S-Bahn-Stationen in Langendreer oder gehen auch in Langendreer zur Schule oder Arbeit. Durch 1-2 Metropolrad-Stationen (z.b. am Werner Markt) könnte die Fahrradnutzung von Werne nach Langendreer und umgekehrt positiv beeinflusst werden. Zusätzlich dazu können die Schulen (wie bereits die Universitäten) mit Metropolrad kooperieren, sodass viele Schüler*innen, Student*innen und Arbeiter*innen die Fahrräder auf ihren Alltagswegen benutzen können.

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